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Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an

Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an

Titel: Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an
Autoren: Carly Phillips
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PROLOG
    M olly Gifford packte das letzte Gepäckstück ins Auto und schlug energisch die Koffer-raumklappe zu. Wieder ein Kapitel abgeschlossen, dachte sie. Ihr Leben hier in Hawken’s Cove war ein für alle Mal vorbei. Erledigt. Es war höchste Zeit weiterzuziehen. Sie ersparte sich einen letzten Blick auf das Haus, in dem sie ein Jahr ihres Lebens verbracht und vergeblich versucht hatte, nach den Sternen zu greifen.
    Sie hätte wissen müssen, dass eine eigene Familie immer unerreichbar für sie bleiben würde. Trotzdem hatte sie wieder einmal gehofft, dass dieses Mal alles anders laufen würde als sonst. Sie hatte tatsächlich geglaubt, ihre Mutter würde heiraten und endlich eine Familie gründen. Doch anstatt Molly Teil dieser Familie werden zu lassen, hatte ihre Mutter sie nun wieder einmal aus ihrem Leben ausgeschlossen. Mit ihren siebenundzwanzig Jahren hätte es Molly eigentlich nichts mehr ausmachen sollen, was ihre Mutter tat oder nicht tat. So war es aber nicht. In ihrem Inneren blieb sie das Kind, das ständig von einem Internat ins nächste gesteckt wurde, je nachdem, wie es um das Scheckbuch des gerade aktuellen Mannes an der Seite ihrer Mutter bestellt war. Von ihrem richtigen Vater war, außer den üblichen Geburtstags- und Weihnachtskarten, ebenfalls nichts zu erwarten. Einmal im Jahr, an Weihnachten, schickte er ihr ein Foto, das ihn mit seiner neuen Familie zeigte. Das versetzte Molly regelmäßig einen Schlag in die Magengrube.
    Es war erst eine Woche her, seit ihre Mutter die Verlobung mit ihrem plötzlich verschuldeten und skandalumwitterten Verlobten gelöst hatte und nach Europa aufgebrochen war. Um ein Haar hätte sie vergessen, sich von ihrer Tochter zu verabschieden. Da hatte Molly endlich begriffen, dass sie auf sich alleine gestellt war und dass sich nichts daran ändern würde. Deshalb musste sie sich jetzt erst einmal selbst finden und nach einer Lebensform suchen, die sie nicht mehr an ihre unerfüllten Träume und Hoffnungen erinnerte.
    „Molly? Molly, warte!“ Die Stimme ihrer Vermieterin – oder besser Exvermieterin – Anna Marie Constanza riss Molly aus ihren Gedanken.
    „Keine Sorge. Ich hätte mich schon noch von dir verabschiedet“, versicherte Molly der älteren Frau und ging ihr entgegen.
    „Natürlich hättest du das.“ Anna Maries Vertrauen in Molly war unerschütterlich.
    Molly lächelte, während sie zusah, wie Anna Marie die Verandatreppe hinunterkam. Sie würde ihre lebhafte Nachbarin vermissen.
    Als Anna Marie neben ihr stand, sagte sie: „Du musst nicht weggehen. Du könntest dich auch hier mit deinen Ängsten auseinandersetzen.“
    Molly schaute ihr ins Gesicht. „Das ist genau der Punkt. Meine Ängste werden mir folgen, egal, wohin ich gehe.“
    „Ja, aber warum gehst du dann weg?“ Sie streckte eine Hand aus und berührte Mollys Schulter. „Ich bin übrigens nicht die Einzige, die will, dass du bleibst.“
    „Du hast nicht zufällig zugehört, wie ich mit Hunter gesprochen habe?“
    Mollys Magen krampfte sich zusammen, als sie an den Mann dachte, dessen Erinnerung sie in den letzten Stunden, während sie ihre Sachen zusammenpackte, krampfhaft verdrängt hatte.
    Anna Marie schüttelte den Kopf, bis sich vereinzelt graue Strähnen aus ihrem Zopf lösten. „Es ist das erste Mal, dass ich ehrlich sagen kann, dass ich nicht zugehört habe. Ich habe schließlich meine Lektion zum Thema lauschen und Sachen weitertratschen, die mich nichts angehen, gelernt. Es ist einfach nur so offensichtlich, dass dieser Mann dich gerne hierbehalten würde.“
    Molly öffnete den Mund und schloss ihn gleich wieder. Ihre Kehle fühlte sich an wie zugeschnürt. Sie schluckte. „Ich kann nicht bleiben.“ Aber sie hatte darüber nachgedacht. Und sie tat es noch, vor allem wenn sie an den hoffnungsvollen Blick in Hunters Augen dachte, als er sie gebeten hatte, mit ihm zusammen in seiner Heimatstadt Hawken’s Cove, New York, zu leben, und an den Tonfall seiner Stimme, als er ihr angeboten hatte, sie zu begleiten, wohin sie auch immer glaubte, gehen zu müssen, um ihrem Kummer zu entfliehen.
    „Ich hatte auch nie eine Familie, und ich verstehe, was du durchmachst. Aber warum wollen wir das nicht zusammen durchstehen?“ Hunter hatte seinen Stolz hinuntergeschluckt und ihr sein Herz auf einem Silbertablett serviert.
    Das war eine große Versuchung. Ihr Herz flehte sie an, ihre Meinung noch einmal zu ändern. Doch sie konnte nicht anders. Weil sie weder wusste, wer sie war
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