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Traumlawine

Traumlawine

Titel: Traumlawine
Autoren: Hubert Haensel
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bahnte sich mit den bloßen Händen einen Weg durch das dichte Gestrüpp.
    Unvermittelt prallte er zurück. Vor ihm gähnte ein endloser Abgrund.
    Sie hatten den Rand von Sargoz erreicht.
    »Was nun?«
    »Irgendwo muß die Landbrücke sein, die zur anderen Hälfte hinüberführt«, meinte Nexapottl.
    Sadagar zuckte mit den Schultern.
    Weit konnten sie nicht sehen, weil hoher Pflanzenwuchs die Sicht versperrte.
    »Nach rechts«, entschied der Königstroll.
    Zum erstenmal vernahmen sie wieder die Rufe der Verfolger. Die Piraten schienen ihnen dicht auf den Fersen zu sein.
    »Es hat keinen Sinn mehr, weiter vor ihnen zu fliehen«, keuchte Sadagar. »Wir müssen kämpfen. Vielleicht kann ich einige der Piraten unschädlich machen, ehe sie nahe genug an uns herankommen.«
    Nexapottl zog ihn einfach weiter.
    »Es ist noch zu früh, aufzugeben. Komm schon.«
    Das dichte Gehölz wurde überraschend lichter. Felsen erhoben sich vor ihnen – und etliche hundert Mannslängen entfernt ragten die ersten schroffen Berge auf.
    »Das andere Sargoz«, machte Sadagar überrascht.
    Da war die Landbrücke, die beide Hälften miteinander verband. Nicht einmal so breit, daß ein Fuhrwerk darauf Platz gefunden hätte, aber doch aus massivem Fels.
    Ohne zu zögern, kletterte der Steinmann hinauf. Neu erwachende Lebensgeister schienen ihm die Kraft zu geben. Nexapottl hatte Mühe mitzuhalten.
    Unter ihnen lag Düsternis. Und hinter ihnen wurden Geräusche laut, die anzeigten, daß die Piraten sich mit den Schwertern einen Weg durch das Gehölz bahnten.
    Sadagar wollte nicht in die Tiefe schauen. Starr war sein Blick geradeaus gerichtet. Das zerklüftete Sargoz kam rasch näher.
    Aus dem Schatten zweier Felsen löste’ sich eine heftig winkende Gestalt.
    »Joby«, stieß Nexapottl überrascht hervor.
    Der Junge rief ihnen etwas zu, was sie nicht verstehen konnten. Aber seine Gesten verrieten genug. Als Sadagar sich umwandte, sah er die ersten Verfolger auftauchen.
    Keine zweihundert Schritte trennten sie noch voneinander.
    »Nicht!« wehrte Nexapottl ab, als der Steinmann ein Wurfmesser aus dem Gürtel zerrte. »Sieh lieber zu, daß du hinüberkommst.«
    Joby deutete auf eine schmale Felsspalte. Wortlos zwängten sie sich nacheinander hindurch. Dahinter erstreckte sich ein von steil aufragenden Wänden begrenzter Kessel.
    »Mir nach!« Der Junge hastete weiter. »Ich hatte Zeit, mich umzusehen.«
    Eine Höhle nahm sie auf. Finsternis und der beißende Geruch tierischer Ausdünstungen empfingen sie. Aber schon nach kurzer Zeit wurde es vor ihnen wieder heller.
    »Wartet!« stöhnte Sadagar. »Ich muß verschnaufen.«
    Joby und Nexapottl verhielten ihre Schritte. Schwer atmend lehnte der Steinmann sich an eine Wand. Um sie her war Stille. Ihre Verfolger mochten die Spur verloren haben.
    »Es wird nicht leicht sein, Mythor auf diesem gebirgigen Eiland zu finden«, bemerkte der Königstroll.
    »Nicht leicht?« fuhr Sadagar auf. »Ich glaube, daß wir nur die Drynen finden müssen…« Er raffte sich auf und torkelte weiter.
    Der Steinmann verließ als erster die Höhle – und stieß einen warnenden Schrei aus. Doch es war zu spät. Trobus’ kräftiger Schwanz riß ihn von den Beinen. Er stürzte schwer, konnte sich aber herumwälzen, bevor ein Schwert unmittelbar neben ihm auf den Stein schmetterte.
    Die Dämonen mochten wissen, woher die Piraten den Ausgang der Höhle kannten. Auf jeden Fall hatten sie einen Hinterhalt gestellt, dem zu entrinnen unmöglich war.
    »Wir müssen zurück!« schrie Nexapottl.
    Doch sie waren eingekreist.
    »Niemand entkommt mir«, bellte Trobus. Sein Körper war von frischen Brandwunden gezeichnet. Er wirbelte die schwere Streitaxt über seinem Kopf und funkelte Sadagar an. Dann zuckte die blitzende Schneide herab.
    Der Steinmann sah die Klinge über sich verharren. Unvermittelt drangen schaurig schrille Töne an sein Ohr. Die Melodie des Todes, dachte er bestürzt. Wartete der Fährmann schon, um ihn mit hinüberzunehmen in das Reich der Toten?
    Er schloß die Augen. Jeden Moment würde er die eisige Kälte des Stahls spüren.
    Die Melodie raubte ihm fast die Besinnung. Oder war es die Angst?
    Warum schlug Trobus nicht endlich zu?
    Sadagar vernahm entsetzte Schreie. Jemand stieß wüste Verwünschungen aus.
    Vorsichtig blinzelte er unter noch halb geschlossenen Lidern hervor und glaubte, seinen Augen nicht mehr trauen zu dürfen. Trobus hatte die Streitaxt gesenkt; er zitterte am ganzen Körper.
    Die fremde
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