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Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Asa Anderberg Strollo
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    »Hallo, ich wollte mal fragen, ob ihr hier vielleicht noch Leute braucht.«
    Stockholm, vier Tage vor Heiligabend, und der Typ am Geschenkverpackservice sieht mit gestresstem Blick auf. Jonna reckt sich ein wenig und versucht, cool und erwachsen zu wirken.
    »Ich kann auch sofort anfangen, wenn ihr wollt.«
    Sie steht im Sportgeschäft Stadium, an den Kassen sind die längsten Warteschlangen der Welt, hier werden ganz klar noch Leute gebraucht. Doch der Typ schüttelt den Kopf.
    »Also, das entscheide nicht ich …«
    Der Rest des Satzes geht im allgemeinen Lärm der Kunden und der Werbemusik unter. Die Lippen des Typs bewegen sich weiter, und er zeigt auf all die Leute, die da stehen und ihre Weihnachtsgeschenke eingepackt haben wollen, und an denen sich Jonna jetzt vorbeigedrängt hat. Dann wedelt er verärgert mit der angeketteten Schere in Richtung einer Tür weiter hinten im Laden. Scheinbar meint er, dass sie dort fragen soll.
    Ach so. Okay. Jonna geht weiter, sie bindet das verstrubbelte Haar zu einem Pferdeschwanz, findet eine Tür, die er gemeint haben könnte, und klopft. Wartet einen Moment, um gut erzogen zu wirken, aber als nichts passiert, drückt sie die Klinke herunter und stellt fest, dass die Tür offen ist.
    »Hallo?«
    Dort drinnen ist es bedeutend kühler und stiller. Ein heller Flur, von dem auf beiden Seiten Türen abgehen, entlang der einen Wand Einkaufswagen mit Basketbällen, Taschen und Schlittschuhen, aber es ist kein Mensch zu sehen.
    »Ähm, Entschuldigung …? Hallo?«
    Sie macht ein paar zaghafte Schritte in den Flur.
    Ah, jetzt: Ganz hinten taucht in einer Türöffnung ein Kopf auf, ein glatzköpfiger Kerl, auch er mit orangefarbenem T-Shirt, roten Wangen und gestresstem Blick.
    »Wer bist du?«
    »Ich würde gern hier arbeiten.«
    »Wer hat dich denn reingelassen? Ich bin in der Pause!«
    Er zeigt auf die Tür hinter ihr und zischt, die sei doch verschlossen oder sollte es zumindest sein.
    »Entschuldigung. Aber sie war offen.«
    Jonna macht einen Schritt zurück, und der Mann beruhigt sich ein wenig, wischt sich den Mund mit einer Serviette ab und fragt in milderem Ton: »Du willst hier arbeiten? Du meinst, als Aushilfe in der Weihnachtszeit?«
    Jepp. Genau! Er zieht die Augenbrauen hoch und betrachtet sie eingehend, als sie nickt.
    »Aber wir haben die Pläne schon im Oktober gemacht, warum kommst du denn erst jetzt?«
    »Ich könnte sofort anfangen. Heute.«
    »Wir haben niemanden, der dich heute bei etwas anlernen könnte.«
    »Ich kann jeden Tag arbeiten, bis Heilig…«
    »Geschweige denn jemanden, der nachsehen könnte, ob wir dich überhaupt in unserem Plan brauchen würden. Hier ist einfach die Hölle los!«
    Dann verschwindet der Kopf wieder in der Türöffnung.
    Schweigen. Langes Schweigen. Soll sie jetzt gehen? Sie bleibt stehen, und nach ein paar Sekunden streckt der Mann wieder den Kopf in den Flur, diesmal sieht er verärgert aus und hat den Mund voll Essen.
    »Außerdem stellen wir bei Stadium niemanden an, der unter siebzehn ist.«
    »Aber ich bin siebzehn. Ich schwöre!«
    Er kaut und schüttelt den Kopf. »Ach Mädchen, komm einfach nächstes Jahr wieder, o.k.?«
    Als sie erneut protestiert, seufzt er, macht einen Schritt in den Flur und begleitet sie bis zur Tür.
    Auf jeden Fall ist es hilfreich, dass sie immer noch so wütend ist.
    Sie läuft aus dem Sportgeschäft und geht zu einem Fußgängerüberweg. Als sie sich umdreht, sieht sie, dass auf dem Schild an der Hausmauer »Hamngatan« steht, und denkt, dass es sich anfühlt, als würde sie in einem verdammten Monopoly-Spiel herumlaufen.
    Der Gedanke ist angenehm, denn dann war das Scheitern im Stadium-Laden nur einer von vielen Spielzügen. Bei Monopoly gibt es massenweise Straßen, Stockholm ist voller Läden und Cafés, und natürlich wird sie es schaffen, heute irgendwo einen Job zu bekommen.
    Haha, um die nächste Ecke steht »Sveavägen« auf dem Schild, und sie sieht sich um, sie will sich einprägen, wie es hier in Wirklichkeit aussieht, wie sie vorhin vom Bahnhof hergekommen ist. Eine große graue Bank, ein Würstchenverkäufer, der hinter seinem Wagen steht und vor Kälte zittert, und in der Mitte des Rondells eine hässliche Glasskulptur.
    Die ist so hoch, dass man ihre Spitze kaum sieht. Vielleicht liegt das auch daran, dass es so stark schneit. Jonna sieht zufrieden von der Skulptur zum Sveavägen, der sich ewig lang in die eine Richtung erstreckt, und dann zur Hamngatan – tausend Meter in die
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