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Traumlawine

Traumlawine

Titel: Traumlawine
Autoren: Hubert Haensel
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Geschlechter sein würde?«
    »Ich sehe Männer auf der einen und Amazonen auf der anderen Seite«, erwiderte Glair.
    »Auch in den Reihen der Zaem sind Männer.«
    »Sklaven, Waffenträger, Männchen für alles…«
    Von irgendwoher kam das Signal. Die Kampfschreie der Amazonen hallten weithin über das Land, und das Trommeln der Hufe wurde zum Auftakt des Grauens.
    Pfeile, den Kriegerinnen entgegengeschickt, prallten wirkungslos von deren Rüstungen ab. Die ersten Angreifer erreichten die Reihen der Verteidiger, sprangen in vollem Galopp über die aufgetürmten Schilde hinweg. Ihre Lanzen rissen manche Lücke.
    Hie und da gelang es einem der Männer, mit gezieltem Schwertstreich eine Amazone aus dem Sattel zu heben. Aber das blieben einzelne Erfolge, die das Blatt nicht zu wenden vermochten.
    Die Kriegerinnen wüteten wie Besessene, ihre Rösser trampelten alles nieder, was sich bewegte. Von hinten her rissen sie die Barrikaden nieder, während eine zweite Angriffswelle heranflutete.
    Mancher Mann warf seine Waffen weg und suchte sein Heil in der Flucht. Keiner von ihnen kam weit.
    »Sie wüten wie Barbaren«, sagte Mythor verbittert. »Wo bleibt die Kampfmoral der Amazonen?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Glair. »So weit kann der Zorn gegen alles Männliche nicht gehen, daß sie nicht einmal Gefangene machen.«
    »Und wenn es keine Gorganer sind?«
    »Was dann?«
    »Vorkämpfer der Dämonen zum Beispiel…«
    Eine Handvoll Krieger flohen in ihre Richtung. Unvermittelt blieben sie stehen, schienen die beiden entdeckt zu haben.
    »Wenn das noch ein Traum ist«, stöhnte Mythor, »dann jedenfalls ein verdammt realistischer.«
    Die Krieger griffen ohne Zögern an. Zweifellos fühlten sie sich den beiden überlegen.
    »Nehmt euch erst die Hexe vor!«
    Mythor riß Alton aus der Scheide und stellte sich schützend vor Glair. Wie im Wahn drangen die Männer auf ihn ein. Er mußte alles aufbieten, was er gelernt hatte, um gegen sie zu bestehen, und sie schienen förmlich über sich hinauszuwachsen; da war keine Spur mehr von Furcht.
    Zwei Klingen zuckten gleichzeitig auf ihn herab. Mythor wich aus und schlug mit Altons Knauf zu, traf den einen Gegner an der Schläfe und schickte den anderen mit einem Stoß seines Ellbogens zu Boden.
    Glair wollte eines der Schwerter aufheben. Im Nu war ein Mann über ihr, holte zum tödlichen Stoß aus. Sie wälzte sich herum, bekam die Klinge zu fassen und stieß sie hoch, während der Angreifer sich vorn überbeugte. Sein Gesicht verzerrte sich in ungläubigem Erstaunen, als die Spitze des Schwertes in seine Brust eindrang.
    Noch im Fallen veränderte er sich, schien zusammenzuschrumpfen. Bleiche Knochen waren alles, was nach wenigen Augenblicken von ihm blieb.
    Amazonen kamen heran. Sofort ließen die verbliebenen Gegner von Mythor ab und hetzten in verschiedene Richtungen davon. Aber bevor die Kriegerinnen sie eingeholt hatten, begann das Kampf geschehen um Glair und den Sohn des Kometen her zu verschwimmen. Nur das Klirren der Waffen war noch eine Weile zu hören.
    »Es war doch nur ein Traum«, stöhnte die Wetterhexe. »Ich fürchtete schon, aus ihm wäre Wirklichkeit geworden.«
    »Ein bedrückender Traum«, nickte Mythor. »Wenn Ambes Visionen sich bewahrheiten, steht Gorgan und Vanga großes Unheil bevor.«
*
    »Wie kann das geschehen?«
    »Ich – ich weiß es nicht«, gestand Ambe. »Das ist einer der Träume, die mich immer öfter verfolgen.«
    »Aber Mythor und Glair sind mittendrin. Unternimm etwas dagegen.«
    Für eine Weile herrschte betretenes Schweigen. Dann schüttelte Ambe bedauernd den Kopf.
    »Es hilft nicht, wenn ich an etwas anderes denke. Da ist eine fremde Kraft, die sich mir entgegenstellt, die meine Visionen aufrechterhält, obwohl sie längst vergehen müßten.«
    »Die Drynen!« platzte Fronja heraus.
    Die Erste Frau antwortete nicht.
    »Ambe?« rief Fronja. Doch der Traum, der sie zum Hexenstern geführt hatte, war erloschen.
    Es gab nur noch Ambes Visionen, die immer unerträglicher wurden. Alles andere begann dagegen zu verblassen.
    Verzweifelt versuchte Fronja, wenigstens Mythor aus dem Bann zu befreien. Sie war machtlos. Fremde Gedanken überlagerten ihre eigenen magischen Kräfte. Die Drynen gaben all das wieder, was Ambe an Schrecklichem berichtet hatte. Sie reflektierten Ambes Träume, nahmen die Reflexionen wieder auf und verfielfachten so das Grauen.
    Fronja erkannte, daß selbst die Burg nicht wirklich existiert hatte. Sie mußte Mythors
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