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GK225 - Die Puppen mit den Todeskrallen

GK225 - Die Puppen mit den Todeskrallen

Titel: GK225 - Die Puppen mit den Todeskrallen
Autoren: A.F.Morland
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Norton Ross goß noch einen Klaren in die leeren Gläser. Frank Galatea, der kernige Bursche mit den riesigen Tatzen, saß ihm gegenüber und grinste über das ganze einfältige Gesicht, als er den Schnaps ins Glas gluckern hörte. »Nicht so viel, Chef. Nicht so viel!« sagte er in gespielter Bescheidenheit. »Ich hab’ doch schon einen sitzen.«
    Galateas Wangen waren tatsächlich schon ziemlich rot, und er sprach mit schwerer Zunge. Manche Worte wollten ihm bereits nicht mehr so richtig gelingen. Er ließ sie deshalb nach einigen ergebnislosen Versuchen immer weg, in der Hoffnung, Ross würde schon verstehen, was er sagen wollte.
    »Ach was«, sagte der gesellige Ross. Er war ein Mann mit struppigem grauem Haar, vielen Falten um die regen Augen und breiten Schultern, die ihn als Arbeitstier auswiesen. Ihm gehörte das alte Sägewerk, in dem Galatea arbeitete. »Wenn du nicht mehr nach Hause gehen kannst… ich hab’ Platz genug hier für dich.«
    Galatea griff nach seinem Glas. »Auf Ihr Wohl, Chef.«
    »Auf unsere gute Zusammenarbeit, Frank. Möge sie noch viele Jahre so ungetrübt bleiben.«
    »O ja. Das möge sie, Chef. Verdammt noch mal, ich hab’s noch in keinem Betrieb so lange ausgehalten wie bei Ihnen…«
    »Das liegt am guten Betriebsklima«, sagte Ross schmunzelnd.
    »O ja. Das tut es…«
    Sie tranken. Dann schob Ross dem Arbeiter die nächsten Fotos über den Tisch. Frank nahm die Aufnahmen mit beiden Händen unsicher auf. Er sah alles schon verschwommen, versuchte, sich davon aber nichts anmerken zu lassen.
    Es waren Fotos von Hector Ross, dem Sohn des alten Sägewerksbesitzers.
    Hector war vor einigen Jahren nach Kanada gegangen. Er schrieb regelmäßig und schickte auch hin und wieder Bilder mit, damit sich sein grauhaariger Vater die im Brief beschriebenen Dinge besser vorstellen konnte.
    »Hector hat drüben schon viele Freunde«, sagte Norton Ross stolz.
    Galatea nickte. »Hector wird überall Freunde haben, Mr. Ross. Er ist ein Typ, der sofort ankommt…«
    Ross senkte den Blick. »Ehrlich gesagt, er fehlt mir hier schon sehr.«
    »Das kann ich verst… versteh …. Chef. Hat er die Absicht, in Kanada zu blei …?«
    Der alte Sägewerksbesitzer hob die Schultern. »Das hoffe ich nicht. Irgendwann mal werde ich den Betrieb hier nicht mehr führen können, dann wäre es wichtig, daß er hier ist, um zu übernehmen. Hector ist ein tüchtiger Bursche.«
    »Wem sagen Sie das, Chef. Ich kenne Hec…«
    Das Glas war leer. Das letzte Bild war gezeigt. Obwohl Norton Ross noch einen Klaren spendieren wollte, schüttelte Galatea den Kopf.
    »O nein, Chef. Jetzt reicht’s aber wirklich.«
    »Überleg dir mein Angebot. Du kannst gern hier schlafen. In Hectors Zimmer.«
    »Das ist sehr freundl… Aber ich möchte doch lieber nach Hause …«
    »Wie du meinst«, sagte Ross und erhob sich. Hochgewachsen und kerzengerade stand der Sägewerksbesitzer da. Frank Galatea bewunderte seinen Chef. Es war erstaunlich: Ross hatte dieselbe Anzahl Schnäpse intus wie er. Aber ihm war davon nichts anzumerken. Wo trank der alte Scheunendrescher das bloß hin? Ross begleitete den Arbeiter bis vor das Blockhaus.
    Es war eine sternenklare Nacht. Der Himmel sah aus wie schwarzer Samt, auf dem vereinzelte Sterne wie Diamanten funkelten.
    An einem Bretterstapel lehnte Galateas Fahrrad.
    »Du solltest in deinem Zustand damit besser nicht fahren«, riet ihm Norton Ross.
    Der Arbeiter grinste. »Keine Sorge, Chef. So viel kann ich gar nicht geladen haben, daß ich auf meinem Drahtesel nicht mehr nach Hause ko-hom-me…«
    »Du wirst dir noch mal das Genick brechen, unvernünftiger Kerl«, sagte Ross lachend.
    »Sie haben wohl Angst, einen tüchtigen Mann zu verlieren, wie?«
    »Allerdings.«
    »Seien Sie unbesorgt. Ich würde auch nach meinem Tod für Sie arbeiten. Als Gesp… Gesp … als Geist.« Kichernd schwang Galatea sich auf sein Rad und trat sofort kräftig in die Pedale. Das Vorderrad flog wedelnd hin und her. Wild wackelnd ging es die ausgewaschene, abschüssige Straße hinunter.
    Ross sah dem Jungen kopfschüttelnd nach. »Wenn das nur gutgeht«, sagte er murmelnd.
    Als das Fahrradlicht nicht mehr zu sehen war, wandte sich Norton Ross um und kehrte in sein Blockhaus zurück. Er machte noch Ordnung im Wohnzimmer, wusch die Gläser ab, stellte sie zusammen mit der Flasche in den klobigen Schrank, legte die Bilder seines Sohnes liebevoll in eine Schublade, jedes noch einmal kurz betrachtend.
    Dann gähnte er und warf
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