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Titan 17

Titan 17

Titel: Titan 17
Autoren: Ronald M. Hahn , Wolfgang Jeschke
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jedes betroffenen Individuums vorherzusagen, wir stellten aber fest, daß mit absoluter Gewißheit das Verhalten von 99 Prozent der Menschheit vorauszusagen war, was für die Berechnungen genügte. Das restliche eine Prozent konnte den Markt nicht genügend beeinflussen, um unsere Kurve außer Kraft zu setzen. Ich werde dir später von einigen Schwierigkeiten berichten, die wir bei der Bearbeitung des Problems des einzelnen hatten. Aber machen wir erst einmal mit meiner Geschichte weiter.
    Bis wir mit unseren Börsenspekulationen beginnen konnten, die dank unseres Wissens keine echten Spekulationen waren, hatten wir nicht einmal mehr tausend Dollar. Wir diskutierten die Angelegenheit durch und beschlossen, von vornherein ein Vermögen zu machen oder pleite zu gehen, also stöberten wir einen Börsenmakler auf, der uns einen ordentlichen Gewinn versprach, steckten unser ganzes Geld in die ausgewählte Aktie, setzten uns hin und warteten ab, was geschah. Es geschah alles, wie unsere Kurve es angekündigt hatte, und wir machten schnell ein Vermögen. Stiegen die Aktien, so kauften wir an; stand eine Baisse bevor, verkauften wir genügend, um unseren Gewinn auf eine sichere Basis zu stellen und die Depression zu überwinden. Dabei blieben wir einige Monate lang, dann nahmen wir unsere Gewinne mit, die bei 200000 Dollar lagen, und kehrten an unsere Arbeit zurück.
    Wir wollten nie wieder in finanzielle Schwierigkeiten geraten, also bestand unsere erste Aufgabe darin, die Variablen einer Reihe ausgewählter Aktien zu berechnen, die unseren Operationen größere Breite verleihen konnten. Die weniger aktiven legten wir beiseite, sammelten jedoch zu dreißig Aktien die Daten und kehrten an die Börse zurück. Es war eine todsichere Sache. Wir strichen über zweihundert Millionen ein, dann verließen wir die Börse für immer. Etwas geschah, was uns eine kurze Zeit lang sehr verunsicherte. Neunundzwanzig unserer Aktien verhielten sich wie angegeben, eine jedoch nicht. Aber als wir die Sache überprüften, fanden wir die Ursache heraus. Ich hatte mich bei der Berechnung der ersten Kurven um eine Dezimalstelle verschrieben, es handelte sich also um keinerlei Versagen der Maschine.«
    »Kam der Krieg euch denn nicht in die Quere?«
    »Nein. Am Anfang wollten wir uns beide freiwillig melden, sie wollten uns jedoch nicht haben. Bob war stark kurzsichtig, ich erfuhr zu meinem Erstaunen, daß ich Plattfüße hatte, so wurden wir beide für untauglich erklärt. Eine Weile versuchten wir noch, für Dienste hinter der Front eingesetzt zu werden, doch für jeden Etappenjob gab es ein Dutzend Bewerber, und wir fanden, daß wir keinen Beitrag zum Gewinnen des Krieges leisteten, wenn wir in einen Overall schlüpften und einem guten Mechaniker den Platz wegnahmen, also blieben wir an unserer Arbeit.
    Der Krieg erweckte in jedermann Gedanken über die Ungewißheit menschlichen Lebens, und Bob kam auf die Idee, die Variablen zu bestimmen, welche die Spanne eines Menschenlebens ausmachten. Hier beschäftigten wir uns schließlich mit den Variablen der menschlichen Natur beim Individuum, doch letztlich löste Bob das Problem. Ich will mir nicht die Mühe machen, in die Details zu gehen, nur soviel sei gesagt: man kann die Veranlagung eines Individuums mit großer Exaktheit bestimmen, wenn man seine Reaktionen auf eine Reihe bestimmter Stimuli testet. Es war keine leichte Aufgabe, sie kostete uns acht Jahre der Forschung und Berechnungen. Zuerst unterliefen uns noch reichlich Fehler, am Ende waren wir jedoch in der Lage, Leute aufgrund einer Reihe von › Veranlagungsquotientenwerten‹, wie wir sie nannten, einzuordnen.«
    »Wieviele Variablen fandet ihr denn heraus?« fragte ich.
    »Neunhundertvierunddreißig«, gab er mir zur Antwort.
    »Das muß ja eine Riesenmaschine gewesen sein, die sie alle bewältigen konnte«, rief ich aus.
    »Die Maschine hätte sich über einen Morgen Land erstreckt, wenn wir sie alle in einem Berechnungsgang hätten zusammenstellen müssen«, antwortete er, »aber glücklicherweise mußten wir das nicht. Wir stellten fest, daß sie sich in Gruppen aufteilen ließen, die aufeinander einwirkten. Die Anzahl in den Gruppen schwankte zwischen zwölf und einundneunzig, so daß wir zweiundzwanzig Gruppen bekamen.
    Unsere Methode bestand darin, für jede Gruppe eine Ergebniskurve und dann aus den zweiundzwanzig wieder eine Gesamtkurve zu erhalten. Wenn die zum Nullpunkt hinablief, bedeutete das unserer Ansicht nach das Ende
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