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0930 - Angriff der DYNASTIE

0930 - Angriff der DYNASTIE

Titel: 0930 - Angriff der DYNASTIE
Autoren: Volker Krämer
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Exakt so fühlte sich Cabo Titolk, der die Leitung über die Gefängnisanlage innehatte.
    Der Ewige im Rang eines Gammas hatte diesen Aufgabenbereich als Übergang zu seiner Erhöhung zum Beta gesehen. Ein Posten hier, mitten in einer Eiswüste, war ganz sicher nicht als Beförderung anzusehen. Vielleicht - so hatte Cabo gedacht - wollte man aber nur seine Fähigkeit zur Disziplin prüfen, ehe er zu höheren Weihen gelangen würde.
    Dieses Denkmodell hatte ihm über die ersten vier Jahre hinweggeholfen. Nun jedoch wurde ihm klar, dass es Zeit wurde, die rosarote Brille abzunehmen und den Tatsachen ins Auge zu schauen: Man hatte ihn hierher abgeschoben!
    Niemand hatte den Plan, Titolk von » XX-Delta-Tau « abzulösen. Die ERHABENE war außerordentlich zufrieden mit seiner Arbeit, so teilte man ihm das regelmäßig mit. Ein Lob, das eine fatale Botschaft für den Gamma in sich trug: Du bleibst exakt auf diesem Posten… für immer!
    Über Tristesse und Langeweile konnte Titolk sich hier nicht beklagen - auf » XX-Delta-Tau « herrschte er über den gewaltigen Gefängniskomplex, in dem sich ständig zwischen 4.000 und 5.000 Gefangene befanden. Die meisten davon waren die Anführer von Völkern gewesen, deren Heimatplaneten von der DYNASTIE DER EWIGEN annektiert worden waren.
    Die ERHABENE dachte klug und vorausschauend. Es wäre nicht sonderlich schlau gewesen, die Rebellenführer zu töten - denn so schuf man Märtyrer. Viel besser war es, diese Aufrührer lebenslang in ein Gefängnis wie dieses hier zu stecken. Dann konnte man die Völker mit wohldosierten Nachrichten über ihre Anführer ›füttern‹. Man zeigte ihnen Bilder, auf denen diese sogenannten Helden elend vor sich hinvegetierten, lethargisch und ohne den kleinsten Funken Mut. Die psychologische Wirkung war oft überwältigend.
    Beinahe täglich kamen neue Gefangene, während andere starben und ihre Plätze damit für die Nachfolgenden freimachten.
    Cabo Titolk verfügte über 2.000 Men in Black , den dhyarragesteuerten Cyborgs, die von den EWIGEN stets für die Aufgaben genutzt wurden, die sie selbst nicht zu erledigen gedachten. Die Gegner der DYNASTIE nannten das Feigheit - doch es war nichts anderes als eine Form der Arterhaltung.
    Die Zahl der Ewigen war im Verhältnis zu der anderer Völker eher gering. Unzählige Welten gehörten in den Machtbereich der DYNASTIE DER EWIGEN, also war das Missverhältnis vollkommen klar - nicht überall und auf jedem Posten konnte ein Ewiger sein. Somit erwiesen sich die Men in Black als äußerst hilfreich.
    Außer Titolk befanden sich auf » XX-Delta-Tau « circa 100 Ewige; diese Zahl variierte, denn oft kam es bei einer Ablösung zu einer Unterbelegung. Nur Cabo Titolk - der blieb ständig auf dieser ihm so verhassten Welt.
    Als er an diesem Morgen die Schaltzentrale der Anlage betrat, schien alles seinen normalen Gang zu gehen. Auf dem Hauptbildschirm konnte er ein Shuttle-Schiff starten sehen. Sicher hatte es neue Gefangene gebracht und war nun auf dem Rückweg zu seinem Mutterschiff, das in einem Orbit um den Planeten wartete.
    Einer der Men in Black begann unaufgefordert Meldung zu machen.
    » Gamma , vier neue Gefangene wurden abgeliefert. Sie sind in den grünen Trakt verbracht worden. Es handelt sich um…«
    Titolk winkte nur ab.
    »Schon gut, schon gut, Details will ich nicht wissen.«
    Der Cyborg schwieg. War er beleidigt? Unsinn, das war ja überhaupt nicht möglich.
    Von dem Shuttle war nun bereits nichts mehr zu sehen, denn draußen tobte wieder einmal einer dieser unbarmherzigen Schneestürme, die stets an Titolks Nerven zerrten. Innerhalb der Anlage war er natürlich absolut vor den Unbilden der extremen Witterung auf der Planetenoberfläche geschützt. Das war ihm vollkommen klar, doch sein Unterbewusstsein meldete dennoch stets Entsetzen an, wenn draußen die gesamte Welt in Eis und Schnee getaucht, gerüttelt und geschüttelt wurde, bis sie unter den weißen Massen schier zu vergehen schien. Selbstverständlich geschah das nie, doch dieses Wissen brachte Cabo nicht den Hauch von Erleichterung.
    Nur zu gerne hätte er jetzt in diesem Shuttle gesessen, das nun bald irgendwo da oben an einem Supra-Kreuzer oder sogar einem Schlachtschiff der DYNASTIE andocken würde. Das Kommando auf einem solchen Schiff wäre Titolk wie eine wahnsinnig große Beförderung erschienen, auch wenn das formell nicht der Fall gewesen wäre.
    Fort von dieser Frostwelt, von diesen düsteren Mauern, von den Gefangenen - den
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