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GK225 - Die Puppen mit den Todeskrallen

GK225 - Die Puppen mit den Todeskrallen

Titel: GK225 - Die Puppen mit den Todeskrallen
Autoren: A.F.Morland
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einen Blick auf die Pendeluhr, die neben der Tür stand.
    Mitternacht war nahe. Zeit, zu Bett zu gehen. Morgen war wieder ein schwerer Tag. Das Sägewerk wurde nur von Ross und zwei Arbeitern betrieben: Frank Galatea und Leslie Nicholson. Als Hector hier noch tüchtig zugepackt hatte, war es mit der Arbeit nicht so schlimm gewesen. Ja, Hector hatte arbeiten können. Glatt für zwei hatte der geschuftet. Hector fehlte schon sehr hier. Ross hatte mehrmals versucht, Ersatz zu bekommen, aber was da angekommen war, waren zumeist aufsässige Taugenichtse gewesen, die immerzu über die viele Arbeit und den wenigen Lohn geklagt hatten – und jeder zweite Satz war: »Bei Brian Capone würde ich viel mehr verdienen und müßte mich nicht so abrackern, denn Capone hat moderne Maschinen.«
    Capone!
    Allein der Name genügte schon, um Ross den Magen umzudrehen.
    Capone, das war die harte Konkurrenz. Ein Sägewerk ganz in der Nähe. Die besten Aufträge schnappte sich immer Brian. Was er nicht haben wollte, bekam dann Ross. Kein Wunder, daß Capone besser zahlen konnte. Kein Wunder, daß er die moderneren Maschinen hatte.
    Kein Wunder aber auch, daß dieser rücksichtslose Geschäftemacher nirgendwo sonderlich beliebt war.
    Sie krochen ihm zwar alle in den Hintern, aber keiner von denen, die vor Brian Capone auf dem Bauch lagen, meinte das auch tatsächlich ehrlich. Sie haßten Capone im Grunde genommen. Da sie aber auf ihn angewiesen waren, beugten sie sich alle vor seinem Geld.
    Alle – außer Norton Ross.
    An ihm biß Capone sich die Zähne aus.
    Norton Ross knöpfte sein grobes Leinenhemd auf, nachdem er die breiten Hosenträger abgestreift hatte. In dem Moment, wo er das Hemd ausziehen wollte, schlug die Pendeluhr die zwölfte Stunde. Dumpf klangen die Schläge durch das Haus.
    Ross’ Backenmuskeln spannten sich.
    Da war ihm soeben etwas Rätselhaftes eingefallen. Mitternacht. Er drehte das Rad der Zeit in Gedanken um eine Woche zurück. Da hatte es angefangen. Präzise um Mitternacht. Er erinnerte sich noch genau daran. Die Uhr hatte – wie jetzt – zwölfmal geschlagen, und dann war ein geisterhaftes Seufzen aus dem Wald, der das Blockhaus umgab, geflogen. Morsches Geäst hatte geknackt. Seltsame Lichter waren zwischen den Bäumen hin- und hergehuscht. Ross war sicher gewesen, daß sich dort draußen jemand herumtrieb.
    Er hatte sich in dieser Nacht mit dem Gewehr ins Bett gelegt, und er hätte auf alles geschossen, was sich bewegte, wenn sich etwas bewegt hätte. Doch bald hatte das unheimliche Seufzen aufgehört, und auch das Knacken war nicht mehr zu hören gewesen.
    In dieser Nacht hatte Norton Ross den Verdacht gehabt, Capones Männer wollten ihm auf diese Weise Angst einjagen.
    In der darauf folgenden Nacht waren es langgezogene Klagelaute, die durch die schwarze Dunkelheit flogen.
    Capone! sagte sich Norton Ross. Er startet gegen mich einen Nervenkrieg. Er will mein Sägewerk haben und denkt, es auf diese lächerliche Weise zu bekommen. Spuken läßt er, dieser Narr. Aber verflucht noch mal, ich fürchte mich vor seinen »Geistern« nicht. Die können von mir eine Ladung Schrot in den Hintern haben, wenn sie sich zu nahe an mein Haus heranwagen.
    Insgeheim befürchtete Ross, daß Capones »Gespenster« sein Sägewerk in Brand setzen würden, doch so weit gingen sie zum Glück nicht.
    Unwillkürlich lauschte Ross jetzt in die Stille. Hatte er Frank deshalb so viel zu trinken gegeben? Hatte er dem Burschen deshalb das Angebot gemacht, hier zu schlafen? Weil er nicht allein sein wollte? Weil er unbewußt Angst hatte? Angst vor dem Moment, wo die Pendeluhr erneut Mitternacht schlagen würde? Angst vor dem, was dann möglicherweise passierte?
    Da!
    Da war es wieder. Ein tiefes, schweres Seufzen. Es schien von jemandem ausgestoßen worden zu sein, der das ganze Unglück dieser Welt auf seinen Schultern tragen mußte.
    Obwohl Fenster und Türen geschlossen waren, konnte Ross das Seufzen ganz deutlich vernehmen. Zum Teufel, wie stellten Capones Leute das bloß an? Verwendeten sie ein Megaphon?
    Ross schluckte nervös. Langsam reichte es ihm. Nacht für Nacht schlichen sie durch den dichten Wald. Nun schon seit sieben Tagen. Herrgott noch mal, einmal mußte damit doch wohl Schluß sein. Zumeist trieben sie ihren Spuk eine volle Stunde. Um eins hörten sie damit schlagartig auf. Seit einer Woche also kam Norton Ross vor ein Uhr nicht zum Schlafen… Eigentlich länger nicht, denn wenn er sich dann müde ins Bett legte,
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