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TS 26: Der Mutant

TS 26: Der Mutant

Titel: TS 26: Der Mutant
Autoren: Isaac Asimov
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MUTANT, DER. Über ,den Mutanten’ weiß man weniger als über irgend eine andere Persönlichkeit von vergleichbarer Bedeutung für die galaktische Geschichte. Sein richtiger Name ist unbekannt, die Berichte über sein früheres Leben sind eine Summe von Mutmaßungen. Selbst über die Zeit seiner größten Triumphe existieren hauptsächlich nur Überlieferungen aus dem Munde seiner Widersacher.
    ENCYCLOPAEDIA CALACTICA
     
1. Kapitel
     
    Baytas erster Eindruck von Haven war bestimmt alles andere als erhebend. Ihr Mann zeigte ihn ihr – ein kleiner Stern, verloren in der Leere des galaktischen Raumes. Haven lag jenseits der letzten spärlichen Sternwolken, wo nur noch hin und wieder ein kümmerlicher Lichtschimmer durchdringt. Und selbst dort wirkte er arm und unbedeutend.
    Toran war sich darüber klar, daß der Rote Zwerg nicht besonders gut als Symbol ihrer jungen Ehe geeignet war, und so war er etwas verlegen. „Ich weiß, Bay – das bedeutet eine ziemliche Umstellung für dich, nicht wahr? Ich meine von der Stiftung hierher.“
    „Eine furchtbare Umstellung. Ich hätte dich nie heiraten sollen.“
    Und als sein Gesicht einen etwas betrübten Ausdruck annahm, bevor er merkte, daß sie ihn nur ärgern wollte, sagte sie mit besonders ‚lieblicher’ Stimme: „So ist es recht, du Dummer. Und jetzt mußt du noch die Unterlippe verziehen und deinen Dackelblick aufsetzen – du weißt schon, den Blick, mit dem ich immer bedacht werde, bevor du den Kopf auf meine Schulter legst und darauf wartest, daß ich dir über das Haar streiche. Du wolltest doch jetzt irgend etwas hören? Daß ich vielleicht sage ,ich werde mit dir überall glücklich sein, Toran’ oder ,die interstellaren Tiefen selbst wären für mich ein Zuhause, wenn nur du, mein Geliebter, bei mir bist’. Gib’s ruhig zu.“
    Sie deutete mit anklagend erhobenem Zeigefinger auf ihn und zog ihn erst zurück, als seine Zähne ihn schon fast erwischt hatten.
    Er sagte: „Wenn ich nachgebe und sage, daß du recht hast, wirst du dann Abendessen machen?“
    Sie nickte zufrieden. Er lächelte und sah sie an.
    Sie war keine Schönheit, verglichen mit wirklichen Schönheiten – das gab er zu – wenn auch jeder Mann sich nach ihr umsah. Ihr Haar war dunkel und leuchtend, ihr Mund ein wenig groß – aber ihre gepflegten Augenbrauen grenzten eine weiße Stirn von den wärmsten Kastanienaugen ab, die je ein Lächeln erhellt hatte.
    Toran nahm unnötigerweise einige Einstellungen an der Steuerung vor und beschloß dann, sich etwas zu entspannen. Er hatte noch einen interstellaren ,Sprung’ und dann noch einige Millimikro-Parsek vor sich, bis er die manuelle Steuerung einschalten mußte. Er drehte sich um und sah in den Vorratsraum, wo Bayta mit einigen Behältern hantierte.
    Es lag ziemlich viel Selbstzufriedenheit in seiner Haltung gegenüber Bayta – die Befriedigung, wie sie ein jeder Mensch empfindet, der sich drei Jahre lang am Rande eines Minderwertigkeitskomplexes entlang bewegt hat.
    Schließlich war er ein Provinzler – und nicht nur ein Provinzler, sondern obendrein noch der Sohn eines abtrünnigen Händlers. Und sie stammte von der Stiftung selbst – und nicht nur das, sie konnte ihre Vorfahren bis auf Mallow zurückverfolgen.
    Und doch fühlte er sich nicht ganz wohl dabei. Es war schlimm genug, daß er sie nach Haven mit seiner Felsenwelt und seinen Höhlenstädten zurückbringen mußte. Aber daß er sie der traditionellen Feindschaft der Händler für die Stiftung – der Nomaden für die Städter – aussetzen mußte, war schlimmer.
    Nach dem Abendessen erfolgte der letzte Sprung.
    Haven war ein purpurroter Lichtpunkt und sein zweiter Planet ein roter Fleck mit einer dunklen Halbkugel und einer durch die Atmosphäre verschwommenen Schattenlinie. Bayta lehnte sich über den großen Schautisch mit seinem Spinnennetz von Koordinatensystemen, in deren genauer Mitte Haven II lag.
    Dann sagte sie ernst: „Ich wollte, ich hätte deinen Vater vorher kennengelernt. Wenn er mich nun nicht leiden kann?“
    „Dann“, sagte Toran überzeugt, „wärest du das erste hübsche Mädchen, das dieses Gefühl in ihm hervorruft. Bevor er seinen Arm verlor und aufhören mußte, in der Galaxis herumzuvagabundieren – nun, wenn du ihn selbst fragst, wird er dir so viel darüber zu erzählen wissen, daß dir die Ohren wehtun. Nach einiger Zeit wirst du allerdings merken, daß er ein bißchen aufschneidet, denn er hat noch nie die gleiche Geschichte zweimal auf
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