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Titan 17

Titan 17

Titel: Titan 17
Autoren: Ronald M. Hahn , Wolfgang Jeschke
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vorherzusagen«, widersprach ich gereizt. »Dazu muß man lediglich die Bewegungen bestimmter Gestirne berechnen, die festgelegten und wohlbekannten Gesetzen folgen. Außerdem werden diese Berechnungen nicht von Maschinen durchgeführt.«
    »Alles folgt festgeschriebenen Gesetzen, auch wenn nur wenige dem Menschen bekannt sind«, erwiderte er, »und der einzige Grund, warum eine Sonnenfinsternis nicht von einer Maschine vorausgesagt wird, liegt darin, daß es zu wenige solcher Maschinen gibt und es zu kostspielig wäre, einen Roboter dafür anzufertigen. Was den rein mechanischen Rechenprozeß betrifft, bist du ja völlig mit Additionsmaschinen und anderen mechanischen Rechnern vertraut. Nun, selbst in den lange zurückliegenden Jahren unserer Collegezeit war bereits eine viel kompliziertere Maschine als der Eklipsenberechner bekannt und in Gebrauch. Ich spreche vom Harmonieanalysator.«
    »Das ist doch etwas ganz anderes«, protestierte ich. »Der Harmonieanalysator sagt nichts vorher, er nimmt lediglich eine komplizierte Kurve und löst sie in eine Menge einfacher, harmonischer Kurven auf, die kombiniert die Originalkurve ergeben, die eingegeben worden war.«
    »Und doch handelt es sich um einen Roboter, der mit den umgekehrten Prinzipien von Jerninghams Prädiktographen arbeitet«, antwortete er. »Verstehst du, wenn es möglich ist, eine Maschine zu bauen, die eine komplizierte Kurve in ihre Bestandteile zerlegt und analysiert, dann sollte es auch möglich sein – und das ist es –, ohne Schwierigkeiten eine Maschine zu bauen, die diesen Prozeß umkehrt, eine Anzahl einfacher Kurven nimmt und sie zu einer komplizierten zusammensetzt. Eine solche Maschine hat Jerningham geschaffen. Nach diesem Prinzip ist auch der Gezeitenrechner im Hydrographischen Institut in Washington erbaut worden.«
    »Was für eine Maschine ist das?« fragte ich.
    »Das ist ein Roboter, der mit Bestimmtheit und ganz exakt die Gezeiten in jedem Hafen der Welt zu jedem Termin innerhalb der nächsten zwanzig Jahre im voraus angeben kann. Dies ist zufällig recht einfach. Es gibt nur wenige Variablen in den Gezeitenbewegungen, und ihre Veränderungsgesetze sind wohlbekannt. Es fiel Jerningham sehr leicht, eine Maschine zu bauen, die die Kurven aufzeichnete, welche die Art der Veränderung dieser Variablen darstellten, und sie zu einer Kurve zusammensetzte, welche Zeitpunkt und Höhe der Gezeiten in jedem Hafen angab, mit dessen Daten die Maschine gefüttert worden war. Diese Maschine ist kein Geheimnis, sie wird täglich benutzt.«
    »Das ist mir neu«, gab ich zu.
    »Ein Gerät dieser Art war die einfachste und erste Maschine, die er baute«, fuhr Wallace fort. »Seine nächste beruhte auf einem leicht abgeänderten mechanischem Prinzip und ähnelte ein wenig jener, die kürzlich vom Massachusetts Institute of Technology angekündigt wurde. Du hast wahrscheinlich davon gelesen, die Zeitungen waren voll davon.«
    »Ich habe etwas darüber gelesen, aber ich behaupte nicht, es zu verstehen«, gab ich zur Antwort.
    »Es handelt sich um hervorragende, technische Arbeit«, sagte er, »aber der Grundgedanke ist nicht schwer zu begreifen. Sie besteht aus einer Reihe Elektromotoren mit verschiedenen Geschwindigkeiten, die von Armen gesteuert werden, die in Zeigestöcke auslaufen. Wird nun diese Spitze am Kontrollarm des Motors entlang der zu messenden Kurve bewegt, beschleunigt sich der Motor gemäß den Ordinatenwerten der Kurve.
    Hat man für jede benutzte Kurve einen Operator, so kann dieser die Geschwindigkeit eines Motors nach den Kurvenordinaten verändern. So hast du also eine Reihe von Motoren, deren Lauf dem Ordinatenwert unterschiedlicher Kurven entspricht. Es ist notwendig, die Bewegungen der Operatoren zu synchronisieren, damit der Abszissenwert jeder Kurve zu jedem Zeitpunkt übereinstimmt. Verstehst du das soweit?«
    »Soweit wirkt es ja recht einfach«, gab ich zu.
    »Jeder der Motoren hat eine eigenständige Verbindung zu einem zentralen Zeiger, der gemäß der gesamten Geschwindigkeit aller Motoren ausgestreckt oder zurückgezogen wird und der sich zur gleichen Abszissengeschwindigkeit wie die Teilkurven über ein Blatt Papier bewegt; damit zeichnet er eine Kurve, die aus allen ursprünglichen kombiniert wird. Was ich hier beschrieben habe, ist die Maschine in ihrer einfachsten Funktion, dem Addieren einer Reihe simultaner Kurven. Durch geringfügige Modifikationen können ein bis zwei Kurven subtrahiert, die übrigen addiert werden,
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