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1747 - So schmeckt der Tod

1747 - So schmeckt der Tod

Titel: 1747 - So schmeckt der Tod
Autoren: Jason Dark
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Fragte man weiter, erhielt man eine konkretere Antwort. »Friseurbedarf für den Kleinunternehmer. Ich klappere die Läden auf dem Land ab, in denen der Besitzer keine Lust hat, seine Ware über das Internet zu bestellen, und noch den persönlichen Kontakt zum Lieferanten liebt. So und nicht anders sieht es aus, Punkt.«
    Und wer bei diesen Antworten das Gesicht des Mannes sah, der wusste genau, dass ihm der Job keinen Spaß machte. Lucas Ball wusste selbst, dass er die Touren nicht mehr lange fahren würde, denn die Umsätze gingen immer mehr zurück. Er gehörte zu einer aussterbenden Gattung von Freiberuflern.
    Jetzt begann wieder eine Jahreszeit, bei der es ihm ganz und gar keinen Spaß bereitete, unterwegs zu sein, obwohl ihn seine Touren nicht durch das ganze Land führten. Sie beschränkten sich auf die Umgebung von Groß-London. Auch da gab es genügend kleine Orte, in denen er seine Kunden fand.
    Jetzt war er auf dem Weg nach Hause und musste daran denken, dass der hinter ihm liegende Tag alles andere als erfolgreich gewesen war. Denn zwei seiner Kunden würden am Ende des Jahres ihren Laden aufgeben haben. Das bedeutete weniger Provision.
    Auf dieser Fahrt hatte es ihn nach Nordosten getrieben. Das Kaff hieß Chipping Ongar. Dort hatte er zwei Friseure besucht und war jetzt auf dem Weg zurück nach London. Er wusste, dass er bald in dichteren Verkehr geraten würde, aber noch hatte er so gut wie freie Fahrt, abgesehen von den fallenden Blättern, die ihn störten.
    Es gab Menschen, die diese Umgebung mochten. Großflächige Wiesen, weit gezogene Hügel, hier und da ein kleiner Wald, der durch eine Straße geteilt wurde, und dazu die große Einsamkeit zwischen den Orten.
    Er dachte an zu Hause, wo niemand auf ihn wartete. Seine Frau war zur Kur und würde noch drei Wochen bleiben. Kinder hatten sie nicht, und so würde er den Abend wieder allein vor der Glotze verbringen. Es war wie immer. Er kannte das. Sein Leben verlief auf einer Bahn, die stets gleichmäßig war und irgendwann in einem Sarg enden würde.
    Lucas Ball kannte die Straßen hier. Er wusste genau, wo er schneller fahren konnte oder abbremsen musste. Bei den kurvigen Passagen musste er schon vom Gas, was ihm auch nichts ausmachte, denn er war kein großer Rennfahrer, aber ein gewisses Tempo behielt er schon bei, vor allen Dingen dann, wenn er allein unterwegs war. Die Strecke, die er jetzt fuhr, kannte er ebenfalls recht gut. Im Dämmerlicht sah der vor ihm liegende Wald richtig unheimlich aus. Wie ein starrer Schatten, der alles fressen wollte.
    Noch war es nicht richtig finster. Der Himmel zeigte eine graue Farbe mit unterschiedlichen Tönungen. Es roch nach Regen, und der war auch angesagt worden, allerdings erst später in der Nacht. Da wollte er schon im Bett liegen.
    Er rollte in eine Kurve hinein. Langsamer. Dann riss er den Mund auf, um zu gähnen. Er lenkte mit einer Hand, näherte sich dem Beginn der Kurve und damit auch dem des Waldes – und erlebte die nächsten Sekunden wie einen Film.
    Er selbst spielte darin eine Hauptrolle, aber es kam ihm nicht so vor.
    Plötzlich war er nicht mehr allein. Nicht nur die Blätter wirbelten vor ihm, er sah plötzlich eine dunkel gekleidete Gestalt, die wie aus dem Nichts aufgetaucht war und mitten auf der Straße stand.
    Zu nahe für den Wagen. Und zu nahe, um die Person nicht mehr zu erwischen, trotz der Vollbremsung.
    Glücklicherweise lagen nicht so viele Blätter auf der Fahrbahn, der Jaguar rutschte nicht sehr weit. Er kam zum Stehen, und genau in diesem Moment hörte Lucas Ball den dumpf klingenden Laut, der beim Aufprall des Körpers gegen den Jaguar entstand.
    Dann stand der Wagen!
    Lucas Ball schnappte nach Luft. Von einem Moment zum anderen raste der Adrenalinspiegel hoch. Er war plötzlich in Schweiß gebadet. Die innerliche Hitze schien ihn verbrennen zu wollen, und er konnte auch das Zittern seiner Hände nicht vermeiden.
    Er hörte nichts mehr, weil er den Motor abgewürgt hatte. Der Jaguar stand. Er blieb starr sitzen, hörte sich atmen und wusste nicht, was er tun sollte. Allmählich wurde ihm klar, dass er einen Menschen angefahren hatte.
    Ihm war nur nicht bewusst, ob es sich dabei um einen Mann oder eine Frau gehandelt hatte. Das würde er erst herausfinden, wenn er den Wagen verlassen hatte.
    Noch fühlte er sich dazu nicht in der Lage. Er blieb zunächst sitzen, starrte nach vorn und wartete darauf, dass sich die Person, die er angefahren hatte, erhob.
    Den Gefallen tat sie
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