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Traumlawine

Traumlawine

Titel: Traumlawine
Autoren: Hubert Haensel
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unbewußten Vorstellungen entsprungen sein, und die Drynen hatten sie mit ihren Fähigkeiten sogar ihr und Glair vorgegaukelt. Tief aus der Seele jedes einzelnen mochten sie dessen Empfindungen emporholen. Nur wer innerlich gefestigt war, konnte die plötzliche Konfrontation mit seinem eigenen »Ich« überstehen, ohne dabei Schaden zu nehmen.
    Ambes Visionen schwollen weiter an. Sie wurden zur Lawine, die alles mit sich riß und dabei an Zerstörungskraft gewann. Bald würde diese Hälfte von Sargoz von den Schreien der Krieger erzittern, würden die Kämpfe hinausgetragen werden in die Schattenzone…
    Ob den Drynen bewußt war, welch vernichtende Kräfte sie geweckt hatten?
    Fronja bemühte sich, den alraunenhaften Wesen einen Traum zu senden. Sie schaffte es nicht, konnte sich gegen Schwert und Feuer nicht durchsetzen.
    Aber sie mußte Mythor und Glair retten, ehe Sargoz im Chaos versank.
    Laute Schritte schreckten sie auf. Ein verwegen aussehender Krieger stürmte heran, seine Streitaxt zum Schlag erhoben. Entsetzt schrie Fronja auf. Der Krieger verschwand. Aber sie wußte, daß jeden Augenblick weitere kommen konnten, aus einem Traum zu Fleisch und Blut geworden.

8.
    »Es beginnt von neuem!« Glair vollführte eine ausschweifende Handbewegung.
    Keine Spur mehr von gefallenen Kriegern und Amazonen. Wieder standen beide Heere sich auf kurze Entfernung abwartend gegenüber. Es war wie eben, nur mit dem Unterschied, daß das Gewitter inzwischen weitergezogen war.
    »Der ganze Spuk wiederholt sich«, sagte Mythor. »Als würde Ambes Traum reflektiert.«
    Glair nickte nur. Sie wirkte überaus nachdenklich.
    »Du suchst einen Ausweg?«
    »Ich finde keinen. Wenn ich wenigstens Fronja erreichen könnte. Aber es ist, als stünde eine unsichtbare Wand zwischen uns.«
    Der erste Unterschied zu dem vorangegangenen Geschehen wurde offenbar, als nur wenige Krieger flohen. Die anderen rissen die dünne Bodenkrume auf und häuften das dürre Gras aufeinander.
    In die Reihen der Amazonen kam Unruhe. Ebensowenig wie Mythor oder Glair schienen sie sich vorstellen zu können, welchen Sinn das Ganze hatte.
    Die Krieger verhielten sich abwartend. Hinter ihren Schilden waren sie vor Pfeilen einigermaßen sicher.
    Dann kamen die Amazonen heran.
    Winzige Flammen zuckten auf. An mehreren weit auseinanderliegenden Stellen zugleich. Das Feuer fand reichlich Nahrung und breitete sich in Gedankenschnelle aus. Dichter Qualm wälzte sich über den Boden und verschlechterte die Sicht fast schlagartig.
    Die Steppe brannte. Im Nu fanden die Amazonen sich inmitten hoch auflodernder Flammen. Ihre Phalanx geriet in Unordnung. Befehle gellten durch den Rauch, vermochten jedoch die aufgelösten Reihen nicht wieder zu ordnen. Rösser stürzten und begruben ihre Reiterinnen unter sich.
    Wie Schatten waren die Krieger überall. Oft sah man ihre Schwerter im Widerschein des Feuers aufblitzen. Einzelne Amazonen lösten sich aus dem Kampf geschehen. Alles war in heilloser Auflösung begriffen, und die Krieger stimmten schon ihr Siegesgeheul an.
    Nicht einmal eine Stunde währte die Schlacht, dann verwehte der träge über dem Feld hängende Qualm, und die letzten Flammen erstarben. Zurück blieb verbranntes Land, über dem das Stöhnen der Verwundeten noch lange Zeit zu hören war.
*
    Von schierem Entsetzen geschüttelt, taumelte Trobus durch enge Schluchten. Bis hierher verfolgten ihn die schrecklichen Töne, die ihm jeden eigenen Willen raubten. Die Fremden mußten mächtige Zauberer sein; es war wohl besser, nicht mehr mit ihnen zusammenzutreffen.
    Irgendwann stieß er auf versprengte Mitglieder seiner Bande, und nach einigen Stunden waren sie bis auf zwei wieder vollzählig.
    Die Forderung umzukehren wurde laut.
    »Erst holen wir uns den Kristall der Drynen!« fuhr der Sithe auf und nahm eine drohende Haltung an. »Wer will mir widersprechen?« Als die Piraten schwiegen, nickte er zufrieden. »Wir sind unserem Ziel nahe«, stellte er fest. Er war mehrfach auf Sargoz gewesen, aber nicht, um die Grotte der Selbstfindung zu suchen. Alles, was darüber erzählt wurde, war für ihn leeres Geschwätz. Wichtig war einzig und allein der wertvolle Kristall.
    Nicht allzu weit entfernt sahen sie einen dünnen Rauchfaden aufsteigen. Als sie näher kamen, entdeckten sie einen Mann, der damit beschäftigt war, erlegtes Wild auszuweiden und über einem kleinen Holzfeuer zu braten.
    Er erschrak, als Trobus unverhofft auf ihn zukam, und riß sein Schwert hoch. Der
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