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Wenn du denkst, du hast mich schon

Wenn du denkst, du hast mich schon

Titel: Wenn du denkst, du hast mich schon
Autoren: Annette Broadrick
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reizen.
    Absichtlich gleichmütig erwiderte sie deshalb: „Es geht dich zwar nichts an, aber ich will dir gern deine Frage beantworten. Ich bin dort hinaufgeklettert, weil ich die Verantwortung für die Ranch trage.
    Wenn jemand ein Risiko eingeht, dann ich. Außerdem ist Butch zu alt, um da hochzuklettern.”
    Travis wandte sich ihr zu. „Lass ihn das bloß nicht hören. Er glaubt nämlich nicht, dass es etwas gibt, was er nicht mehr machen könnte.”
    Natürlich wusste Megan, dass Travis recht hatte. Butch war ein zäher Mann. „Mag sein, aber ich weiß zufällig, dass sein Rheuma ihn plagt. Er schafft solche Sachen nicht mehr.”
    „Du solltest so etwas aber auch nicht machen.”
    Damit waren sie wieder beim Anfang. Sie ließ Daisy wenden und wollte wieder den Weg zur Scheune nehmen. „Einer muss diese Arbeit schließlich übernehmen.”
    „Verdammt, Megan, so warte doch! Ich meine es ernst. Ich will mit dir reden …”
    Sie zügelte ihr Pferd. „Du und ernst? Dass ich nicht lache! Du weißt doch gar nicht, was das ist.”
    Sie trieb ihr Pferd an und beugte sich vor, zum Zeichen, dass sie bereit war davonzugaloppieren. Daisy, so lammfromm und gut erzogen, wie sie war, reagierte spontan und ließ Travis hinter einer Staubwolke zurück.
    Megan konnte sich gerade noch ein lautes Auflachen verbeißen, besonders als sie ihn nach dem Husten schimpfen hörte.
    Der Wunsch zu lachen war jedoch rasch verflogen. Sie hatte keinen Grund, ihre schlechte Laune an Travis auszulassen, auch wenn sie ihn nicht besonders leiden mochte. Er konnte nichts dafür, dass sie sich wie eine Versagerin fühlte.
    Sie vermochte das Gefühl nahenden Unheils, das sie schon morgens, wenn sie die Augen öffnete, befiel und das anhielt, bis sie abends erschöpft einschlief, nicht mehr abzuschütteln.
    Ob es ihr nun gefiel oder nicht, sie und ihre Schwestern würden die Ranch verlieren. Bis zur Fälligkeit der Hypothek blieben ihr nur noch ein paar Wochen. Trotz aller Mühe konnte sie die diesjährige Rate nicht aufbringen. Die O’Briens von Agua Verde, County Texas, würden die Circle-B-Ranch verlieren, nachdem der Besitz vier Generationen lang in der Familie gewesen war.
    Megan leitete die Ranch nun seit acht Jahren. Sie hatte alles getan, um sie aus der Talsohle zu führen, aber das Tal war zu tief. Seit drei Jahren ging es immer mehr bergab.
    Sie hatte wirklich alles getan, was sie konnte, aber es war nicht genug gewesen …
    Butch wartete schon auf sie, als sie an der Scheune ankam. „Hat dein Besucher dich gefunden?” fragte er, als sie vom Pferd stieg. „Ich wusste nicht, was ich ihm sagen sollte, außer dass du irgendwo in den Bergen wärst. Wo warst du eigentlich?”
    „Ja, er hat mich gefunden. Ich habe mich auf den südöstlichen Weiden umgesehen und bemerkt, dass kein Wasser mehr im Vorratstank war. Die Windmühle drehte sich nicht. Sie lässt sich aber nicht reparieren, ohne dass wir ein Ersatzteil besorgen.”
    „Soll ich raufklettern und nachsehen, falls man sie doch so reparieren kann?”
    Sie schüttelte den Kopf. „Das habe ich bereits getan. Die Mühle ist zu alt. Ich müsste den ganzen Aufbau erneuern, aber das kann ich nicht. Mit einem neuen Zahnrad kommen wir wenigstens über die größte Hitze. Bis zum Herbst kann ich …” Sie hielt mitten im Satz inne.
    Es hatte keinen Sinn, an den Herbst zu denken. Bis dahin würde ihnen die Ranch gar nicht mehr gehören … außer es geschähe ein Wunder.
    Ein Gefühl der Sinnlosigkeit überwältigte sie.
    Bei dem Geräusch eines Motors wandten sie sich beide um und sahen, wie ein älterer Kleinlaster mit Travis hinter dem Steuer auftauchte. Er fuhr einen großen Bogen und hielt vor dem Haus.
    „Gestern hat mir jemand erzählt, dass Travis für ein paar Tage wieder da ist”, sagte Butch und drehte sich eine Zigarette. „Ich war ein bisschen überrascht, als er hier ankam und nach dir fragte. Ihr beide wart doch noch nie besonders gute Freunde, oder?”
    Sie wandte sich vom Haus ab und führte Daisy in die Scheune. Butch folgte ihr und steckte sich die selbstgedrehte Zigarette hinters Ohr. „Stimmt”, antwortete sie und führte Daisy in ihre Box. „Aber du weißt ja, wie Travis ist. Er hält sich für wer weiß wen und findet, dass wir uns geehrt fühlen müssen, wenn er uns besucht.”
    Butch löste die Gurte und hob den Sattel vom Rücken des Pferdes, während Megan begann, das Tier abzureiben. „Was wollte er denn?”
    Sie zuckte mit den Schultern, ohne sich
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