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Wenn du denkst, du hast mich schon

Wenn du denkst, du hast mich schon

Titel: Wenn du denkst, du hast mich schon
Autoren: Annette Broadrick
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gemeint. Ich habe immer gedacht, wir wären Freunde, auch wenn wir uns in den vergangenen Jahren wenig gesehen haben. So habe ich auch gedacht, wenn du etwas brauchst, wüsstest du, dass ich dir jederzeit helfen würde, soweit ich das kann.”
    Sie sprang so hastig auf, dass ihr Stuhl umkippte. „Bist du deshalb hergekommen? Hältst du uns für einen Sozialfall in der Nachbarschaft? Ja? Nun, du könntest…”
    „He, langsam!” unterbrach er sie, stand ebenfalls auf und machte eine beschwichtigende Geste. „Mensch, verflixt, musst du gleich so gereizt reagieren? Was hast du eigentlich?
    Warum bist du beleidigt, nur weil ich dir meine Hilfe anbiete?”
    Sie spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg, was ihren Zorn nicht im mindesten dämpfte. „Wir brauchen deine Hilfe nicht. Wir kommen allein zurecht”, wehrte sie ab, hob ihren Stuhl auf und stellte ihn wieder hin. Dann ließ sie sich wieder darauf nieder und griff mit beiden Händen nach ihrem Glas.
    „Komm schon, Megan, wenn du Hilfe brauchst, musst du dich deswegen nicht genieren.
    Wir sind alle mal auf Hilfe angewiesen.”
    Sie schaute zu ihm auf und wusste, sie machte sich lächerlich. Warum überraschte sie das nicht? In Gegenwart dieses Mannes hatte sie sich noch nie natürlich verhalten können, nicht mal, als sie noch Kinder waren. „Entschuldige”, murmelte sie. „Ich bin bloß müde, das ist alles. Ich wollte es nicht an dir auslassen.”
    Er setzte sich wieder. „Mir ist klar, dass es für dich schwer ist. Es war einfach großartig von dir, dass du deine Familie so zusammengehalten hast. Und ich möchte dir gern helfen, wenn du mich lässt. Ich habe genug Geld gespart, das mir Zinsen bringt. Sicher kannst du es brauchen, um das Schlimmste zu überbrücken. Lass es uns mal so betrachten, irgendwann wird es regnen, und die Preise fürs Vieh werden wieder steigen. Du kannst das Geld sicher gut gebrauchen, während ich zur Zeit nicht darauf angewiesen bin.”
    Megan konnte nicht mehr länger ruhig dasitzen und ihn ansehen. Sie stand auf, ging zur Anrichte hinüber und kehrte ihm den Rücken zu. Nie zuvor hatte sie sich so wegen ihres Temperaments geschämt. Es spielte keine Rolle, was Travis in der Vergangenheit gemacht hatte oder wie wenig sie sich in seiner Gesellschaft wohl fühlte. Er war den ganzen Weg hierherge fahren, um ihr zu helfen. Und was hatte sie getan? Ihn unhöflich behandelt, und das ohne wirklichen Grund.
    Er konnte schließlich nichts dafür, dass sein Leben so viel leichter schien, weil er gut aussah, unwiderstehlich anziehend lachte und sich schon in der Schule sämtliche Mädchen nach ihm umgedreht hatten. Auch war es nicht seine Schuld, dass sie häufig aufgezogen worden war, weil sie nebeneinander wohnten.
    Er konnte auch nichts dafür, dass sie ihn nicht mochte.
    Mit der Teekanne in der Hand kehrte sie an den Tisch zurück, um sich und ihm nachzuschenken. „Es tut mir leid, dass ich so unhöflich war”, sagte sie und setzte sich wieder.
    „Es ist wirklich nett von dir, mir deine Hilfe anzubieten.” Megan konnte ihm nicht in die Augen schauen. Hatte sie sich nicht schon früher von seinen Blicken bis in ihre Träume verfolgt gefühlt, ohne dass er ihr unbedingt gegenübersitzen musste?
    Travis lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und lächelte sie stumm an. „Danach, was mir Dad erzählt hat, ist die neue Geschäftsleitung der Bank mehr um ihren Gewinn und ihre Bilanzen besorgt als um das Wohl der Leute in der Gemeinde. Du könntest also vollkommen recht haben”, meinte er.
    „Kannst du ihnen das verübeln? Wo so viele Banken im Staat Pleite machen, ist es doch kein Wunder, dass sie darum besorgt sind.”
    „Hast du denn schon mit ihnen gesprochen?”
    Sie nickte.
    „Hast du ihnen angeboten, nur die Zinsen zu zahlen?”
    „Sie wollen die ganze Summe, sonst wird die Ranch zwangsversteigert. Eine andere Wahl habe ich nicht.”
    Er schimpfte leise vor sich, aber Megan verstand seine Worte nicht.
    Sie richtete sich kerzengerade auf. „Warum kümmert dich das?” wollte sie wissen. „Travis, wir waren noch nie Freunde. Sicher hast du damit gerechnet, dass ich es nicht schaffe. Du hattest sowieso noch nie eine gute Meinung von mir, soweit ich mich erinnere.”
    Er rieb sich das Kinn. „Soweit ich mich erinnern kann, hast du mich immer wie eine lästige Schmeißfliege behandelt. Ich müsste geradezu froh sein, dass die hochmütige Prinzessin kurz vor ihrem Sturz ist.”
    „Genau.”
    Eine Weile sahen sie sich
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