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Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen

Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen
Autoren: Piers Anthony
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Ohren.
     
    *
     
     Am Morgen ergänzte er seine Ausrüstung mit Reservesocken und einem zusätzlichen Hemd, nahm jedoch sonst nichts weiter zum Anziehen mit. Sauberkeit war ihm an sich nicht so wichtig, doch verschwitzte Sachen mussten gewechselt werden, wenn sie nicht ernsthaftes Unbehagen bereiten sollten. Er packte auch Brot und das übrige Fleisch ein. Die Irren waren, was Verschwendung betraf, sehr empfindlich, ungeachtet ihrer eigenen, ziemlich verschwenderischen Vorgehensweise, alles einfach so zur Verfügung zu stellen. Als letztes nahm er einen Bogen und ein Zelt mit. Unterwegs wollte er jagen und kampieren. Diese Herbergen mochten zur gelegentlichen Benutzung ja ganz angenehm sein, der typische Nomade legte aber Wert darauf, unabhängig zu sein.
    Am zweiten Abend schlug er sein Lager im Freien auf. Auch da war es einsam, und dazu kam, daß er sein Moskito-Abwehrmittel vergessen hatte. Am dritten Abend schließlich suchte er wieder eine Herberge auf, die er diesmal mit zwei Kriegern teilen musste, einem Schwertkämpfer und einem, der die Keule führte. Die Atmosphäre war entspannt, und die anderen behandelten ihn als ihresgleichen, obwohl sie natürlich auf den ersten Blick gesehen hatten, wie jung er noch war. Zu dritt wurde im Ring ein wenig geübt. Beide Männer machten Neq Komplimente seiner Geschicklichkeit wegen - was bedeutete, daß er noch immer ein Neuling war. Im wirklichen Kampf, da gab es keine Komplimente, da sprach die Geschicklichkeit des Kämpfers für sich.
     
    Am vierten Abend aber begegnete er einer Frau. Sie bereitete ihm eine Mahlzeit, die seinen eigenen, bescheidenen Versuchen himmelweit überlegen war. Dabei blieb es, denn er war zu schüchtern um ihr seinen Reif anzutragen. Die Frau war etwa von gleicher größe, älter als er und eigentlich gar nicht hübsch. Er duschte in ihrer Gegenwart, damit sie sehen konnte, daß er schon behaart war wie ein Erwachsener. Sie schliefen in nebeneinanderliegenden Klappbetten, und am Morgen wünschte sie ihm in mütterlichem Ton alles Gute, und er zog weiter. Dabei verwünschte er sich, weil er ihr seinen Reif nicht angeboten hatte. Gleichzeitig aber wusste er, daß er nichts mehr fürchtete, als etwas verkehrt zu machen und lächerlich dazustehen. Auf diesem Gebiet konnte man Erfahrung nicht vortäuschen.
     Am fünften Tag gelangte er zu einer an einem zauberhaften kleinen See gelegenen Herberge. Ein Mann war schon vor ihm angekommen. Seinen hübschen, ebenmässigen Zügen nach zu schließen war er nicht viel älter als Neq. Obwohl nicht wesentlich größer, trug er doch die Haltung eines erfahrenen Kriegers zur Schau.
    »Ich bin Sol aller Waffen«, verkündete er. »Und ich kämpfe um die Herrschaft.«
    Neqs Vorsicht war sofort erwacht. Ein Kampf um die Herrschaft bedeutete, daß der Verlierer sich dem Stamm des Siegers anschließen musste. Da es sich um ein freiwilliges Abkommen handelte, stellte es keine Verletzung der Bestimmung gegen die Einschränkung persönlicher Freiheit dar, aber ein durch den Ehrenkodex gebundener Mann war nichtsdestotrotz gebunden. Neq hatte erst einen Kampf hinter sich und besaß noch wenig Übung, daher traute er seinem Kampfglück nicht recht. So rasch wollte er sich jedenfalls noch nicht auf eine ernste Kraftprobe einlassen. Außerdem hatte er nicht die Absicht, sich jetzt schon einem Stamm anzuschließen, und für einen eigenen Stamm hatte er keine Verwendung.
     »Du führst alle Waffen?« fragte er, die Herausforderung hörend. »Schwert, Stab, Stöcke - alles?«
    Sol nickte ernst.
     »Auch den Morgenstern?« Er warf einen Blick hinüber zu den Morgensternwaffen auf den Waffenständern. Wieder nickte Sol. Sehr gesprächig war er wohl nicht.
     »Ich möchte nicht kämpfen«, sagte Neq. »Nicht um die Herrschaft. Ich habe erst letzte Woche meine Männlichkeit erlangt.«
    Sol reagierte mit einem einlenkenden Achselzucken.
    In der Dämmerung tauchte eine Frau auf. Sie trug das Wikkelgewand, das anzeigte, daß sie zu haben war, doch war sie weniger jung und hübsch als die, die Neq zuvor getroffen hatte. Zu ihrer Zeit mochte sie viele Armreifen geliehen bekommen haben, aber kein Mann hatte sie länger behalten. Sol schenkte ihr keinerlei Beachtung. Er selbst trug keinen Reif und zeigte damit an, daß er verheiratet war. Also blieb alles Neq überlassen - und wieder tat er nichts.
    Die Frau bereitete für beide das Abendbrot, so als wäre es die ihr selbstverständlich zufallende Arbeit. Sie betätigte sich als
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