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Tod im Netz: Kriminalroman (Oldenburg-Krimi) (German Edition)

Tod im Netz: Kriminalroman (Oldenburg-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod im Netz: Kriminalroman (Oldenburg-Krimi) (German Edition)
Autoren: Andreas Adlon
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    Prolog
     
    Der Körper fühlte sich schwer an, schwerer als gedacht. Es war Anfang Februar, und der Boden war leicht gefroren, es lag aber noch kein Schnee, sodass es keine Fußspuren geben würde. Für die nächsten Tage waren noch viel niedrigere Temperaturen angekündigt worden. Zum Glück war die tote Frau nicht übergewichtig, sondern eher zierlich gebaut. 
    Wie hatte es nur dazu kommen können? Es hatte sich alles irgendwie hochgeschaukelt, sodass es am Ende unvermeidlich geworden war. Dieses arrogante Miststück hatte es allemal verdient. Hielt sich für was Besseres, für unwiderstehlich, für viel attraktiver als alle anderen. Die kleine Schlampe zog sich immer so aufreizend an. Diese freizügigen Bilder konnten zwar von der Festplatte, aber nicht aus dem Gedächtnis gelöscht werden.
    Um diese Uhrzeit war das Risiko, entdeckt zu werden, sehr gering. Und wenn doch jemand von Samstag auf Sonntag um zwei Uhr nachts im Schlosspark in Rastede unterwegs sein sollte, würde er nur jemandem mit einem Müllsack sehen, in dem alles Mögliche hätte drin sein können. Und im beschaulichen Rastede, einem Vorort von Oldenburg, hätte man sicherlich zuerst an illegale Müllentsorgung, aber nicht an Mord gedacht.
    Mord. Diese Tat setzte nach juristische r Definition niedrige Beweggründe wie Habgier, Mordlust oder Befriedigung des Geschlechtstriebes als Motiv voraus. Außerdem musste sie heimtückisch oder grausam sein, oder sie musste begangen worden sein, um eine andere Straftat zu ermöglichen, beziehungsweise eine andere Straftat zu verdecken.
    Gewiss, heimtückisch und geplant war es gewesen. Daran bestand kein Zweifel. Aber dam it ein Mörder bestraft werden konnte, musste man zunächst einmal einen Verdächtigen haben, und man musste es ihm auch zweifelsfrei nachweisen können, um ihn zu verurteilen. Soweit würde es nicht kommen.
    Der Körper fiel zu Bod en, unsanfter als ursprünglich geplant. Nachdem er vollkommen mit feuchtem, leicht gefrorenem Laub bedeckt worden war, lohnte sich kein mitleidiger Blick mehr zurück. Erleichterung. Es war vollbracht.
    .

 
     
     
    Kapitel 1
    Sein täglicher Weg zur Arbeit in der Polizeiinspektion nach Oldenburg verlief, wie fast immer, ohne große Verzögerungen. Kein Vergleich zu den überfüllten Straßen auf seinem früheren Dienstweg von Mainthal Bischofsheim nach Frankfurt am Main. Die Autobahn 66 verstopfte morgens regelmäßig drei Kilometer vor dem Hessen-Einkaufscenter. Bei der Frankfurter Polizei galt Paul Schweigert als einer der erfolgreichsten Ermittler, seitdem er den sogenannten 'Cabriolet-Killer' zur Strecke gebracht hatte. Monatelang ermittelte die Sonderkommission gegen einen Serientäter, der wie ein Phantom zu sein schien und es auf reiche Frauen, die bevorzugt in Luxuscabriolets unterwegs waren, abgesehen hatte. Kriminalhauptkommissar Schweigert überzeugte seinen Vorgesetzten davon, dass sie mit der Ankündigung, einen Massengentest durchzuführen, an die Öffentlichkeit gehen sollten. Die Sonderkommission kündigte diesen Test an, obwohl dieser sinnlos war, da am Tatort gar keine DNA-Spuren sichergestellt worden waren. Der mutmaßliche Täter, der bis dahin jeden Fehler vermieden und keinerlei verwertbare Spuren am Tatort hinterlassen hatte, fühlte sich unter Druck gesetzt. Anstatt sich ruhig und unauffällig zu verhalten, meldete er sich selbst freiwillig als Zeuge, um so den Verdacht – wie er glaubte –  von sich abzulenken. Während seiner Zeugenaussage gab er eine Information preis, die nur der Täter selbst wissen konnte. Der Bluff von Paul Schweigert war aufgegangen.
    Der Liebe wegen, wie es immer so schön heißt, war er nach Varel in den Landkreis Friesland gezogen. Seine damalige Freundin und jetzige Frau Wiebke war in dieser Kleinstadt nördlich von Oldenburg zur Schule gegangen, hatte ihre Banklehre absolviert und konnte sich von ihrer Heimat einfach nicht trennen. Drei Jahre pflegten sie eine Fernbeziehung, bis es Paul mit der ständigen Fahrerei zu bunt wurde, und er sich schweren Herzens aufmachte, um vollständig in den Norden zu ziehen. Mittlerweile waren sie zu viert. Der vierjährige Tom und die erst elf Monate alte Levke raubten ihm zwar den Schlaf, aber um nichts in der Welt hätte er die Zwerge eintauschen wollen. Sein Familienglück überstrahlte einfach alles, selbst den im Vergleich zu Frankfurt langweiligen Dienst in Oldenburg, das auf ihn wie tiefste Provinz wirkte. Spektakuläre Tötungsdelikte gab es hier selten.
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