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Verschleppt ins Tal Diabolo

Verschleppt ins Tal Diabolo

Titel: Verschleppt ins Tal Diabolo
Autoren: Stefan Wolf
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eine sanfte Anhöhe entlangzog.
    Einkaufen!, dachte Schulten.
Oder sie hauen sich gelato ( Speiseeis ) in die Wampe. Marion ist süchtig
danach. Könnte davon leben. Blöde Kuh!
    Jetzt hatte er seine Chance.
Mit dem Gewehr unterm Arm stolperte er den Hang hinab. Mit der freien Hand
hielt er das Taschentuch auf seiner Glatze fest.
    Außer Atem kam er an. Er lehnte
sich an die Hintertür und probierte die Klinke. Doch! Es war abgeschlossen. Er
stellte sein Gewehr ab, umrundete das Haus, fand ein Fenster — es gehörte zum
Schlafzimmer — , das nur angelehnt war, vergewisserte sich — weil’s bequemer
gewesen wäre — , dass auch die vordere Tür verschlossen war, und stieg dann
ein. Mühselig zwängte er sich durch das in Brusthöhe angebrachte Fenster.
    Ungemachte Betten. Krimskrams
auf den Nachttischen. Bernds Koffer in der Ecke.
    Schulten blickte auch in Küche,
Bad und Wohnraum. Es gab Zweitschlüssel zu den Türen. Aber er fand sie nicht.
Er öffnete das Fenster neben der hinteren Tür und versuchte, sein Gewehr zu
fassen, das am Türrahmen lehnte. Zu weit.
    Er musste hinausklettern, um es
zu holen. Dann setzte er sich auf die Couch, das Gewehr über den Knien, und
wartete auf die Rückkehr der beiden.

22. Genua kannst du vergessen
     
    Spätestens jetzt, dachte Tim,
müssten Wespe & Co. den Caramba gefunden haben. Tja aber? Mit welchem
Vehikel wird die Flucht fortgesetzt? Und wohin? Genua wird doch hoffentlich
angezweifelt. Aus Deutschland sind wir raus. Österreich liegt hinter uns.
Italien hat uns. Und wir haben keine Uniform gesehen, geschweige denn eine
Straßensperre zwecks Fahrzeugkontrolle. Verdammt! Die Rechnung der beiden
Ganoven scheint aufzugehen.
    Sie fuhren seit vier Stunden.
Der Nachmittag neigte sich. Die Sonne berührte die Berggipfel, trotzdem wurde
es wärmer.
    Alle hatten inzwischen die —
chemische — Toilette benutzt, eine blitzsaubere Bedürfnis-Kabine. Alle, auch
die Gangster. Bei denen hatte das jeweils zu kurzen Stopps geführt, denn die
Bewachung — mit Pistole — wurde nicht vernachlässigt.
    Als Gaby mal musste, hatte Tim
gebeten, dass man die Handschelle öffne. Mitnichten. Also hatte er sich mit dem
Rücken an die Kabinentür gelehnt, den rechten Arm grotesk hineingeschoben,
während seine Freundin unablässig spülte. Später hatte sich das Gleiche
zugetragen — mit vertauschten Rollen. Die Gangster grinsten und rissen Zoten.
    Pauline, die achtmonatige
Dackelhündin, hätte Gassi gemusst. Sie durfte nicht. Ihre Erziehung zur
Stubenreinheit erlitt einen Rückschlag. Immerhin hatte sie schon ein
Bewusstsein für Recht und Unrecht entwickelt. Als dann ihr Winseln und Ziehen
in Richtung Tür scheinbar unbeachtet blieb, kauerte sie sich mit schlechtem
Gewissen zu den Metallkisten und machte ihr Bächlein.
    Die Kisten sind sicherlich
wasserdicht, dachte Tim, und wenn nicht — der Euro ist farbecht.
    „Ich sterbe bald vor Durst“,
sagte Charlotte.
    „Ich auch“, nickte Gaby.
    „Heh!“, rief Tim. „Sie da vorn!
Wir verdursten. Gehört das zu Ihrem verdammten Plan?“
    „Beherrscht euch!“, erwiderte
Olaf. Er drehte sich jetzt noch häufiger um. Es war schattig geworden im
Wohnmobil und im Schminkspiegel sah Olaf die Geiseln nicht mehr. „Wir
beherrschen uns schon viel zu lange.“
    „Dann macht noch ein bisschen
so weiter. Wir sind bald am Ziel.“
    Tim spitzte die Ohren. „Am
Ziel? Dann ist Genua aber erheblich nach Norden gerückt.“
    Nach Tims Schätzung befanden
sie sich auf einer gut ausgebauten Gebirgsstraße südwestlich vom Garda-See —
freilich ohne in dessen Sichtnähe zu kommen.
    „Genua?“, meinte Stritzi, der
immer noch am Lenkrad saß. „Wer will denn nach Genua, du Dumpfbacke?! Genua
kannst du vergessen. Das war nur für die beiden Transport-Heinis bestimmt.
Hahah! Und sicherlich stehen jetzt in der Hafenstadt und auf der Route dorthin
sämtliche Bullen Gewehr bei Fuß.“
    „Mein Gott! Sind Sie
raffiniert!“, brüllte Tim.
    Olaf, auf dem Beifahrersitz,
drehte sich um. „Wie meinst du das?“
    Ich darf nicht übertreiben,
dachte Tim. Den Blödel kaufen sie mir nicht ab.
    „Wir haben tatsächlich gedacht,
dass Sie nach Genua wollen. Also nicht. Und wohin geht’s wirklich?“
    „Du wirst dich freuen, wenn
ich’s dir sage, Eugen-Marcel. Eigentlich müsstest du’s checken. Oder siehst du
nicht, wo wir gleich sind?“
    „Von hier hinten aus sehe ich
verdammt wenig. Immer nur ein bisschen Straße.“ Tim war mulmig zumute. Er
begriff, dass
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