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Traumlawine

Traumlawine

Titel: Traumlawine
Autoren: Hubert Haensel
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auch einige der Zaubermütter um Zahda mit ihren Ansichten rebellisch zu machen.«
    »Aber…«
    »Zaem ist überzeugt davon, daß es sich bei meinen Visionen nur um eine Schlacht zwischen Vanga und Gorgan handeln könne.«
    »Zaems ganzes Sehnen war stets auf die Konfrontation mit Gorgan ausgerichtet. Ambe, du mußt alles tun, sie davon abzubringen.«
    »Ich habe es versucht, weil ich sicher bin, daß die kommenden Schlachten kein Kampf der Geschlechter sind, keine bloße Auseinandersetzung zwischen den Nachkommen der Hexe Vanga und des Kriegers Gorgan… Aber Zaem will das nicht wahrhaben. Sie unternimmt im Gegenteil alles, um ihre Ansichten zu festigen, obwohl sie wissen muß, daß sie irrt.«
    »Die Zaubermutter sucht einen Grund, um endlich gen Gorgan ins Feld ziehen zu können.« Fronja reagierte entsetzt. »Ein solch sinnloses Blutvergießen würde die Streitkräfte des Lichts entscheidend schwächen. Die Folgen sind nicht auszudenken.«
    »Halb Vanga hallt bereits vom Klirren der Schwerter wider.« Unwillkürlich dachte Ambe an ihre Visionen, und das zukünftige Geschehen nahm sogar in Fronjas Traum Gestalt an. Die Tochter des Kometen war erschüttert ob soviel Leid. Aber sie erkannte auch die Finsternis, die die Welt in eisigem Griff hielt. Die Dämonen würden ein leichtes Spiel haben, falls Zaem ihre Pläne verwirklichte.
    »Wo ist Mythor?« fragte Ambe überraschend.
    Fronja schrak zusammen. Sie spürte seine Anwesenheit nicht mehr. Überhaupt schien sich manches verändert zu haben, während sie mit ihrem Traum bei Ambe weilte.
    Als sie dann erkannte, was geschehen war, prallte sie entsetzt zurück. Ihre Sinne weigerten sich, die Tatsachen anzuerkennen.
*
    Sie fanden keinen Ausweg. Während sie ziellos umherirrten, unterlag ihre Umgebung einer immer rascheren Veränderung. Längst war die Burg der Drynen verschwunden, als habe sie nie existiert.
    Nachdem auch der Regenbogen verblaßt war, erstreckte sich der freie Himmel über Mythor und Glair.
    »Das ist nicht mehr die Schattenzone.« Der Sohn des Kometen deutete hinauf zu den sich auftürmenden düsteren Gewitterwolken.
    »…aber nach wie vor Fronjas Traum«, erwiderte Glair. »Er wird Realität.«
    Eine weite, bis zum Horizont reichende Ebene erstreckte sich vor ihnen. Erste, grell aufzuckende Blitze zeichneten gespenstische Schatten. Rollender Donner folgte – wie der empörte Ruf der Götter.
    Glair blieb stehen und vergrub ihr Gesicht in den Handflächen. Als sie nach etlichen langen Atemzügen wieder aufsah, war ihr Blick unverwandt auf eine Stelle gerichtet. Halb mannshohes Gras wogte dort im heraufziehenden Sturm.
    Aber da war noch etwas. Der Schatten einer Mauer, die sich zögernd zu manifestieren schien.
    Eine Tür…
    Mythor eilte darauf zu. Doch ehe er den Durchlaß erreichte, verschwand dieser wieder.
    »Ich schaffe es nicht«, stöhnte die Hexe. »Wir müssen warten, bis der Traum von selbst endet.«
    Eine Bewegung ließ den Sohn des Kometen aufmerken. Aus zusammengekniffenen Augen starrte er in die Ferne.
    Ein schier unüberschaubares Heer von Kriegern wälzte sich dort heran. Hin und wieder blitzten ihre Waffen auf.
    »Sie kommen auf uns zu«, bemerkte Glair. Der Troß mochte knapp einen Tagesmarsch entfernt sein.
    Die Wetterhexe schien Mythors Gedanken zu erraten.
    »Das muß ein Traum Ambes sein«, sagte sie zögernd.
    »Trotzdem sollten wir uns endlich daraus befreien.«
    »Ich fürchte«, erwiderte sie, »das ist unmöglich. Wir sind in einer Art Blase eingeschlossen, die den Bezug zur Wirklichkeit rasch verliert. Die Reflexionen der Drynen haben Schuld daran.«
    Erste schwere Regentropfen fielen. Rot wie Blut waren sie, und der Sturm trug Heulen und Weinen mit sich.
    Die Heerschar der Krieger kam näher. Mythor blickte in verbissene, harte Gesichter, die das Lachen verlernt hatten. Der Tod stand in ihren Augen geschrieben. Sie waren Gezeichnete, denen das Grauen im Nacken saß.
    Ein unbarmherziger Gegner folgte ihnen.
*
    Sie liefen, bis sie vor Erschöpfung fast umfielen. Keuchend hielt Sadagar schließlich inne, die Arme krampfhaft vor den Leib gepreßt.
    »Ich kann nicht mehr«, stöhnte er.
    »Wir müssen weiter«, drängte Nexapottl ungeduldig. »Die Piraten werden uns bald eingeholt haben.«
    »Sollen sie nur kommen…«
    »Kein falsches Heldentum, Sadagar. Oder hast du schon vergessen, daß du Mythor beistehen wolltest?«
    Seufzend taumelte der Steinmann weiter. Äste peitschten in sein Gesicht; er achtete kaum darauf,
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