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Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen

Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen
Autoren: Piers Anthony
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I
     
    »Du bist noch zu jung für den Ring!« rief Nemi.
    »Bin ich für den Ring zu jung, dann bist du zu jung für den Reif, der dir so in die Augen sticht! Du bist erst vierzehn, so wie ich!« Auch ihre Namen waren gleich, denn sie war seine Zwillingsschwester. Er aber wollte diesen Namen nicht länger führen, weil er kein Kind mehr war; so glaubte er jedenfalls.
     Seinen Mannesnamen hatte er sich schon ausgesucht. Er wollte Neq heissen, Neq der Schwertkämpfer. Doch zuvor musste er sich im Ring bewähren.
     Nemi biss sich auf die Lippen, damit sie Röte bekämen. Sie war gut entwickelt, aber klein von Gestalt wie er, und sie würde erst als erwachsen gelten, wenn sie mindestens für eine Nacht den Armreif eines Kriegers getragen hatte. Daraufhin würde sie ihren Kindheitsnamen ablegen und die weibliche Namensform jenes Kriegers annehmen, dem sie sich hingegeben hatte. Und in den Zwischenzeiten, wenn sie keinen Armreif trug, würde sie namenlos sein, namenlos, aber eine Frau. Und doppelt Frau, wenn sie erst ein Kind geboren hatte.
    »Wetten, daß ich es eher schaffe als du!« neckte sie ihn und lächelte.
     Er zog sie an einem ihrer brünetten Zöpfe, bis sie laut protestierte. Da ließ er sie los und trat an den Ring. Dort übten sich eben zwei Krieger, ein Stockkämpfer und ein Stabkämpfer. Es war ein freundschaftlicher Übungskampf, bei dem es um nichts Besonderes ging. Doch die metallenen Waffen blitzten und gleißten in der Sonne, und wenn sie aufeinandertrafen, ertönte ein Klirren, das weitum zu hören war.
     Ja, dafür lebte er. Für die Ehre im Ring! Vier Jahre war es nun her, seitdem er ein Schwert vom Ständer einer Irren-Herberge genommen hatte. Damals hatte er kaum damit ausholen können, so schwer war es. Und dennoch hatte er seither fleißig geübt. Sein Vater Nem der Schwertkämpfer hatte ihn nur zu gern im Schwertkampf ausgebildet und ihm das bestmögliche Training angedeihen lassen, doch in den Ring durfte er noch nie. Und heute war er vierzehn! Nach Nomandensitte waren er und seine Schwester der elterlichen Obhut entwachsen. Er durfte kämpfen, und sie konnte sich einen Armreif nehmen. Der Stockkämpfer traf den Stabkämpfer mit einem überraschenden stoß, auf den dieser wie betäubt reagierte. Die zwei verließen den Ring.
    »Heute bin ich richtig scharf!« rief der Stockkämpfer aus. »Mein Reif findet gewiss eine Trägerin. Vielleicht diese Kindfrau - Nems Kleine.«
     Die beiden hatten Neq gar nicht bemerkt. Der herausfordernde Ausruf seiner Schwester von vorhin: Wetten, daß ich es eher schaffe als du! hatte nichts zu bedeuten gehabt. Weil sie aber so nahestanden, wie nur Zwillinge einander nahestehen können, war ihre Rivalität von derselben Intensität geprägt. Und Neq bot sich nun ein Vorwand, um aktiv zu werden.
    »Ehe du Nems Kindfrau deinen Reif gibst«, sagte er so laut, daß die beiden Männer zusammenschraken, »erprobe lieber deinen Stock an Nems Knabenkind. Wenn du es fertig bringst!«
    Der Stockkämpfer verbarg seine Verlegenheit hinter einem Lächeln. »Reiz mich nicht, Kleiner! Ich möchte einem namenlosen Kind keine Verletzung zufügen!«
     Neq zog sein Schwert und trat in den Ring. Sein kleiner Wuchs ließ das Schwert unverhältnismässig groß erscheinen. »Los! Stell dich im Kampfe diesem Kind!«
     »Damit ich mich nachher Nem stellen muss? Kleiner, dein Vater ist im Ring ein guter Mann. Ich möchte mir nicht seinen Unwillen zuziehen, weil ich seinem Sprössling eine Abreibung verpasste. Warte, bis du mündig bist!«
    »Von heute an bin ich mündig. Ich bin alleine für mich verantwortlich.«
    Das brachte den Stockkämpfer zum Schweigen.
    »Du bist noch nicht mündig«, meinte der Stabkämpfer herablassend. »Das sieht doch jeder auf den ersten Blick.«
    In diesem Augenblick tauchte Nem auf, gefolgt von seiner Tochter. »Dein Junge möchte sich Ärger einhandeln«, erklärte der Stabkämpfer. »Hig will sich gar nicht mit ihm anlegen, aber. . .«
     »Er ist mündig«, stellte Nem bedauernd fest. Er selbst war auch nicht groß von Wuchs, doch die Selbstsicherheit, mit der er sein Schwert trug, muss auf sein Format im Ring schließen. »Er fordert seine Männlichkeit. Und ich kann sie ihm nicht länger verweigern.«
     »Siehst du?« sagte Neq, das Gesicht zu einem Grinsen verziehend. »Ehe du etwas an meiner Schwester beweisen willst, musst du dich mit deinem Stock beweisen.«
    Die drei Männer waren wie versteinert stehengeblieben. Das war eine bösartige
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