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Wenn du denkst, du hast mich schon

Wenn du denkst, du hast mich schon

Titel: Wenn du denkst, du hast mich schon
Autoren: Annette Broadrick
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1. KAPITEL
    „He, was, zum Donnerwetter, soll das da werden?”
    Der plötzliche Klang einer Stimme in einer Gegend, wo Megan O’Brien geglaubt hatte, alle in zu sein, erschreckte sie so sehr, dass sie ins Wanken geriet. Haltsuchend klammerte sie sich an den Holzrahmen der Windmühle, mit deren Reparatur sie gerade beginnen wollte, ehe sie die fünfzehn Meter in die Tiefe schaute, die sie vom Boden entfernt war.
    Ein gutes Stück weiter weg stand ein älterer Kleinlaster. Der heftige Wind, mit dem das Frühjahr Einzug in die Berge von Texas hielt, musste das Geräusch des Motors verschluckt haben. Sonst hätte Megan rechtzeitig mitbekommen, dass sie auf dem Grund und Boden ihrer Ranch nicht länger allein war.
    Selbst eine Vorwarnung hätte sie jedoch nicht auf den unerwarteten Anblick des Mannes vorbereitet, der direkt unter ihr stand, den Stetson weit in den Nacken geschoben und die Hände in die schmalen Hüften gestemmt. Nicht im Traum hätte sie daran gedacht, dass Travis Kane hier auftauchen würde, und das ausgerechnet noch, während sie sich in gewagter Höhe an das alte Relikt klammerte, das den Viehherden auf diesem Teil der Circle-B-Ranch Wasser lieferte - wenn es funktionierte.
    Empört und entsetzt starrte Megan ihn an. Was hatte Travis Kane auf ihrer Ranch zu suchen? Was wollte er von ihr?
    „Willst du deinen nächsten Geburtstag noch erleben, junge Frau?”
    Zorn über seine anmaßende, arrogante und überhebliche Art flammte in ihr auf. Für wen hielt er sich eigentlich, dass er sie einfach so anschrie und kritisierte? Sie lehnte sich mit der Stirn an eine der Querverstrebungen und bemühte sich, ihre aufwallenden Gefühle unter Kontrolle zu bekommen.
    Was konnte sonst noch passieren, womit sie fertig werden musste? Sie seufzte verärgert. In den vergangenen Wochen hatte sie einen Schicksalsschlag nach dem anderen hinnehmen müssen und fühlte sich weiteren Katastrophen nicht mehr gewachsen.
    Dass die Zahnräder der Windmühle festsaßen, hatte sie für das Ende einer Reihe unglückseliger Missgeschicke gehalten. Offenbar hatte sie sich gründlich geirrt, und ihre Pechsträhne wollte nicht abreißen, wie Travis Kanes Auftauchen ihr zeigte.
    Megan kannte niemanden, den sie noch weniger ausstehen konnte als Travis. Schon früher hatte es ihm riesigen Spaß gemacht, sie so lange zu triezen, bis sie in Tränen ausbrach. Nun konnte er sich freuen, denn mit der Übernahme der Ranch hatte sie sich genügend Kummer eingehandelt, und das ganz ohne sein Dazutun. Zusätzlichen Ärger brauchte sie weiß Gott nicht.
    Sie sah sich die verrosteten Zahnräder an. Das eine war hin - es ließ sich nicht mehr reparieren. Irgendwie musste sie etwas Kleingeld zusammenkratzen, um ein Ersatzteil dafür zu besorgen. Die Viehherde konnte nicht ohne Wasser auskommen, soviel stand fest.
    Mit einem Schulterzucken über die unausgesprochene Frage, woher sie das nötige Kleingeld nehmen sollte, gab sie auf und begann hinunterzuklettern.
    „Hast du keine einfachere Art gefunden, dir das Genick zu brechen?” wollte Travis unwirsch wissen, als sie ihn fast erreicht hatte. Er legte seine Hände um ihre Taille und hob sie schwungvoll herunter.
    Kaum hatte sie wieder festen Boden unter den Füßen, entzog sie sich ihm, musste aber jetzt zu dem großen, dunkelhaarigen Mann aufschauen, der sie als Junge so oft zur Weißglut gebracht hatte. Sie kannte ihn bereits ihr ganzes Leben lang - vierundzwanzig Jahre. Seine Eltern besaßen die Nachbarranch.
    Ausgerechnet Travis Kane hatte ihr an einem so hundsmiserablen Ta g gefehlt, der das Ende eines noch schlimmeren Monats in einem vollkommen tristen Jahr war. Seit zwei Jahren hatte sie Travis nicht mehr gesehen, und ihretwegen hätten es ruhig zwanzig sein können.
    „Was machst du hier? Was willst du?” erkundigte sie sich hitzig, nahm den Strohhut vom Kopf und fuhr sich mit den Fingern durch das kurze blonde Haar.
    Auch wenn es erst April war, schwitzte sie trotz der kühlen Brise schon mächtig in der Sonne und spürte, wie sich Feuchtigkeit zwischen ihren Brüsten bildete.
    Megan setzte ihren Hut wieder auf und musterte Travis wenig begeistert, während sie auf eine Antwort wartete. Sie hatte keine Zeit für diesen Mann.
    Obwohl ihn ihre Reaktion ganz offensichtlich reizte, reagierte Travis mit einem amüsierten Lächeln und schüttelte den Kopf. Er schob seinen Hut nach vorn, so dass ihm die Krempe tief in die Stirn hing, und zog damit ihre Aufmerksamkeit auf seine unvergesslichen
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