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Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Titel: Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann
Autoren: Lisa J. Smith
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KAPITEL EINS
    Das Bellen eines Hundes durchbrach die Stille der Nacht. Gabriel sah sich kurz um, alle Sinne angespannt. Dann machte er sich daran, ins Haus einzubrechen.
    Schnell hatte er mit dem Dietrich das Schloss geknackt und öffnete die Tür.
    Er schmunzelte.
    Vier Menschen in dem Haus waren wach. Eine von ihnen war Kaitlyn, die wunderschöne Kaitlyn mit dem rotgoldenen Haar. Eine Schande, dass er sie womöglich würde töten müssen – doch fortan war er ihr Feind. Schwäche konnte er sich nicht leisten.
    Gabriel arbeitete für Mr Zetes. Und Mr Zetes wollte etwas haben, nämlich den Splitter des letzten großen Kristalls der Welt. Kaitlyn und die anderen hatten ihn, und Gabriel würde ihn sich holen.
    So einfach war das.
    Wenn jemand versuchte, ihn aufzuhalten, würde er ihm wehtun müssen. Auch Kaitlyn.
    Einen Augenblick wurde ihm eng um die Brust. Dann verhärtete sich sein Gesichtsausdruck, und er schlich in das dunkle Haus.

    »Gib auf, Kaitlyn.«
    Kaitlyn blickte in Gabriels dunkelgraue Augen.
    »Wie bist du hier reingekommen?«, fragte sie.
    Gabriel lächelte süffisant. »Einbrechen gehört zu meinen neuen Talenten.«
    »Das ist Marisols Zuhause«, hörte er Rob hinter sich sagen. »Du kannst nicht einfach …«
    »Aber ich habe doch schon. Glaubt ja nicht, dass euch jemand hilft. Die anderen habe ich in einen tiefen Schlaf versetzt. Ich glaube, ihr wisst, warum ich hier bin.«
    Alle vier starrten ihn an: Kaitlyn, Rob, Lewis und Anna. Sie waren auf der Flucht vor Mr Zetes, dem Chef des Zetes-Instituts für Parapsychologie, und Marisols Familie hatte sie aufgenommen. Marisol selbst war gar nicht im Haus. Die frühere Forschungsassistentin hatte zu viel über Mr Zetes’ Machenschaften herausgefunden und war deshalb von Zetes in ein künstliches Koma versetzt worden. Doch ihre Familie war Kaitlyn und den drei anderen freundlich gesonnen – und bekam wegen ihrer Gäste nun noch mehr Probleme.
    Es war nach Mitternacht. Im Zimmer von Marisols Bruder, in dem die Mädchen untergebracht waren, besprachen die vier gerade, was als Nächstes zu tun war. Und dann kam plötzlich Gabriel durch die Tür.
    Kaitlyn, die vor dem hübschen Mahagonischreibtisch neben Marisols Bett stand, zeigte keinerlei Regung. Sie versuchte, ihren Geist völlig zu leeren.

    Anna und Lewis saßen am Fußende auf der Bettkante und setzten ein ebenso unbewegtes Gesicht auf. Robs Geist war ausschließlich mit goldenem Licht erfüllt. Die drei boten Gabriel keinerlei Angriffspunkte.
    Den störte das nicht weiter. Er betrachtete den Tisch hinter Kaitlyn. Sein Lächeln war strahlend und gefährlich.
    »Gib auf«, wiederholte er. »Ich will ihn haben, und ich werde ihn mir holen.«
    »Wir wissen gar nicht, was du meinst«, sagte Rob ausdruckslos und ging einen Schritt auf ihn zu.
    Gabriel antwortete, ohne Rob auch nur eines Blickes zu würdigen. Noch immer lächelte er, doch seine Augen verdunkelten sich zunehmend. »Den Splitter des letzten Großen Kristalls natürlich«, sagte er. »Wollt ihr Versteck spielen, oder gebt ihr ihn mir einfach?« Sein Blick wanderte wieder zum Schreibtisch.
    »Selbst wenn wir ihn hätten, würden wir ihn dir nicht geben«, sagte Rob, »sondern damit deinen Chef vernichten – er ist doch jetzt dein Chef, oder etwa nicht?«
    Gabriels Lächeln gefror. Seine Augen verengten sich leicht, und Kaitlyn sah, wie die Finsternis darin immer tiefer wurde. Doch seine Stimme blieb ruhig und gelassen. »Klar ist er mein Chef. Und ihr haltet euch besser fern von ihm, sonst könnte euch noch etwas zustoßen.«
    Hinter Kaitlyns Augen brannte es. Es fiel ihr schwer zu glauben, was hier geschah. Gabriel stand vor ihnen wie
ein Fremder und warnte sie davor, Mr Zetes zu nahe zu kommen. Ausgerechnet Mr Zetes, dem Mann, der sie in eine übersinnliche Terrortruppe hatte verwandeln wollen. Er hatte versucht, sie umzubringen, als sie sich gegen ihn zur Wehr setzten, und hatte sie bis nach Kanada verfolgt. Offenbar war er ihnen immer noch auf der Spur, nun, da sie wieder in Kalifornien waren, um es mit ihm aufzunehmen. Sie hatten gehofft, das Haus von Marisols Familie sei ein gutes Versteck, doch da hatten sie sich getäuscht.
    Anna und Lewis waren aufgesprungen. »Was fällt dir eigentlich ein, Gabriel?« Anna Eva Whiteravens Stimme war wie immer klar und gelassen, doch auf ihrem sonst abgeklärten Gesicht, das eingerahmt war von langem schwarzem Haar, lag ein finsterer Ausdruck. »Warum hast du dich auf seine Seite geschlagen, nach
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