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Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)

Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)

Titel: Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)
Autoren: Marita R. Naumann
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WENN DIE SEELE
    NICHT MEHR LEIDEN KANN

    Gewalt in der Ehe

    Marita R. Naumann

    1. Auflage 2013

    Text © Copyright Marrita R. Naumann, München
    Alle Rechte vorbehalten

    Erstes Kapitel

    Mama war eine kühle Blonde mit schönen Augen und einer kurvenreichen Figur. Aber sie war oft schwermütig und verschlossen. Papa hingegen war immer gutgelaunt. Er kam aus der Steiermark, künstlerisch veranlagt, tiefsinnig, mit einem Hang zur Dramatik. Noch heute, als älterer Mann, wirkt er manchmal wie ein ungezügeltes, wildes Pferd. Papa war Mamas große Liebe, aber sie hatte ihm nie zeigen können, was sie wirklich für ihn fühlte. Beide, Mama und Papa, waren im Hotelgewerbe tätig. Sie war Köchin, er Oberkellner. Sie hatten sich in einem exklusiven Hotel, wo beide arbeiteten, kennengelernt.
    Bis zu meinem elften Lebensjahr verbrachte ich meine Kindheit bei Oma Anna auf dem Land. Oma Anna war nach dem Krieg in der Lüneburger Heide hängen geblieben und hatte in eine Bauernfamilie eingeheiratet. Opa Franz war ein ruhiger Mensch, der nie jemand etwas Böses tun konnte. Mich vergötterte er und erlaubte mir allerhand Sachen, die Oma Anna verboten hatte.
    Aber wir beide waren wie ein eingeschworenes Team und grinsten uns nur beim Essen zu, wenn Oma das Essen auftrug. Oma und Opa hätten am liebsten gewollt, dass ich immer bei ihnen bleibe, aber meine Eltern waren dagegen. Eines Tages holten sie mich zu sich. Sie hatten in der Nähe von Bad Tölz einen kleinen Gasthof erworben, den sie bewirtschaften wollten.
    Bisher war ich in Hanstedt , wo Oma und Opa wohnten, in die Schule gegangen, jetzt musste ich mich an eine neue Schule gewöhnen. Aber es war nicht so schwer. Ich fand gleich eine Freundin und wir wurden verstanden uns gut.
    In der Schule war ich gut und ich wollte unbedingt studieren und Auslandskorrespondentin werden, aber dazu musste ich in Berlin studieren.
    Das wollte Mama nicht. Sie meinte, dann käme ich kurz über lang mit einem Bastard nach Hause. Ich wäre nämlich genauso ein Charmebolzen wie mein Vater.
    Trotz Fürsprache durch die Lehrer ließ Mama mich nicht studieren. Sie besorgte mir eine Lehrstelle in einer Firma, die ein paar Kilometer von Bad Tölz entfernt war. In der Firma musste ich den langweiligen Beruf einer Kauffrau lernen.
    Das war sehr schlimm für mich. Ich war ein lebhaftes Mädchen, das viel Sport trieb und sich dauernd bewegte. Und nun musste ich den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen und Buchführung lernen.
    Die ganze Lehre war eine einzige Katastrophe, und als ich ausgelernt hatte, machten meine Freundin Anett und ich einen Plan. Wir wollten raus aus dem Nest, wir wollten nach Hamburg. Anett und ich liebten das Meer und Sylt war nicht weit von Hamburg entfernt.
    Wir schrieben Bewerbungen an mehrere Firmen. Ich ließ die Post an Mamas Freundin, Tante Sabine schicken, denn die hatte ich in meinen Plan eingeweiht. Jeden Tag besuchte ich Tante Sabine mit dem Fahrrad und sprach mit ihr über mein Vorhaben.
    Sabine war Altenpflegerin und meinte, wir sollten uns alles genau überlegen, denn es wäre nicht einfach, in einer fremden Stadt neu anzufangen.
    Aber wir hatten Glück. Anett und ich bekamen zwei Angebote in einem großen Handelshaus im Hamburg. Die Personalabteilung war an uns interessiert und schlug einen Vorstellungstermin vor.
    Jetzt mussten wir uns etwas einfallen lassen. Die Fahrt nach Hamburg war teuer. Aber dann kam uns ein glücklicher Zufall zu Hilfe. Unsere Volkstanzgruppe, wo Anett und ich tanzten, planten eine Tournee nach Hamburg. Wir blieben vier Tage dort.
    Ich rief im Handelshaus an und fragte, ob wir uns vorstellen könnten, da wir gerade in Hamburg seien.
    Der Bürochef war einverstanden und wir konnten den Vorstellungstermin wahrnehmen.
    Der Bürochef musterte uns eingehend und prüfte unsere Unterlagen, dann nickte er und meinte, dass wir im Januar kommenden Jahres anfangen könnten.
    Jetzt hatten wir Anfang Juli, es blieb also noch genug Zeit für eine Kündigung in der Firma, wo wir arbeiteten. Das Handelshaus hatte Betriebswohnungen und man bot uns ein Zweizimmer-Appartement an.
    Überglücklich fuhren wir nach Hause und machten Pläne für die Zukunft.
    Tante Sabine war eine nette Frau, Ende Vierzig. Sie war alleinstehend und sehr kirchlich. Sie arbeitete auch in einem kirchlichen Pflegeheim. Tante Sabine hat mir viel mitgegeben und ich bin ihr sehr dankbar dafür. Sie hat mir gelernt, die kleinen Dinge des Lebens zu schätzen, die für viele völlig unbedeutend
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