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Titan 17

Titan 17

Titel: Titan 17
Autoren: Ronald M. Hahn , Wolfgang Jeschke
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das Problem gelöst hatte. Er arbeitete wie ein Verrückter und trieb mich wie einen Sklaven an. Unter dem Anreiz seines Verhältnisses zu Mabel wurde sein Geist noch brillanter, und er bewältigte die Aufgabe. Eines Tages ging er die Abschlußberechnung durch, und wir sahen ein Kurvensystem vor uns, das uns, mit den nötigen Daten versehen, fähig machte, nicht nur den Zeitpunkt, sondern auch Ort und Umstände des Todes eines jeden Individuums vorherzusagen, von dem wir ausreichend sichere Fakten besaßen. Natürlich war der Prozeß nicht auf den Tod einer Person beschränkt, wenn dies auch das wichtigste Ereignis war. Durch die Eingabe von Daten konnten wir alle wesentlichen Geschehnisse des Lebens voraussagen.
    Eine Zeitlang überprüften wir unsere Methode, indem wir gegenseitig kleinere Geschehnisse vorherberechneten. Bob sagte etwas voraus, was für einen Schlips ich am nächsten Tag tragen würde, oder ich berechnete, was er am nächsten Abend zu essen bekäme, also unbedeutende Dinge dieser Art. Wenn das Ereignis eingetreten war, verglichen wir unsere Aufzeichnungen und stellten fest, daß wir uns niemals getäuscht hatten.
    Als wir unsere Methode ausreichend überprüft hatten, trugen wir an einem denkwürdigen Tag alle benötigten Daten zusammen und ließen mein zukünftiges Leben sowie Zeitpunkt und Umstände meines Todes vorhersagen. An diesem Tag erfuhr ich, wann und wo ich ›über den Jordan‹ gehen werde. Es war eine Art Schock, meinen Tod für so bald vorhergesagt zu bekommen, doch ich hatte den gleichen Einfall wie du, nämlich mich an dem Tag, da ich in New York sterben sollte, in China oder anderswo zu befinden. Am Anfang hat es mich wirklich nicht sonderlich beunruhigt.
    Nachdem wir die Berechnung meines Ablebens zu Ende geführt hatten, ließen wir Bobs Kurve aufzeichnen, und jetzt wurde uns ein echter Schock versetzt. Bob sollte in neununddreißig Tagen sterben, angeblich bei einem Zugunglück in der Nähe von Lima, Ohio. Er schaute mich mit merkwürdigem Ausdruck an, sobald er die Kurve studiert hatte und kam auf die gleiche Idee wie ich.
    ›Wenn die Zeit kommt, werde ich weit weg sein von Ohio, darauf kannst du dich verlassen‹, erklärte er mit einem Lachen.
    Ich stimmte ihm zu, und wir begannen Pläne zu schmieden. Wir kamen zu dem Schluß, daß seine beste Chance darin bestünde, am nächsten Abend den Zug nach San Francisco zu nehmen und von dort aus nach Hawaii zu segeln. Wie er betonte, konnte er innerhalb von vier Tagen in San Francisco sein und würde lange vor dem Tag in Honolulu landen, wenn er in Ohio sterben sollte. Wir lachten beide über die Art und Weise, wie wir dem Schicksal ein Schnippchen schlagen wollten.
    Sobald wir unsere Pläne fertiggestellt hatten, kam Bob auf die Idee, daß es ein guter Einfall wäre, Mabel am nächsten Tag zu heiraten und seine Flitterwochen anzutreten. Es klang ganz gut, doch ich schlug vor, ihre Daten einzugeben, damit wir uns ihre Kurve ansehen konnten. Er war einverstanden, wir suchten die Daten zusammen, entwarfen unsere Kurven und forderten ein Ergebnis an. Dies besagte, daß Mabel noch siebzehn Tage zu leben hatte und an einer Vergiftung in Honolulu sterben würde.
    Da sahen wir einander verblüfft an.
    ›Diese Idee funktioniert offensichtlich nicht‹, meinte Bob mit unbehaglichem Grinsen. ›Wenn ich hierbleibe, kann ich in die Nähe von Ohio geraten, andererseits, wenn ich Mabel mit nach Hawaii nehme, würde das ihren sicheren Tod bedeuten.‹
    ›Das Beste, was du machen könntest‹, riet ich ihm, ›wäre, Mabel einen Brief zu schreiben und ihr mitzuteilen, was du erfahren hast, und sie zu warnen, New York vorläufig unter keinen Umständen zu verlassen. In der Zwischenzeit fährst du nach Hawaii, wo du in Sicherheit bist. Mabel kann ja nachkommen, sobald die siebzehn Tage verstrichen sind; genau genommen kann sie in zehn Tagen hier aufbrechen, wenn sie Lust hat, und dich dort heiraten. Nach euren Flitterwochen könnt ihr zurückkehren, und wir führen unsere Arbeit fort. Inzwischen mache ich alleine weiter, so gut ich kann.‹
    Bob war mit meinen Plänen einverstanden und führte sie meines Wissens auch aus. Er übergab mir einen Brief an Mabel, den ich zur Post bringen sollte, und nahm am Abend für seine Reise nach Westen das Flugzeug nach Chicago. Ich gab den Brief auf, nachdem ich seine Maschine hatte abheben sehen und rechnete damit, als nächstes die Nachricht zu erhalten, daß er in See gestochen sei. Du kannst dir mein
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