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Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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meisten ja früh rausmussten. Wir fuhren durch ein Waldstück, die genaue Stelle könnte ich Ihnen heute noch zentimetergenau zeigen, als sich wie aus dem Nichts eine Motorradbande näherte. Sie fuhren auf beiden Spuren, blendeten uns, rasten auf uns zu, und Leonie war plötzlich wie versteinert. Sie hat nicht einmal mehr geschrien, als die erste Maschine an uns vorbeischrammte, so nah, dass ich das Kreischen von Metall auf Metall zu hören glaubte, doch hinterher stellte sich heraus, dass das wohl nur Einbildung gewesen sein konnte. Aber sie war verdammt nah, laut und schnell, und eine weitere kam frontal auf uns zu. Ich riss das Lenkrad herum, der Wagen kam von der Fahrbahn ab, und das Nächste, woran ich mich erinnere, sind die Stimmen eines Sanitäters im flackernden Schein des Blaulichts, der mir aus der Ferne zuruft, ob ich ihn hören kann, und dann ein anderer, der ruft, dass die Frau schwanger sei und aus dem Unterleib blute. Hier steht alles drinnen.« Er deutete auf den Hefter, in dem große und kleine Zeitungsausschnitte auf Papierbögen klebten. Brandt blätterte kurz darin, fand neben den chronologisch sortierten Artikeln auch den Polizeibericht und einige handschriftliche Notizen. Auf einer der Seiten entzifferte er, obgleich die Schrift krakelig war, den Nahmen Kohlberger, darunter das Kennzeichen, unter dem er an jenem Abend gefahren war. Es entsprach dem Nummernschild, das an seiner Harley angebracht gewesen war, die auf der Kaiserleibrücke gebrannt hatte.
    »Wie ging es weiter?«, fragte Durant leise.
    »Das hier«, Leander deutete mit zitterndem Finger auf das Ultraschallbild in Julias Händen, »ist unsere Tochter. Die einzige Aufnahme, die von ihr existiert.« Er schluckte schwer. »Wir durften sie zunächst einmal nicht einmal begraben, weil sie am Unfallort totgeboren wurde und das lebensfähige Alter und Gewicht noch nicht erreicht hatte. Das zumindest hatte man uns gegenüber behauptet, aber ich habe nicht lockergelassen, und schließlich hat man mir ihren gebrochenen Körper zur Bestattung überlassen. Ich habe sie, während Leonie noch auf der Intensivstation lag, im Familiengrab beisetzen lassen, um einen Ort zum Trauern haben zu können. Dass Leonie nie wieder Kinder bekommen, geschweige denn laufen können würde, wusste ich seinerzeit bereits. Halsabwärts «, schnaubte er verächtlich. »Das dürfte eines der niederschmetterndsten Worte sein, die es im Krankenhausjargon gibt. Halsabwärts, Scheiße, was ist das denn für ein Leben? Und ein prima Gefühl, wenn Pfleger oder Schwestern mitleidigen Blickes oder geheimnisvoll tuschelnd an einem vorbeieilen, während man selbst von offizieller Seite nur große Reden zu hören bekommt. Geben Sie die Hoffnung nicht auf, Ihre Frau braucht Sie jetzt, Scheiße noch mal! Ich habe das Leiden jeden gottverdammten Tag in ihren Augen sehen müssen, es war kaum zu ertragen.«
    »Und dann haben Sie angefangen zu recherchieren?«
    »Ich habe mich in die Arbeit gestürzt, doch die Pflege hat mich vollkommen aufgerieben. Also raus aus der Polizei, aber ich wusste genau, dass niemand den Unfall mit derselben Akribie verfolgen würde wie ich selbst. Ja, ich habe recherchiert. Ich habe sämtliche Fakten zusammengetragen, darunter auch das Bild eines Logos, das ich auf der Jacke des ersten Fahrers zu erkennen geglaubt habe. Ein brennender Reifen, das Zeichen der Black Wheels, außerdem ein Teil eines Kennzeichens. Martin Kohlberger, Sie hatten die Seite vorhin kurz aufgeschlagen«, sprach Leander in Brandts Richtung. »Der Rest ist schnell gesagt.«
    »Schnell würde ich das nun nicht nennen«, warf Brandt ein, »immerhin reden wir von vierzehn Jahren.«
    »Das stimmt. Aber in dieser Zeit ist auch eine Menge geschehen. Das Verbot der Wheels, die Neuformierung der Mogin Outlaws, der Wechsel einiger Clubmitglieder und, na ja, meine Haupttätigkeit bestand in den ersten Jahren immerhin darin, für Leonie da zu sein. Sie hatte zum Glück Geld auf der hohen Kante, dazu kam das leerstehende Jagdhaus. Das Einzige, was meine Familie mir an Brauchbarem hinterlassen hat«, fügte er trocken hinzu. »Sonst hätte das alles überhaupt nicht funktioniert, denn auf staatliche Hilfe kann man sich ja leider nicht verlassen, so viel ist sicher. Sie werden vier dicke Aktenordner finden, allesamt prall gefüllt mit Schriftverkehr zwischen Krankenversicherung, Pflegediensten, Ärzten und all jenen, die mitreden wollen, wenn es ums Verteilen lachhafter Leistungen geht. Aber das
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