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Türkisgrüner Winter (German Edition)

Türkisgrüner Winter (German Edition)

Titel: Türkisgrüner Winter (German Edition)
Autoren: Carina Bartsch
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KAPITEL 1
    Inspektor Winter
    Seit einer Woche nichts.
    Überhaupt nichts.
    Keine anzüglichen SMS, keine nächtlichen Anrufe, keine »ich habe einen blöden Grund gefunden, um bei dir vorbeizuschauen«-Besuche – nichts!
    Aber auch rein gar nichts!
    Dreimal war ich diese Woche bei Alex gewesen und zweimal hatte sein Mustang vor der Tür gestanden. Er musste also zu Hause gewesen sein. Aber falls man meinen sollte, er wäre mal aus seinem Zimmer gekommen, um »Hallo« zu sagen, hatte man sich geschnitten. So als würde der Atomkrieg bevorstehen, hatte er sich in seinem Zimmer verschanzt und nicht einmal den Kopf durch die Tür gesteckt. Einmal hatte ich sogar lauter gelacht, als es nötig gewesen wäre, nur um ihm ein Zeichen meiner Anwesenheit zu geben. Doch erfolglos. Die ganzen letzten Monate war er andauernd um mich herumgewuselt und jetzt: nichts!
    Was war nur los? Hatte er sein Interesse verloren? Hatte er gemerkt, dass ich mich in ihn verliebt hatte, und somit sein Ziel erreicht? Das wäre allerdings ziemlich dämlich von ihm, schließlich stand er jetzt kurz davor, endlich das zu bekommen, was er immer gewollt hatte: Sex.
    Es ergab einfach keinen Sinn.
    Ich hatte mich überwunden, ihn auf die Wange zu küssen, und dann tauchte er ohne ein Wort der Erklärung ab. Müsste er sich jetzt nicht erst recht ranhalten?
    Diese Fragen beschäftigten mich von morgens bis abends. Ich konnte an nichts anderes mehr denken. Ungefähr fünfzig Mal am Tag hatte ich mein Handy in der Hand, nur um fünfzig Mal den eingetippten Text, kurz bevor ich ihn abschicken wollte, wieder zu löschen.
    »Können wir noch eine Cola haben?«, rief ein Gast. Ich schreckte hoch.
    »Klar, sofort«, entgegnete ich, nahm die Hände aus dem Spülbecken und stellte das Glas, das ich gerade abgewaschen hatte, zum Trocknen daneben.
    Nicolas zog die Stirn kraus. »Ehm, hatte das Glas nicht mal eine Aufschrift?«
    Ich sah mir das Glas genauer an und schluckte. Offenbar hatte ich ein bisschen zu stark geschrubbt, als ich über Elyas nachgedacht hatte …
    »Das ist diese billige Farbe, die in China produziert wird«, sagte ich, wich seinem Blick aus und machte mich an die bestellte Cola.
    Heute war diese Halloween-Party, zu der mich Sophie eingeladen hatte. Leider war keiner der Kollegen bereit gewesen, seine Schicht mit mir zu tauschen, und so stand ich, anstatt mir im peinlichen Kostüm die Kante zu geben, im Purple Haze . Wir waren eine der wenigen Kneipen, die sich nicht zur Gruft umdekoriert hatten, was sich deutlich an der geringen Besucherzahl bemerkbar machte. Normalerweise hätte mich die Party ohnehin nicht sonderlich gereizt, aber Elyas‘ unerklärliche Abstinenz in dieser Woche änderte die Sache. Er würde mit Sicherheit dort sein.
    Der Einzige, der es bisher geschafft hatte, mich irgendwie von Mr. Blödmann abzulenken, war Luca gewesen. Doch selbst er ließ mich seit einigen Tagen im Stich. Seit Sonntag waren seine Nachrichten immer kürzer geworden und seit Dienstag blieb mein Postfach gänzlich leer. Er hätte Stress und viel zu tun, hatte er geschrieben. Aber konnte ich ihm das wirklich glauben? Zuvor hatte er doch auch immer Zeit gefunden, um sich bei mir zu melden.
    Vielleicht hatte ihn die Frage mit dem vorgezogenen Treffen verschreckt? Zumindest war er kaum darauf eingegangen und hatte nur geschrieben, wir würden irgendwann anders darüber reden.
    Aber wenn das sein Problem war, warum sagte er das dann nicht einfach?
    Ich warf den Lappen ins Spülbecken. Mann, was war nur auf einmal los mit allen? Hatten sie endlich begriffen, dass ich nichts Besonderes war? Der Zeitpunkt wäre aber denkbar blöd – saublöd, um genau zu sein. Warum hätte ihnen das nicht fünf Monate früher auffallen können?
    Ich schnaubte und wischte mir das hochgespritzte Spülwasser von der Stirn.
    »Hey Baby«, trällerte da eine mir wohlbekannte Stimme.
    Eva . Und das »Baby« hatte glücklicherweise nicht mir gegolten, sonst wäre ich diejenige, die jetzt ihre Zunge im Mund hätte. Stattdessen traf es Nicolas, der sich offenbar mehr darüber freute, als ich es getan hätte.
    »Ist ja überhaupt nichts los hier«, sagte Eva. Mein Gebet war erhört und der öffentliche Austausch von Körperflüssigkeiten eingestellt worden.
    »Wir stehen hier mehr oder weniger als Attrappe herum«, erwiderte ich.
    Sie setzte sich mir gegenüber auf einen der Hocker. »Und warum gehst du dann nicht doch auf die Party?«
    Hatte ich schon mal erwähnt, dass Eva und Alex sich
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