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Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)

Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)

Titel: Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)
Autoren: Marita R. Naumann
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Taxis, und keine Gondel in Venedig und kein Sonnenuntergang in Thailand hätten romantischer sein können. Als das Taxi vor unserem Haus anhielt, stieg er aus, ging um den Wagen herum und öffnete mir die Tür. Zum Abschied gab er mir einen sanften Kuss auf die Stirn. Dann fragte er, ob er mich am nächsten Tag zum Essen einladen dürfe. Was hatte mir Dorle eingeschärft? Lass dich nicht zu schnell rumkriegen!
    „Ich weiß noch nicht genau, ob ich Zeit habe“, antwortete ich, „aber ich kann dich morgen anrufen.“ Dumm, wie ich war, begriff ich nicht, dass auch seine erfahrenen Kumpel ihm gesagt hatten, dass man ein Mädchen leicht herumkriegen würde, wenn man es ein wenig stilvoll behandelte und im Taxi nach Hause begleitete.
    Am nächsten Tag gingen wir zusammen essen. Als wir später in seiner Wohnung waren, hatte ich alle Vorsätze vergessen, bis zum zwanzigsten Rendezvous zu warten.
    Mati bewohnte eine große Vierzimmerwohnung. Das Wohnzimmer war mit großen, weichen, schwarzen Ledersofas und Schwarzweißaufnahmen von halb nackten Mädchen eingerichtet. Die knallroten Gardinen hätten auch in einem Puff hängen können, und an den Wänden und in den Regalen befanden sich jede Menge Samuraischwerter und Macheten in verschiedenen Größen. Mitten im Schlafzimmer standen eine große verchromte Bartheke, deren Marmorimitation aus Plastik war, sowie ein großes Bett mit schwarzer Satinwäsche. Auf Regalen und vor den Spiegeln waren zahlreiche Pokale und Medaillen aufgereiht, die von seinen siegreichen Boxkämpfen zeugten.
    Auf einem der großen Lautsprecher stand ein estnisches Gesetzbuch, das von mehreren Spots beleuchtet wurde. Darin steckte ein scharf geschliffenes Ninja Schwert. Die Luft war muffig und abgestanden von den überfüllten Aschenbechern. Die Jalousien waren immer heruntergelassen, vermutlich, um die getrockneten Blutflecken zu verbergen, was ich damals natürlich noch nicht wusste.
    In den Wänden des Schlafzimmers fand ich auch einige Einschusslöcher, in die ich Watte stopfte, damit keine Geräusche mehr hinaus- oder hineindrangen. Vor die größeren Einschusslöcher, die auch als Gucklöcher hätten dienen können, stellte ich kurzerhand ein Buchregal.
    Mati erzählte mir, dass er eine ziemlich wilde Zeit hinter sich habe, nachdem seine Mutter gestorben war. Er hatte nicht verstehen können, dass sie sich wegen eines Mannes zu Tode gegrämt hatte. Er vermisste seine Mutter und hatte sich damals ablenken wollen und diese vielen wüsten Partys veranstaltet, doch jetzt sei reifer und ausgeglichener und habe sein altes Leben endgültig hinter sich gelassen. Aus dem jungenhaften Junggesellen sei ein reifer Geschäftsmann geworden. Und er wollte sich sesshaft machen, heiraten und Kinder bekommen.
    Was das für Geschäfte waren, sagte er nicht und ich fragte auch nicht danach.
    Ich glaubte ihm jedes Wort, sah alles in rosarot und dachte, Mati Tamm sei der Mann meines Lebens.
    Einen Monat später machte mir Mati einen Heiratsantrag. Er sagte, er könne einen Architekten beauftragen, die Wohnung von oben bis unten zu renovieren.
    Ich sagte freudig zu, denn ich war bis über beide Ohren verliebt und glücklich.
    Freudestrahlend erzählte ich ein paar Tage später Dorle von meinem Glück.
    Dorle hörte ernst zu, dann runzelte sie die Stirn und sagte:
    „Meinst du nicht, dass du übereilt handelst, Luisa? Ihr kennt euch erst ein paar Wochen und Mati hat eine ziemlich schlimme Vergangenheit hinter sich. Er trieb sich im Rotlichtmilieu herum und soll sogar einen Club besessen haben. Er selber hatte zwar nichts mit den Nutten zu tun, aber immerhin verdiente er Geld mit den armen Frauen.“
    „Mag ja alles sein, aber er sagte mir, dass er sich geändert hat. Viele Männer haben in jungen Jahren Dinge gemacht, die sie später nicht mehr verstehen konnten. Ich habe kein Recht ihn zu verurteilen. Allen Menschen muss doch die Möglichkeit gegeben werden, sich zu entwickeln und zu reifen.“
    „Du musst wissen, was du magst, Luisa“, erwiderte Dorle achselzuckend.
    Manchmal war Mati wochenlang unterwegs, und wenn er wieder kam, hatte er eine Menge Geld mitgebracht. Einmal wollte ich fragen, woher er das viele Geld habe, aber da wurde er sehr ernst. Seine Augen funkelten zornig und er sagte, ich solle ihn nie wieder so etwas fragen.
    Ari studierte in Wien Politwissenschaften. Er wollte später mal in die Politik gehen und Abgeordneter werden. Er interessierte sich sehr für Politik und Wirtschaft.
    Schon nach
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