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Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen

Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen
Autoren: Piers Anthony
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und legte die Rangordnung der Männer nach ihrer Kampftüchtigkeit fest. Neq fing als letzter Schwertkämpfer von zwanzig an, unwillig zwar, doch arbeitete er sich hinauf und gelangte schließlich an vierte oder fünfte Stelle. Und die ganze Zeit über wuchs das Lager, während Sol unterwegs war und immer neue Krieger schickte. Die Macht des Stammes stand nun außer Frage. Eine so straffe Disziplin hatte Neq noch nie gesehen.
     Sonderbar, daß dies alles das Werk eines Mannes war, der selbst im Ring nicht kämpfen wollte. Offenbar verfügte Sos über einen gewaltigen Wissensvorrat in Bezug auf Kampftechnik, und physisch war er kein Schwächling. Ständig hatte er einen dummen kleinen Vogel auf der Schulter, Gegenstand der Spottlust des ganzen Stammes, und es war klar, daß er Sola liebte, ohne es zugeben zu wollen. Im Winter sah Neq sie einmal sein Zelt betreten und dort bis zum Morgen bleiben. Die ganze Situation war unglaublich.
     Mit dem Kommen des Frühlings war der Stamm bereit, als Einheit loszumarschieren, und Neq gehörte zu seinen oberen Rängen. Er gierte wie die anderen nach den versprochenen Eroberungen.
     Nur eines trübte seinen Erfolg. Noch immer hatte er nicht den Mut gehabt, seinen Reif einem Mädchen anzubieten. Er hätte es ja gern getan, doch war er noch nicht fünfzehn und sah aus wie dreizehn, und eine lebendige nackte Frau war eine Vorstellung, die für ihn einfach überwältigend war. Was für Fehler er womöglich machen würde!
    Manchmal träumte er von Sola. Es war zwar nicht so, daß er sie liebte, oder auch nur mochte. Nein, es war die Tatsache, daß sie eine so köstlich gebaute Frau war, die im Zelt eines anderen blieb, obwohl ihr Mann Herr des Stammes war. Eine Schande . . . aber so unendlich verlockend! Sie gehörte zu den Frauen, die ein Geheimnis für sich behalten konnten . . .
     Das war einer der Gründe, warum er sich im Schwertkampf so verbessert hatte. Er übte während seiner gesamten Freizeit, während die anderen sich von romantischen Interessen ablenken ließen. Man hielt ihn für kampfbegeistert, in Wirklichkeit aber litt er dabei.
     Eines Tages - ja, eines Tages würde er ein richtiger Mann sein!

II
     
    Neq verbesserte sich ständig und siegte immer häufiger und leichter. Seinen ersten Wettkampf bestritt er gegen den ersten Schwertkämpfer eines kleineren Stammes. Der Herr des anderen Stammes hatte gar nicht kämpfen wollen. Neq hatte zu den sorgfältig ausgesuchten Aufwieglern gehört, die ihn schließlich in eine Kampfsituation manövrierten. Sein Gegner im Ring war ein guter Mann, und Neq war so nervös, daß er schon fürchtete, seine Waffe würde zittern - aber so unglaublich es war, sein intensives Wintertraining hatte seinen Kampfstil sehr verbessert. Sos hatte ihn geschliffen und bis zur weißglut gebracht, und er hatte nicht nur gegen Schwerter sondern gegen alle anderen Waffen antreten müssen. Er war auch paarweise gegen andere Paare aufgestellt worden. Das alles war harte, ermüdende Arbeit gewesen, und da bei den Übungskämpfen kein Blut floss, war es allein Sos' Urteil gewesen, das seine Leistung bestätigte. Aber dieses Urteil war gerechtfertigt. Als Neq die kleinen Unebenheiten im Kampfstil des anderen bemerkte, wusste er, daß es stimmte. Plumpe Siege und verwirrte Niederlagen waren nun nicht mehr Neqs Los. Er war ein richtiger Meisterkämpfer, und stand Tyl, der an erster Stelle stand, nur wenig nach.
     Und dann ganz plötzlich ging Sos, der Ausbilder, weg. Und mit seinem Scheiden stellte sich eine ironische Frage: Nämlich ob wohl Sol oder Sola sein Weggehen mehr bedauerte? Doch im Stamm ging alles weiter, wie Sos es organisiert hatte. Sola gebar ein Mädchen, obwohl neun Monate zuvor ihr Mann meist fort gewesen war . . .
    Der Stamm schwoll durch Eroberungen so an, daß er in zehn Unterstämme aufgegliedert werden musste, die zusammen ein Imperium bildeten. Einer unterstand Sol, die anderen seinen wichtigsten Unterführern: Tyl von den zwei Waffen, der über die besten Krieger verfügte; Sav, der Stab, der das Ödlandlager als Übungsgelände übernahm und der zweite Sänger des Imperiums war; Tom das Schwert mit dem langen schwarzen Bart . . . und, höchst erfreulich, Neq selbst. Jeder Unterstamm ging seines Weges und warb weitere Krieger, doch waren alle letztlich Sol Untertan.
     Erst war alles herrlich, denn Neqs kühnste Träume von Ruhm hatten sich erfüllt. Er war Herr über hundertfünfzig Krieger, und das waren mehr, als die meisten
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