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Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Titel: Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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PROLOG
    D amals
    Auf dem Titelbild der Zeitschrift stand die Kronprinzessin von Schweden neben ihrem Vater. Der König war ein großer Mann mit grau melierten Schläfen, der in seiner dunkelblauen Uniform sehr eindrucksvoll aussah. Voller Bewunderung blickte die Prinzessin, ein zierliches Mädchen mit dunkelblondem Haar, zu ihm auf. Ihr Lächeln wirkte ein wenig schüchtern. Es sah aus, als würde sie sich in dem förmlich wirkenden weißen Kostüm und dem großen breitkrempigen Hut fehl am Platze fühlen – was die vierzehnjährige Noelle Rosenblad nur allzu gut verstand.
    Um keinen Preis der Welt wollte sie mit dem anderen Mädchen tauschen. Nach Noelles Meinung führte die Thronfolgerin ein Leben im goldenen Käfig. Sie hingegen würde sich nicht verbiegen, um irgendjemandem zu gefallen – niemals!
    Sie faltete das Titelblatt wieder zusammen und steckte es zurück in die Hosentasche. Dann beeilte sie sich, zu ihrer älteren Schwester Milla und dem Nesthäkchen Lotte aufzuschließen.
    Silberne Nebelschleier lagen über den Wiesen und Wäldern des nordschwedischen Forsjö-Tals. Der Tag war noch jung. Die Sonne verbarg sich hinter den schneebedeckten Gipfeln der Berge, die in der Morgendämmerung tiefrot erglühten. In aller Frühe waren die Rosenblad-Schwestern aus ihren Betten gekrochen, um zu jenem magischen Ort im Wald zu gehen, an dem sie sich vor ungefähr einem Jahr zuletzt versammelt hatten – an Millas vierzehntem Geburtstag.
    In diesem Jahr war Noelle an der Reihe, den feierlichen Schwur abzulegen und einen symbolischen Gegenstand in die kleine Metallkiste zu legen, die vergraben unter der alten Eiche im Wald lag. Ein Symbol für das, was sie in ihrem Leben auf gar keinen Fall wollten.
    Heute würde Noelle die Weichen für ihre Zukunft stellen – und in der gab es keinen Platz für irgendwelche Zwänge und Konventionen. Sie träumte davon, ein Leben in Freiheit und Unabhängigkeit zu führen, weit weg von der königlichen Familie und den damit verbundenen Verpflichtungen.
    Sie ahnte ja nicht, dass das Schicksal ganz andere Pläne mit ihr hatte …

1. KAPITEL
    D reizehn Jahre später.
    Die mit grüner Patina überzogenen Kupferdächer der drei Flügel von Kronborg Slott funkelten im klaren nordischen Sonnenschein. Der Himmel über Lovö, der Insel im Mälarsee vor den Toren Stockholms, strahlte so blau, dass es schon fast unwirklich erschien.
    Näherte man sich dem Wohnsitz der schwedischen Königsfamilie über die Kronborgsbron – der Brücke, die die Insel mit dem Festland verband –, spiegelte sich die zartgelbe Barockfassade des Schlosses im tiefblauen Wasser, und die unzähligen Fenster glitzerten im Sonnenlicht.
    Hinter einem dieser Fenster lag ein kleiner, schlicht eingerichteter Raum, in dem sich zwei Frauen aufhielten.
    “Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?” Eva Tusmundsson, die kleinere der beiden, bedachte ihre Freundin Noelle mit einem fast schon ehrfürchtigen Blick.
    Noelle Rosenblad, die in der Hofkonditorei arbeitete, drehte sich noch einmal vor dem riesigen Spiegel hin und her, der sich vom Boden bis fast hinauf zur Decke spannte. Der duftige lavendelfarbene Stoff des Kleids für eine der Brautjungfern, die am 19. Juni die Kronprinzessin von Schweden zum Traualtar begleiten würden, schwang bei jeder Bewegung mit. Für einen Moment konnte sie es selbst nicht glauben.
    Bin das wirklich ich?
    Sie trug das Kleid nur, weil ihre Freundin Eva, die als Schneiderin bei Hofe arbeitete, sie darum gebeten hatte. Eine der Brautjungfern war erkrankt. Da Noelle eine ähnliche Figur besaß, sprang sie nun für sie ein, damit Eva letzte Änderungen vornehmen konnte.
    Die Korsage schmiegte sich eng an den Oberkörper und betonte Noelles schlanke Figur vorteilhaft. Der weite Rock ließ sie sehr weich und weiblich erscheinen. Zu dem Ensemble gehörte noch ein zarter, fast durchsichtiger und mit Perlen bestickter Schal, den Eva ihr um die Schultern drapiert hatte.
    Noelle schüttelte den Kopf. Ihr war, als würde sie einer Fremden gegenüberstehen. Noch nie hatte sie sich für besonders schön gehalten. Hübsch anzusehen vielleicht – aber schön? Diese Beschreibung traf eher auf ihre ältere Schwester zu. Milla arbeitete ebenfalls für das schwedische Königshaus, hielt sich jedoch zurzeit auf Kungliga Slott, der offiziellen königlichen Residenz in Stockholm, auf. Ihr Teint war wie Milch und Honig, und um das seidige blonde Haar beneidete Noelle ihre große
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