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Das Zaubergift

Das Zaubergift

Titel: Das Zaubergift
Autoren: Martin Scott
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1. KAPITEL
    Makri betritt die Rächende Axt mit dem Schwert an der Hüfte und einem Bündel Notizen aus ihrem Philosophiekurs in der Hand. Der Schweiß rinnt ihr in Bächen den Hals hinunter.
    »Draußen ist es heißer als in der orgkischen Hölle!«, beschwert sie sich.
    Ich knurre zustimmend. Für mehr reicht meine Energie nicht. Hier drinnen ist es nämlich auch heißer als im Orgkus, dieser verdammten Hölle der Orgks. Ich schaffe es gerade noch, meinen Bierhumpen zum Mund zu führen.
    Makri muss gleich ihre Schicht als Serviererin anfangen. Sie zieht die Männerkleidung aus, die sie auf der Straße trägt, wirft sie hinter den Tresen und gießt sich etwas Wasser aus dem Krug über Gesicht und Hals. Es läuft über ihr äußerst knappes Kettenoberteil und das noch knappere Höschen aus demselben Material. Ihre Kleidung verhüllt so gut wie nichts, sondern betont jede Einzelheit ihres wohlgeformten Körpers, was Makri einen nie versiegenden Strom von Trinkgeld aus den Taschen der Hafenarbeiter, der Seeleute, der Barbarensöldner und all der anderen Nichtsnutze, die in dieser Kaschemme trinken, sichert.
    Makri bewohnt ein winziges Zimmerchen im ersten Stock. Ich wohne ebenfalls hier, einige Türen weiter den Flur hinunter. Mein Name ist Thraxas, und wenn es nicht zu heiß ist, um sich zu rühren, arbeite ich als Privatdetektiv.
    Der beste Magische Ermittler im Stadtstaat von Turai prahlt das Schild draußen an meiner Bürotür. Zugegeben, meine Zauberkraft ist mittlerweile etwas eingeschränkt und bedauerlicherweise sogar noch im Abnehmen begriffen. Den einen oder anderen Zauberspruch kann ich allerdings noch aus dem Ärmel schütteln, auch wenn ich mich vielleicht dabei nicht so geschickt anstelle wie einer dieser vornehmen Palastzauberer. Und ich verfüge auch immer noch über die geschärften Sinne, die man sich beim Studium der Magie aneignet. Außerdem gehe ich sehr entschlossen vor, wenn ich an einem Fall arbeite. Also dürfte das Schild wohl einigermaßen zutreffend sein.
    Auch noch draufzuschreiben, dass ich äußerst preiswert bin, habe ich mir geschenkt. Das weiß sowieso jeder. Seit ich meinen gut bezahlten Posten als Hoher Ermittler im Palast verloren habe, kann ich nicht gerade behaupten, dass es das Leben in finanzieller Hinsicht besonders gut mit mir gemeint hat.
    Ich hebe schlaff die Hand, um Gurdh, einem in die Jahre gekommenen Barbaren aus den Nordlanden und Besitzer der Rächenden Axt, zu signalisieren, dass ich gern noch einen Humpen Bier hätte.
    »Du hast wohl keine Lust zu arbeiten, hm?«, erkundigt sich Makri.
    Ich wedele abwehrend mit der Hand. »Ich hab immer noch genug von meinem letzten Honorar übrig.«
    Vor sechs Wochen habe ich Prätor Zitzerius aus der Klemme geholfen. Zitzerius ist ein sehr bedeutender Mann in unserem Stadtstaat von Turai. Er ist viel bedeutender als ein Senator und mittlerweile sogar bedeutender als ein Prätor, denn er hat gerade die Wahl zum Vizekonsul gewonnen. Damit ist er der zweithöchste Regierungsbonze nach Konsul Kahlius, der wiederum nur unserem König Rechenschaft schuldig ist.
    »Ja«, füge ich nachdenklich hinzu und hebe meinen Humpen.
    »Der gute alte Zitzerius hat mein Honorar äußerst großzügig bemessen – das muss ich zugeben. Andererseits hätte er die Wahl wohl kaum gewonnen, wenn ich nicht seinen Ruf gerettet hätte.«
    Makri lacht spöttisch. Sie verspottet mich häufig für das, was ich sage. Normalerweise macht mir das nichts aus. Denn erstens ist sie einer der sehr wenigen Freunde, die ich in dieser schmutzigen Stadt habe, und zweitens hilft sie mir oft bei meiner Arbeit. Zwar nicht direkt bei den Ermittlungen, aber wenn es ums Kämpfen geht, ist sie oft an meiner Seite. Hier in Zwölf Seen, dem armen und von Verbrechen gepeinigten Hafenviertel von Turai, mögen die Leute es im Allgemeinen nicht besonders, wenn man zu viele Fragen stellt. In fast allen Fällen, in denen ich ermittle, muss ich meinen Worten früher oder später mit dem Schwert Nachdruck verleihen. Womit ich grundsätzlich kein Problem habe. Ich bin nämlich sehr gut mit dem Schwert. Aber Makri, der es sogar gelungen ist, aus den orgkischen Gladiatorengruben zu entkommen, führt wohl eine der tödlichsten Klingen überhaupt, das ist keine Übertreibung. Makri mag zwar erst einundzwanzig sein und ihren Lebensunterhalt als Serviermädchen verdienen. Aber drückt ihr ein Schwert in die eine, eine Axt in die andere Hand, und stellt eine Reihe Widersacher vor ihr auf. Ihr
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