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Michel bringt die Welt in Ordnung

Michel bringt die Welt in Ordnung

Titel: Michel bringt die Welt in Ordnung
Autoren: Astrid Lindgren
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In ganz Lönneberga und ganz Småland und ganz Schweden und – wer weiß – vielleicht auf der ganzen Welt hat es noch nie einen Jungen gegeben, der mehr Unfug gemacht hat als dieser Michel, der einmal vor langer Zeit auf Katthult in der Gemeinde Lönneberga in Småland lebte. Dass dieser Junge Gemeinderatspräsident wurde, als er groß war, gehört zu den Wundern dieser Welt. Aber er wurde wirklich Gemeinderatspräsident und der beste Mann in ganz Lönneberga. Da sieht man, dass die allerschlimmsten kleinen Kinder heranwachsen und mit der Zeit richtig gut werden können. Ich finde, es ist schön darüber nachzudenken.
    Findest du das nicht auch? Ja, denn du hast wohl auch eine Menge Unfug gemacht, wie ich mir denken kann.
    Ach so, nicht? Konnte ich mich so irren? Alma Svensson auf Katthult – sie war Michels Mama – schrieb alle seine Streiche in blauen Schreibheften auf, die sie in einem Schubfach ihrer Kommode versteckte. Schließlich war die Schublade mit Schreibheften so voll gestopft, dass man sie kaum herausziehen konnte. Immer war da ein Heft, das verknitterte und sich quer legte. Aber noch heute sind sie dort aufbewahrt, in derselben alten Kommode, diese blauen Schreibhefte. Bis auf drei Hefte, die Michel einmal, als er Geld brauchte, der Lehrerin in der Sonntagsschule verkaufen wollte. Als sie die Hefte nicht kaufen wollte, machte er Papierschiffchen daraus und ließ sie auf dem Katthultbach segeln und danach hat keiner mehr etwas von ihnen gesehen.
    Die Lehrerin in der Sonntagsschule begriff nicht, warum sie Michel diese Schreibhefte abkaufen sollte.
    »Was soll ich damit?«, sagte sie erstaunt.
    »Den Kindern beibringen, dass sie nicht genauso schrecklich werden wie ich«, sagte Michel.
    Ja, ja, Michel wusste selbst, was für ein Früchtchen er war, und wenn er das einmal vergessen sollte, dann gab es immer noch Lina, die Magd auf Katthult war, die konnte ihn daran erinnern.
    »Es lohnt sich nicht, dich zur Sonntagsschule zu schicken«, sagte sie, »bei dir ist sowieso Hopfen und Malz verloren und du kommst ja doch nie in den Himmel … außer – es könnte ja sein – die da oben brauchen Hilfe fürs Gewitter!«
    Lina fand, dass es immer dort, wo Michel war, Donner und Krach gab.
    »So einen Bengel wie den hab ich noch nie gesehn«, 
     
     
     
    sagte sie und dann nahm sie die kleine Ida, Michels Schwester, mit auf die Weide, wo die kleine Ida wilde Erdbeeren pflücken durfte, während Lina die Katthultkühe melkte. Ida zog die Erdbeeren auf Halme und kam mit fünf vollen Halmen nach Haus und Michel luchste ihr nur zwei Halme ab – so anständig war er jedenfalls.
    Und du musst nicht glauben, dass Michel etwa Lust hatte, mit Lina und Ida auf die Weide zu den Kühen zu gehen. Nein, er wollte mehr erleben, und deshalb schnappte er sich seine Müsse und seine Büsse und lief schnurstracks zur Pferdekoppel und warf sich auf Lukas und sprengte durch die Haselsträucher, dass die Grasbüschel nur so stoben. Michel spielte »Smålands Husaren greifen an«. Er hatte davon ein Bild in der Zeitung gesehen und wusste, wie das gemacht wurde.
    Die Müsse und die Büsse und Lukas – das war wohl das Liebste, was Michel auf dieser Welt hatte. Lukas war sein Pferd, ja, es war wirklich sein Pferd. Er hatte es selbst erworben durch seine Tüchtigkeit auf dem Markt in Vimmerby. Die Müsse war eine kleine hässliche blaue Schirmmütze, die ihm sein Papa gekauft hatte. Die Büsse war ein Gewehr aus Holz und Alfred, der Knecht auf Katthult, hatte sie für ihn geschnitzt, weil er Michel so gern hatte. Michel hätte sich seine Büchse sonst auch gut selbst schnitzen können. Wenn es jemanden gab, der tüchtig im Holzschnitzen war, dann war das Michel. Aber er übte auch fleißig! Es war nämlich so, dass Michel, jedes Mal wenn er Unfug gemacht hatte, in den Tischlerschuppen
     

     
    gesperrt wurde und dort schnitzte er sich immer ein kleines lustiges Holzmännchen. So wurden es schließlich 369 Männchen, die es alle noch heute gibt – bis auf eins, das seine Mama hinter den Johannisbeerbüschen vergrub, weil es dem Pastor so ähnlich war. »Auf diese Weise kann man den Pastor nicht darstellen«, sagte Michels Mama.
    Ja, nun weißt du so ungefähr, wie Michel war. Du weißt, dass er das ganze Jahr über Unfug machte, im Sommer wie im Winter, und ich, die ich alle Schreibhefte gelesen habe, werde nun von einigen Tagen aus Michels Leben erzählen. Du wirst merken, dass Michel auch eine ganze Menge Gutes getan hat. Man
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