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Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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das muss man ihm lassen. Es hatte ihn Monate gekostet, bis er alle Motorradfahrer ermittelt hatte, die damals involviert waren. In seinen Aufzeichnungen ist das alles akribisch vermerkt. Neben drei inhaftierten Kleinkriminellen, die mittlerweile nichts mehr mit dem Club zu tun haben, waren das Matty, Hanno, Ruben, Rico und noch ein weiterer Mann, der jedoch schon seit Jahren tot ist. Motorradunfall, keine Fremdeinwirkung. Definitiv«, betonte die Kommissarin.
    »Höhere Gewalt«, murmelte Hellmer, und ein Raunen ging durch den Raum.
    »Darüber erlaube ich mir kein Urteil«, wandte Julia ein, »meiner persönlichen Einschätzung von Gott entspricht das jedoch eher nicht. Aber wer weiß, was Leander ihm angetan hätte.«
    »Was hat ihn letzten Endes so verändert, der Tod seiner Frau?«, erkundigte sich Doris.
    »Ja, zumindest deutet sein Verhalten darauf hin«, nickte Brandt. »Ich war gerade noch einmal bei ihm, und wir haben uns lange unterhalten. Chris ist sich darüber im Klaren, dass er gescheitert ist. Er leugnet nichts, weicht nicht aus, und in seiner Stimme liegt eine bedrückende Ruhe. Für ihn scheint es nichts mehr zu geben, was von Bedeutung ist. Nur als ich das Gespräch auf seine Frau gelenkt habe, zeigte er mit einem Mal eine tiefe Trauer – und verschloss sich. Er wollte ihren Tod nicht wahrhaben, konnte es nicht. Denn solange sie lebte, konnte er sie pflegen und hatte den Antrieb, Vergeltung zu üben an den Männern, die für all das verantwortlich waren. Ordnungsgemäße Festnahmen, darum ging es ihm für lange Zeit, zunächst war es nicht mehr als das. Seine schrittweise Entwicklung, selbst kriminell zu werden, ist dramatisch, aber letzten Endes nicht ungewöhnlich. Ich muss immer an Nietzsche denken, auch wenn’s abgedroschen klingen mag. Sie alle kennen doch das Zitat mit dem Abgrund, der in jemanden zurückblickt, wenn man nur lange genug hineinsieht, oder? Wer sich so lange auf die falsche Seite begibt, der muss irgendwann selbst abrutschen, das ist meine Überzeugung. Und als seine Frau schließlich starb, bekam er Panik, irgendetwas in ihm tickte aus, denn plötzlich schien das gesamte Lebenswerk, wenn ich es so nennen darf, wie ein Kartenhaus in sich zusammenzufallen.«
    »Ich sehe das ähnlich«, nahm Julia den Faden wieder auf. »Wer so lange in einer kriminellen Vereinigung mitwirkt, auf den färbt das Ganze irgendwann ab. Außerdem gab es die eigenen Dämonen, gegen die Leander tagtäglich zu kämpfen hatte, und ausgerechnet denselben Fratzen sah er sich immer wieder aufs Neue auch in der Realität gegenüber. Kohlberger zumindest, Grabowski war ja auf unserer Main-Seite. Als er merkte, dass er mit passiver Ermittlung nichts erreichte, begann er verstärkt, Informationen zu streuen und Unfrieden zu stiften. Doch als Boeckler plötzlich ausstieg und kurze Zeit später auch noch seine Frau starb, wurden Leanders Rachepläne durchkreuzt. In diesem Moment müssen einerseits die qualvolle Trauer und andererseits die Panik, dass die Täter ungeschoren davonkommen könnten, eine blinde Wut entfacht haben. Das Leben, das er all die Jahre in hingebungsvoller Pflege und angetrieben durch die Aussicht auf Vergeltung geführt hatte, hatte seinen Sinn verloren. Leander sehnte sich nur noch danach, im Tod mit seiner Frau wieder vereint zu sein, und seine Existenz galt lediglich noch der raschen Vollendung seiner Rache. Er setzte das Gerücht in die Welt, Kohlberger sei ein Verräter, und spielte dem Club entsprechende Hinweise zu. Kurz bevor er Kohlberger auf der Brücke in Brand setzte, flüsterte er ihm zu, weshalb er sterben müsse, obwohl Kohlberger das dem Obduktionsbericht nach kaum mitbekommen haben dürfte. Ein ähnliches Spiel zog er mit Wehner und Grabowski durch, nur dass er Grabowski nicht mitteilte, warum er sterben musste. Das ließ sich scheinbar nicht anders bewerkstelligen, denn es sollte ja wie ein angehender Bandenkrieg aussehen, und die Zeit drängte. Also hetzte er Wehner auf, indem er Gerüchte streuen ließ, dass Grabowski ihn aus seiner Gruppe herausdrängen wolle. Außerdem wusste er von der Vergewaltigung, das allein genügte bereits, um Wehners Fass zum Überlaufen zu bringen. Mit Rico rechnete er dann wieder im Stillen ab, dafür ließ er sich viel Zeit. Rico war damals wohl der Fahrer, der frontal auf Chris’ Wagen zuraste, und Leander hat ihn in die Nähe der damaligen Unfallstelle gelockt und ihn dort ertränkt, nachdem er seine wahre Identität und Beweggründe
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