Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traumlawine

Traumlawine

Titel: Traumlawine
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
hatten Caerylls Stadt nicht verschont.
    »Bereitmachen zum Entern«, rief Steinmann Sadagar. »Wir werden ihnen beistehen.«
    »Wenn Gerreks Zauberflöte nicht hilft«, erwiderte Fronja, »vermögen unsere Waffen erst recht nichts auszurichten. Carlumen ist ohnehin zu groß, als daß Joby es völlig von Ambes Alpträumen befreien könnte.
    Wie Sargoz und unsere ganze Umgebung ist auch die Fliegende Stadt vom Untergang bedroht. Die Traumlawine wird das Eiland vernichten und sich erst durch die dabei freiwerdenden Gewalten selbst auflösen.«
    »Können wir gar nichts tun?«
    »Wenn es nicht gelingt, Carlumen auf einen neuen Kurs zu bringen, wird die Stadt mit allem, was auf ihr ist, ebenfalls zerstört werden.« Die Bitternis in Fronjas Stimme war unverkennbar.
    Kaum hatten sie angelegt, kletterten sie auch schon an der Schwammscholle empor, bereit, jeden Gegner, der sich ihnen entgegenstellte, erbarmungslos zurückzuschlagen. Das Bild, das sich ihnen darbot, war kaum anders als auf Sargoz. Schwer, noch zwischen Freund und Feind zu unterscheiden.
    Caerylls Söldner hatten sich rund um die Waffenkammern verschanzt. Mit ausreichender Rückendeckung würden sie wohl eine Zeitlang durchhalten. Ebenso die Amazonen, die vom Wurzelstock des Lebensbaums herab vor allem ihre Pfeile sprechen ließen.
    »Zusammenbleiben!« rief Mythor seinen Begleitern zu. »Nur so haben wir die Chance, durchzukommen.«
    Jeden Fußbreit Boden mußten sie sich erkämpfen. Gegen einen solchen Feind zu bestehen, erforderte mehr als nur Mut und Geschicklichkeit.
    Eine Erschütterung durcheile Carlumen .
    »Was war das?« erschrak Sadagar.
    »Möglicherweise bricht die Stadt auseinander.«
    Abermals war es wie ein Aufbäumen. Der Lärm wurde schlagartig leiser.
    »Da!« Glair deutete auf den Schatten, der sich über Carlumen abzeichnete. »Yhr greift an!«
    Es mußte die Schlange des Bösen sein, die die Fliegende Stadt wie in ihrer Umklammerung zu erdrücken schien.
    Joby vergaß sein Flötenspiel, hatte nur noch Augen für das, was um sie her geschah.
    »Wir sind verloren«, ächzte er. »Tut endlich etwas gegen dieses… dieses Monstrum.«
    Plötzlich stand Sargoz nicht mehr linkerhand, sondern schien sich rasend schnell in Richtung Heck zu entfernen. Carlumen änderte seine Fahrtrichtung.
    Die ersten Angreifer verschwanden, als hätte es sie nie gegeben.
    »Die Schlange Yhr hat uns geholfen«, stöhnte Sadagar. »Wieso?«
    Sie konnten nur vermuten, daß Yhrs Schicksal schon zu eng mit dem der Fliegenden Stadt verbunden war. Hatte sie die Rettung also aus reinem Selbsterhaltungstrieb herbeigeführt?
    Finsternis griff nach Carlumen. Ein neuer Korridor tat sich auf, der ins Nichts zu führen schien. Doch das war im Augenblick unwichtig. Was allein zählte war, daß die Kämpfe endeten.
*
    Das Stundenglas war schon einmal gewendet worden, aber Carlumen raste nach wie vor durch die Finsternis. Mythors erster Weg hatte ihn auf die Brücke geführt, wo er mit Hilfe der DRAGOMAE-Bruchstücke Caerylls Karte zu Rate zog. Mit allen Anzeichen deutlichen Entsetzens wandte er sich schließlich zu seinen Freunden um.
    »Was ist?« platzte Gerrek heraus. »Was hast du gefunden?«
    »Wir befinden uns auf der Straße ins Nirgendwo « , sagte Mythor tonlos.
    »Das kann vieles bedeuten.«
    Der Sohn des Kometen nickte zögernd.
    »Mag sein, daß ich mehr herausfinden könnte, wenn das DRAGOMAE vollständiger wäre.«
    »Du meinst, du brauchst dazu auch den Kristall der Drynen?« warf Joby ein.
    »Das Bruchstück, das Glair auf Sargoz gesehen hat.«
    »Hier!« Der Junge streckte ihm seine Hände hin. Als er sie öffnete, glitzerte darin ein eckiger Kristall. »Er lag in der Höhle, und ich habe ihn mitgenommen, als die Drynen in ihrer eigenen Traumlawine gefangen waren.«
    »Mußt du alles klauen, was dir zwischen die Finger kommt?« stieß Gerrek unwirsch hervor. Er schien in der Tat überaus ärgerlich zu sein.
    Joby blickte ihn entgeistert an.
    »Ach so«, brachte der Junge dann hervor. »Du meinst deine seltsame Flöte. Tut mir leid, Gerrek, aber wir waren auf das Instrument Wirklich angewiesen. Du kannst sie sofort wiederhaben.«
    »Als du sie mir gestohlen hast, wußtest du bestimmt nicht, was du damit anfangen solltest«, schimpfte der Beuteldrache, wenngleich schon in einem weitaus versöhnlicheren Tonfall. »Du mußt endlich lernen, zwischen mein und dein zu unterscheiden.«
    »Hast du noch nie etwas an dich genommen, was einem anderen gehörte?«
    »Ich?«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher