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Das beste Mittel gegen Kopfschmerzen

Das beste Mittel gegen Kopfschmerzen

Titel: Das beste Mittel gegen Kopfschmerzen
Autoren: Nancy Warren
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    L ise Atwater griff sich an ihren schmerzenden
Nacken und seufzte. Die verspannten Muskeln,
die sie unter ihren Fingern spürte, waren hart wie
Stahl. Bereits seit vier Tagen litt sie unter bohrenden
Spannungskopfschmerzen, und es hatte nicht
den Anschein, als würden sie demnächst nachlassen.
Sogar ihr schulterlanges braunes Haar fühlte
sich schwer an.
    »Was ist los?«, fragte ihre Assistentin Sonia.
»Mein Haar fühlt sich schwer an.«
    »Dann mach es leichter – versuch’s mit blond,
Schätzchen.«
    Lise stöhnte. »Das ist so schlecht, dass ich …«
»Denk darüber nach. Hell dein Haar auf, und du
hellst deine Stimmung auf! Wirf deine Lasten ab,
werde locker und entspanne dich! Du bringst dich
um. Sprich mir nach: Wir kümmern uns hier nicht
um hungernde Kinder, heilen keinen Krebs und
retten auch nicht die Umwelt. Wir verkaufen Produkte,
die eigentlich niemand will, und überzeugen
die Leute davon, dass sie sie trotzdem brauchen.
«
    »Glaubst du wirklich, dass du mir damit gerade
hilfst?«
    »Ich defi niere meine Rolle eher als Stachel in
deinem Fleisch, als ständige Mahnung sozusagen.
    Kassandra, Paulus und Mutter Teresa in einem.«
Sonia war eine temperamentvolle Argentinierin
mit einem entzückenden spanischen Akzent,
dunklen feurigen Augen und einer Haut, die immer
wie von der Sonne geküsst wirkte. Neben ihr
fühlte sich Lise außergewöhnlich blass. Und angesichts
Sonias sommerlich lässiger Kleider – die alle
ihr beeindruckend aufreizendes Dekolleté betonten
– kam sie sich noch kümmer licher vor. Und
vor allem fl achbrüstiger.
    An manchen Menschen sah selbst ein marineblaues
Kostüm elegant und pfi ffi g aus, doch an
Lise ließ auch das teuerste Kleidungsstück jeden
Schick vermissen. Sie war sich nicht sicher, wie sie
das anstellte. Teilweise lag es an ihren Schuhen.
»Großmuttertreter« nannte Sonia sie. Aber in High
Heels bekam sie nun einmal sofort Hühneraugen,
und ihr war es schlichtweg wichtiger, dass Schuhe
bequem waren und nicht unbedingt modisch.
    »Wer ist denn dieser Adonis?«
    Nur ein Blick auf die Fotos, die auf ihrem Schreibtisch
ausgebreitet lagen, genügte, und Lise fühlte
sich noch farbloser. Die Muskeln und Sehnen in
ihrem Nacken ächzten unter der neuerlichen Anspannung.
»Jennifer Talbot schickt ihn mir, um
mit ihm zu arbeiten und ihn auf den Job vorzubereiten. Sie sieht in ihm den Sprecher für Crane
Surf and Boogie Boards, für die demnächst die
Markteinführung in den Staaten erfolgen soll.«
    »Hm. Sehr nett. Du solltest eigentlich Salsa auf deinem
Schreibtisch tanzen und nicht deinen Kopf
halten, als hättest du Schmerzen.«
    Lise zog ihre Brille ab und fuhr sich müde über
die Augen. Sie versuchte, sich zu entsinnen, wie
lange es her war, dass sie die letzte Tablette genommen
hatte. Doch sie konnte sich nicht erinnern
und entschied, dass selbst eine Vergiftung durch
Schmerzmittel den hämmernden Kopfschmerzen
vorzuziehen war. Kurz entschlossen öffnete sie die
Schreibtischschublade, um das Röhrchen mit den
Pillen hervorzuholen. Dann kann ich auch gleich
zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, dachte sie
und spülte die Tablette mit einem guten Schluck
Maaloxan hinunter, um ihren nervösen Magen zu
beruhigen. Sie verzog das Gesicht und tupfte sich
den Mund mit einem Papiertaschentuch ab. »Er ist
der Falsche«, murmelte sie.
    »Bist du verrückt? Nenn mir bitte nur eine Sache,
die an diesem Mann verkehrt sein soll!«
    Lise starrte auf die vier Hochglanzaufnahmen,
die an ihrer Pinnwand hingen, und die restlichen
Fotos, die über ihren Schreibtisch verstreut lagen, und nahm noch einen kräftigen Zug von ihrem
säurebindenden Magenmittel. »Er ist einfach nicht
der Richtige«, beharrte sie, unfähig zu erklären, was
genau sie an ihm störte. »Es ist ein Bauchgefühl.«
    »Bekommst du deshalb Magengeschwüre?«
    »Magengeschwüre werden durch Bakterien hervorgerufen.
Ich habe nur einen nervösen Magen.«
    »Ich habe übrigens auch ein ganz besonderes
›Bauchgefühl‹, wenn ich ihn so ansehe. Und das
ist ganz sicher kein Stress.«
    »Sein Lächeln ist zu strahlend. Seine Schultern
sind zu breit. Seine Augen sind zu groß. Sein Haar
ist zu wellig. Er ist zu gut gebaut, seine Haut ist zu
klar, seine Nase ist zu gerade.« Sie schnipste mit
den Fingern, als sie begriff, was sie an ihm störte.
»Er ist verdammt noch mal zu perfekt. Niemand
wird uns abkaufen, dass er echt ist.«
    Sonia schnappte sich eines der Fotos und hielt es
zwischen den Fingern. »Er ist nicht
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