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Erst ich ein Stueck, dann du - Geheimnisvoller Besuch in Klasse 1

Erst ich ein Stueck, dann du - Geheimnisvoller Besuch in Klasse 1

Titel: Erst ich ein Stueck, dann du - Geheimnisvoller Besuch in Klasse 1
Autoren: Manfred Mai
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Ich bin ich
    Am Montagmorgen stand er plötzlich auf dem Pausenhof der Astrid-Lindgren-Grundschule. Die Kinder starrten ihn an, als wäre er ein Wesen von einem anderen Stern. Das Auffallendste an ihm waren seine golden schimmernden Strubbelhaare und sein nackter Oberkörper. Er trug eine knallgrüne Hose, und seine Füße steckten in roten Schuhen. Als die Kinder nach dem Gong in ihre Klassenzimmer gingen, trottete er hinter ihnen her und landete in der 1a.
    Frau Eisleben, die Lehrerin, starrte ihn genauso verblüfft an wie die Kinder. „Was ... wer ... wer bist denn du?“, fragte sie.

     
    „Ich bin ich“, antwortete der Junge.
    „Und wie ist dein Name?“
    Der Junge
    guckte Frau Eisleben fragend an.
    „Du musst doch einen Namen haben“,
    sagte sie.
    Er zuckte mit den Schultern.

     
    „Wie haben dich denn deine Eltern gerufen?“, bohrte die Lehrerin weiter.
    „Eltern?“, fragte der Junge. „Was sind Eltern?“
    Die Lehrerin runzelte die Stirn. „Was soll das? Willst du mich auf den Arm nehmen?“
    „Wenn du das möchtest“, antwortete der Junge.
    „Also, das ist doch ...“ Der Lehrerin fehlten die Worte.
    „Was ist das?“, fragte er.
    Sie schluckte. „Wie kommst du überhaupt hierher?“ Wieder zuckte er mit den Schultern.
    „Und warum bist du oben nackt?“
    „Warum soll ich nicht nackt sein?“
    „Weil sich das nicht gehört“, sagte die Lehrerin jetzt einen Ton lauter. „Du siehst doch, dass die anderen alle bekleidet sind.“
    Der Junge schaute die Kinder an.

     
    „Hat jemand etwas zum Anziehen
    für ihn?“, fragte die Lehrerin.
    Jakob meldete sich.
    „Meinen Pulli kann er haben,
    mir ist es sowieso zu warm.“
    Er zog den Pulli über den Kopf
    und gab ihn dem Jungen.
     
    Der befühlte ihn mit den Fingern. „Der ist schön weich“, sagte er und schlüpfte hinein.
    „Du könntest wenigstens danke sagen“, tadelte ihn die Lehrerin.
    „Warum?“
    „Weil man das sagt, wenn man etwas bekommt!“
    „Wer ist man?“
    Die Lehrerin atmete hörbar aus. „Wir alle!“
    Der Junge wandte sich um. „Danke, man“, sagte er zu Jakob.

    „Ich heiße doch nicht man, ich heiße Jakob!“
    „Aber sie hat gesagt, wir alle sind man“, verteidigte sich der Junge.

    Jakob zeigte ihm einen Vogel. „Bist du so blöd oder tust du nur so?“
    Bevor der Junge etwas sagen konnte, ging die Lehrerin dazwischen. „Schluss jetzt! Ich bringe ihn zum Schulleiter, dann soll der entscheiden, was mit ihm geschieht.“
     
    Sie nahm den Jungen an der Hand
    und verließ mit ihm das Klassenzimmer.
    Sofort redeten die Kinder
    aufgeregt durcheinander.
    „Der hat nicht mal einen Namen“,
    sagte Lena.
    „Und was Eltern sind,
    weiß er auch nicht!“,
    sagte David.
    „Der ist ganz schön dumm!“
     

    „Mich würde interessieren, woher er kommt“, murmelte Paulina.
    „Wahrscheinlich vom Mars!“, rief Yasin.
    „Oder von der Müllkippe!“, setzte David noch eins drauf.
    Johanna kicherte. „Vielleicht ist er auch aus einem Ei geschlüpft.“

    Paulina tippte sich an die Stirn. „Ihr seid doof!“
    „Dann sag doch du, wo er herkommt!“, sagte David.
    „Jedenfalls nicht von der Müllkippe“, entgegnete Paulina. „Und aus einem Ei auch nicht.“
    „Aber irgendwo muss er ja hergekommen sein“, sagte Johanna. „Oder glaubst du vielleicht, er ist draußen aus dem Boden gewachsen?“
    „Quatsch!“, sagte Paulina.
    Während die Mädchen und Jungen weitere Vermutungen anstellten, öffnete sich die Tür, und Frau Eisleben kam mit dem Jungen zurück. Die Kinder schauten sie fragend an.
    „Er bleibt jetzt erst mal bei uns“, sagte die Lehrerin. Sie zeigte auf den freien Platz neben Luca. „Setz dich bitte dorthin!“
     
    Der Junge ging durch die Reihen
    und setzte sich neben Luca.
    Der rückte ein Stück zur Seite.
    „Ich beiße nicht“, sagte der Junge.
    Doch Luca schaute ihn an,
    als sei er da nicht so sicher.
     

Blitz und Donner
    Frau Eisleben tat so, als sei nichts Besonderes geschehen. Sie teilte Blätter aus und erklärte den Kindern, was sie machen sollten: „Das Häuschen mitten auf dem Blatt soll unsere Schule darstellen. Vor dem Eingang liegt die Schulstraße. Ihr sollt nun einen Stadtplan malen, auf dem die Straßen, die zu folgenden Gebäuden führen, eingezeichnet sind:
     
    Rathaus
    Kirche
    Bücherei
    Hallenbad
    Elternhaus."
     
    Weil die Kinder mit ihren Gedanken bei dem Jungen mit den golden schimmernden Haaren waren, konnten sie nicht richtig zuhören und guckten ziemlich
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