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Titan 17

Titan 17

Titel: Titan 17
Autoren: Ronald M. Hahn , Wolfgang Jeschke
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sterbe, falls ich dort bin«, entgegnete er, »ich habe gesagt, daß ich dort sterben werde. Ich habe meine Werte und Berechnungen hundertmal überprüft, es kann keinen Irrtum geben. Es ist wahr, und es gibt keinerlei Möglichkeit, dem Schicksal zu entgehen, wie Jerningham herausgefunden hat.«
    »Die ganze Behauptung ist offenkundig absurd!« rief ich aus. »Eine Vorhersage der Zukunft kann bestenfalls glücklich geraten sein. Eine genaue Vorhersage, so wie du sie angeblich gemacht hast, ist völlig unmöglich.«
    »Du kannst auch kein weißes Kaninchen aus dem Zylinder ziehen«, antwortete er, »doch jeder drittklassige Zauberer ist dazu in der Lage. Es ist unmöglich, ohne materielle Verbindung Musik zu hören, die in tausend Kilometer Entfernung gespielt wird, trotzdem schafft es jeder Schuljunge mit seinem selbstgebastelten Radiogerät. Die Entdeckung, die Bob und ich gemacht haben, ist nur eine kleine Weiterentwicklung, eine ganz kleine Weiterentwicklung allgemein bekannten mathematischen und technischen Wissens und eine Entdeckung, zu der jeder mit Jerninghams Intelligenz erneut in der Lage wäre. Falls es nicht viele solcher Menschen gibt, muß das Problem eben in einer Reihe kleiner Schritte von weniger gescheiten Köpfen langsam und sorgfältig gelöst werden. Diese Entwicklung wird vielleicht ein paar hundert Jahre dauern, aber sie wird früher oder später erfolgen. Zwei wesentliche Schritte des Prozesses sind bereits getan und werden täglich angewendet. Aber ich glaube, ich fange besser von vorne an und beschreibe dir die ganze Entwicklung.«
    Er lehnte sich zurück, zündete sich eine Zigarre an und schaute sinnierend dem Rauch nach.
    »Während deines letzten Jahrs im College waren Bob Jerningham und ich ziemlich eng befreundet«, begann er, »doch erst das darauf folgende Jahr brachte uns einander näher. Ich arbeitete an recht komplizierten Problemen transzendenter Gleichungen, und das brachte uns zusammen, denn unsere Arbeit stand in enger Verbindung miteinander. Je länger und besser ich ihn kannte, um so mehr lernte ich seine Intelligenz zu schätzen. Er war ohne jede Übertreibung der klügste Kopf dieser Generation. Verglichen mit Jerningham ist Einstein ein Schuljunge. Zu seinem gewaltigen mathematischen Talent kam ein praktischer Sinn für Technik, der an Genialität grenzte.
    Im Laufe der Jahre wurden wir einander immer vertrauter, und als ich Examen machte, bestand er darauf, daß ich noch für mindestens zwei Jahre an der Universität blieb und Forschungen an einigen Problemen der höheren Mathematik unternahm, die er gelöst haben wollte. Ich hatte meine Stipendien etwa aufgebraucht, doch Jerningham schien über viel Geld zu verfügen und bot mir ein großzügiges Gehalt und die Erstattung aller Unkosten an, wenn ich mich mit seinen Problemen befassen wollte. Er war so freundlich zu behaupten, daß meine Begabung seine Auslagen wert wäre. Kurz gesagt, ich blieb.
    Ich erfuhr nicht sehr viel über die Aufgabe, an der er arbeitete, doch einige der Probleme, die er mir zu lösen gab, waren recht bemerkenswert. Gewöhnlich schleppte er eine Masse Daten an, die er verglichen, katalogisiert, in Kurven dargestellt und berechnet haben wollte, gewöhnlich in Polarordinaten, und er überließ es völlig mir, mich damit zurechtzufinden. Manchmal brauchte ich drei Monate, um die gewünschte Kurve zu erstellen. Wenn ich dann damit fertig war, überflog er die Ergebnisse in wenigen Minuten und legte manchmal den Finger auf einen Fehler, worauf ich wieder einen Monat benötigte, um alles sorgfältig zu überprüfen und zu berichtigen.
    Mit dieser Art mathematischer Hickhackarbeit brachte ich zwei Jahre zu, ehe er bereit war, mir den Gegenstand seiner Untersuchungen zu enthüllen. Es war nichts Geringeres als ein Instrument, das ihn befähigen würde, zukünftige Ereignisse zu berechnen und vorherzusagen.«
    »So ein Einfall hätte mir schon genügt, um ihn für ein verrücktes Huhn zu halten«, fiel ich ihm ins Wort.
    »Tatsächlich?« meinte Wallace trocken. »Jedenfalls, ich schloß nichts dergleichen daraus. Für mich zeigte das nur die Größe und Genialität seines Geistes. Weshalb bist du so überzeugt, daß zukünftige Geschehnisse nicht berechenbar sind?«
    »Im Wesentlichen wohl deshalb, weil es bisher nie gelungen ist.«
    »Es ist schon viele Male gelungen. Hast du noch niemals davon gehört, daß man eine Sonnenfinsternis exakt voraussagen kann?«
    »Eine Sonnenfinsternis ist leicht
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