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Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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Prolog
    M ichael schwitzte unter seiner Sturmhaube. Das synthetische Gewebe spannte unangenehm unter dem Kinn und rieb kratzend über die Bartstoppeln seiner Wangen. Völliger Schwachsinn, eine solche Maske zu verwenden, dachte er mürrisch. Ein schwarzer Nylonstrumpf, der auch die Augen bedeckte, wäre weitaus effektiver gewesen. Aber Michael hatte nichts zu melden, er musste gehorchen, wenn er dazugehören wollte.
    »Mike?«
    »Hm?«
    »Trödel nicht rum. Bist du bereit?«
    »Ja.«
    »Dann los, alles wie besprochen. Hast du dir eine Pille eingeworfen?«
    »Nein.«
    »Warum nicht? Es war doch abgemacht, dass du …«
    »Ich krieg das schon hin, bleib mal locker.«
    »Dann los, es ist fünf vor.«
    Lutz, sein deutlich älterer Kumpan, stellte den Kragen seiner Jacke hoch. Er brauchte keine Maske, schließlich konnte er seine Dockermütze so tief ins Gesicht ziehen, dass man kaum mehr etwas erkannte. Und außerdem würde er ja auch draußen stehen bleiben. Mit einem Mal überkam Mike die unbändige Sehnsucht, zu Hause in seinem Zimmer zu sitzen und Musik zu hören oder am Computer zu spielen.
    Doch Lutz’ Befehlston erstickte einen solchen Wunsch im Keim. »Bloß keine Mätzchen, ich sag’s dir! Ich behalte dich genau im Auge, und in zehn Minuten ist hier Schluss. Also trödel nicht rum.«
    Mike faltete die Hände ineinander und prüfte, ob seine schwarzen, seidenen Handschuhe gut saßen. Die Handflächen waren feucht und klebrig, überhaupt schwitzte er am ganzen Körper. War es das Adrenalin? Oder Ekel? Oder war es am Ende schlicht und ergreifend die blanke Angst?
    Doch bevor sich die Zweifel erneut breitmachen konnten und sein Begleiter ihn mit einem unsanften Stoß in die Rippen anspornen musste, nahm Mike allen Mut zusammen. Er wand seinen schlanken Körper um die Hausecke, glitt an dem schmalen, von Backsteinen ummauerten Schaufenster vorbei und drückte die zum Großteil aus Strukturglas bestehende, vergitterte Tür des Geschäftes nach innen.
    Die junge Frau fuhr erschrocken herum, als der elektronische Gong des Türkontaktschalters ihr noch vor dem obligatorischen Schaben der Gummilippe auf dem unebenen Laminatboden verriet, dass ein später Kunde das Geschäft betreten hatte. Mein Gott, es ist doch schon kurz vor sechs, dachte sie und richtete sich mit einem leisen Seufzen auf. In der rechten Hand hielt sie eine Illustrierte, die sie erschrocken zu Boden fallen ließ, als sie den maskierten Mann erblickte, der wie angewurzelt in der Mitte des kleinen Verkaufsraums stand.
    Auch Mike schluckte, das Herz schlug ihm bis zum Hals, als wollte es ihm aus der Kehle springen. Der kalte Schweiß rann seinen Rücken hinab, und er wäre am liebsten umgekehrt und gerannt und gerannt, bis ans Ende der Stadt. Aber zwischen ihm und dieser Phantasie befanden sich eine vergitterte Tür und der zwei Zentner schwere Lutz, dessen stechenden Blick er bei jeder Bewegung auf sich haften spürte.
    »Wo ist die andere, die Alte?«, fragte Mike tonlos.
    »Mei… meine Mutter?«, stammelte die junge Frau unsicher und biss sich sofort auf die Unterlippe.
    »Wo ist sie?«, zischte Mike.
    »Sie h… hat einen Termin außer Haus«, antwortete die junge Frau, eher noch ein Mädchen, denn sie war kaum älter als er selbst. »Es ist niemand da außer mir, Ehrenwort«, sprach sie weiter. Ihre Stimme zitterte, die Pupillen waren geweitet, und ein panischer Ausdruck verzerrte ihr Gesicht, das eigentlich recht hübsch war, wie Mike in den Sinn kam. Verdammt.
    Gedanken rasten in seinem Kopf umher und schienen von innen mit Hämmern und Spitzhacken an seine Schädeldecke zu trommeln. Verdammt!
    »In den Hinterraum, Schlampe, aber schnell!«, stieß er zwischen aufeinandergepressten Zähnen hervor.
    Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, zog er ein silbern glänzendes Stilett aus der Tasche und ließ es mit einem Fingerdruck aufschnappen. Der Bruchteil der Sekunde, in dem das Klicken ertönte, wirkte auf beide wie eine Ewigkeit.
    Zitternd und mit den Händen tastend trat das Mädchen zurück, erst nur einen Schritt, dann folgte ein zweiter. Sie ließ Mike nicht für einen Moment aus den Augen. Ihr Mund formte tonlose Buchstaben, bis es ihr endlich gelang, einen Satz zu formulieren.
    »B… bitte«, kam es flehend, »die Kasse ist nicht voll, aber Sie können …«
    »Schnauze!«, rief Mike und hob das Messer.
    Er näherte sich ihr mit zwei großen Schritten, griff sich mit der Linken an den Hosenbund und suchte das obere Ende der
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