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Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen

Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen
Autoren: Piers Anthony
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niemals eine Frau getötet«, sagte Neq, die Klinge über ihr haltend. »Aber wenn es sein muss -«
    »Ich bin gleich fertig«, sagte sie. »Bedroh mich nicht mit diesem Ding. Wenn du wüsstest, wie oft ich Witwe geworden bin, würdest du einsehen, daß du mit deinem Kummer nicht allein stehst. außerdem ist es mir gleichgültig, was du hier zu sehen vermeinst. Ich habe hier etwas zu erledigen.«
     
    Er sah nun, daß sie nicht aufzuhalten war. Und doch konnte er nicht zulassen, daß man Neqas Gebeine entweihte.
    Er breitete die Arme aus, so daß sein Schwertarm sie nicht verletzen konnte, ging auf sie zu und schob sie mit seinem Leib weg. Mit seinem Leib schützte er die geheiligte Erde!
    Aber Sosa erhob die schmutzverkrusteten Hände und schlug sie ihm in den Nacken, daß er nach Luft rang. Und mit einem Schulterstoß brachte sie es fertig, ihn abzudrängen. »Komm nicht zu nahe heran«, sagte sie leise. »Es könnte gefährlich werden, und ich muss hier dieses Zeug wegschaffen.«
    Jetzt fiel ihm ein, was Vara von dieser Frau behauptet hatte. Sie war geübt, kannte den Zweikampf im Ring und konnte mit bloßen Händen kämpfen. Sie hatte den Waffenlosen seine Kunst gelehrt. Sich mit ihr in ein Handgemenge einzulassen, war reine Torheit.
    Wie betäubt sah er zu, wie das Loch immer tiefer wurde. Es waren sicher nicht nur die Gebeine, die sie ausgraben wollte. Er hatte keine Ahnung, ob nach all den Jahren von Neqa überhaupt etwas übriggeblieben war. Alles was mit Neqa zusammenhing - die Umstände ihres Todes, sein Verhalten danach, das alles gehörte zur Nachtseite seines Nomadentraumes, den er versucht hatte zu verdrängen. Vergewaltigung, Mord, Angst, Rache, Sinnlosigkeit...
     Da traf sie auf etwas Festes auf. Entsetzt richtete Neq den Strahl seiner Taschenlampe hinunter in die Vertiefung, schnappte nach Luft und zog etwas herauf.
    Einen hufähnlichen Fuß.
    Erschrocken wich er zurück. Dies hier war das Grab von Var dem Stock - der zweite Alptraum!
    Der Fuss bewegte sich, die dicken verbildeten Zehen krümmten sich. Erde rieselte, als das behaarte Bein um sich trat.
    »Oh«, rief Sosa aus. »Das habe ich nicht erwartet!« Sie kroch eilig fort.
    Ein Arm wurde sichtbar, der sich aufstemmte.
    Dann der Körper.
    Der Leichnam setzte sich auf. Dieser Schock ernüchterte Neq momentan. Er merkte, daß er unter dem Einfluss der betäubend wirkenden Blüten stand, wie Sosa es ihm vorhin erklärt hatte. Die Pflanzen mussten hier ihre Samen abgeworfen haben, denn die Dünste stammten vom Blütenstaub. Es musste irgendwo Leckstellen geben. Erde, Feuchtigkeit und etwas Licht hatten bewirkt, daß die Pflanze Wurzeln geschlagen und Blüten getragen hatte.
    Der Leichnam war weder Neqa noch Var. Statt dessen stieg etwas Lebendiges aus der Vertiefung. Etwas Menschenähnliches - aber was nur? Sein Sichtvermögen spielte ihm wieder einen Streich, denn die Duftschwaden lagerten schwer in diesem von jeder Luftzirkulation abgeschnittenen Raum.
     Neq schlug mit den Klauen gegen das Glockenspiel. Leider wollte ihm kein passendes Lied für diese Gelegenheit einfallen.
    »Ich habe dich für tot gehalten!« rief Sosa der Gestalt zu.
    Ein grotesk formloses Haupt wandte sich ihr zu. »Helicon ist tot!« knurrte er.
    »Helicon lebt!« rief Neq, der nach den kurz zuvor überwundenen, von den Düften verstärkten Zweifeln wieder seine Loyalität entdeckte. Er schwang sein Schwert hoch - und hielt inne, weil er wusste, daß sein Bewusstsein von der Droge gelenkt wurde, solange er es als Schwert ansah. »Vernichte die Blumen!« rief er Neqa zu. »Nimm meine Lampe -«
    Sie nahm das Licht, und ließ den Strahl ins Loch einfallen und suchte nach den Pflanzen, die hier irgendwo in unmittelbarer Nähe sein mussten.
    Neq wandte sich dem Wesen zu. »Wer bist du?« fragte er.
    »Tot!« wiederholte das Ding. Es stand mannhoch neben dem Grab, haarlos, mit vernarbtem Kopf.
    »Es ist Bob«, sagte Sosa. »Der Herr Helicons.«
     Der frühere Herr! Er hatte also Sols Rache entkommen können.
    »Jetzt bin ich der Herr«, sagte Neq. »Wir beide müssen uns einig werden.«
    »Neq, lauf weg! Er ist ein Mörder!« rief Sosa. »Und du stehst unter dem Einfluss von -«
    »Hier entlang«, sagte Bob. Seine Stimme klang, als wäre sie seit Jahren nicht mehr benutzt worden.
    »Geh nicht!« rief Sosa verzweifelt. »Er ist wahnsinnig!«
    Die Männer hörten nicht auf sie. Bob stieg ins Grab und Neq ihm nach. Dabei betastete er mit den Greifklauen den Umfang der Vertiefung.
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