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Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman

Titel: Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman
Autoren: Alfredo Colitto
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PROLOG
    Messere,
    am zwölften Januar im Jahre des Herrn 1305 wart Ihr gemeinsam mit anderen Tempelrittern an einer äußerst grausamen Handlung gegen einen unschuldigen Menschen beteiligt. Dies in der Hoffnung, ihm ein Geheimnis zu entreißen, durch das Ihr neben unendlichen Reichtümern auch Unsterblichkeit erlangen könntet.
    Obwohl Ihr nicht einmal sicher wart, dass sich der Mann im Besitz dieses Geheimnisses befand, habt Ihr ihn auf das Grausamste gequält und schließlich getötet, ohne ihn zu einem Geständnis bewegen zu können. Die Tatsache, dass es sich dabei keineswegs um einen sarazenischen Glaubensfeind, sondern um einen Christenmenschen wie Euch selbst handelte, hat Euch nicht genügt, Eure Hand zurückzuhalten.
    Eure Tat widert mich an, aber dies ist nicht der Grund für mein Schreiben.
    Das von Euch so begehrte Geheimnis befindet sich nun in Italien, in der Stadt Bologna. Auch ich wünsche mich seiner zu bemächtigen, doch dazu benötige ich Hilfe. Und bevor ich versuche, andere Helfer, die sich als unentschlossen und unzuverlässig erweisen könnten, von seiner Existenz zu überzeugen, wende ich mich lieber an Euch, der Ihr bereits ohne Zögern getötet habt, um es in Euren Besitz zu bringen.
    Sollte mein Vorschlag Euch interessieren, findet Euch am Sonnabend, den ersten Mai 1311 nach der Vesper vor dem Ölberg des Ortes ein, der hier »Sancta Hierusalem Bononiensis«
genannt wird. Dort werde ich Euch erklären, was ich von Euch im Gegenzug für das, was ich Euch anbiete, haben möchte.
    Betrachtet den Gegenstand, den Ihr diesem Brief beigelegt findet, als Beweis meiner Glaubwürdigkeit.
    In treuem Glauben
    Ein Freund
    Im Herbst 1310 erhielten in Neapel, Zypern und Toledo drei Tempelritter je eine Abschrift dieses in fehlerlosem Latein verfassten Briefes. Die Schreiben unterschieden sich lediglich in Bezug auf Ort und Tag der Verabredung.
    Sie reagierten erstaunt und besorgt. Jeder der drei wusste, auf welches Ereignis sich der geheimnisvolle »Freund« bezog. Deshalb waren sie geneigt, nicht an seiner Glaubwürdigkeit zu zweifeln - zumal jeder von ihnen mit dem Pergament auch einen in schwarze Seide gewickelten Gegenstand erhielt, der die abstoßende Faszination einer Schlange besaß: ein skelettierter menschlicher Finger, von einem Netz aus Blutgefäßen bedeckt, jedoch ohne Haut oder Nagel.
    Die Adern waren kalt, hart und dunkel, ein Geflecht aus Metallfäden.
    Der betreffende Gegenstand konnte eigentlich nur die Arbeit eines äußerst geschickten Handwerkers sein, der einen menschlichen Knochen mit Eisen überzogen hatte. Doch seine unglaubliche Originaltreue ließ den Betrachter vermuten, dass es sich um einen echten Finger handelte, der sich in Eisen verwandelt hatte, und nicht um eine kunstreiche Arbeit.
    Die drei Ritter konnten nicht wissen, dass sie alle den gleichen Brief erhalten hatten. Doch jeder von ihnen beschloss für sich, dass er unter allen Umständen herausfinden musste, ob der Absender die Wahrheit sagte. Falls jemand in der Lage war, menschliches Blut in Eisen zu verwandeln, konnte er es wahrscheinlich auch in Gold verwandeln.

    Und Blut, das sich in Gold verwandelte, war ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Erlangung der unendlichen Macht über Leben und Tod, nach der sie alle strebten.
    Dieses Geheimnis, dem sie jahrelang nachgejagt waren und das sie für immer verloren geglaubt hatten, war wie aus dem Nichts wieder aufgetaucht, um sie erneut zu versuchen. Doch es galt, vorsichtig zu sein. In Bologna war wie in den meisten europäischen Städten nach dem Willen von Philipp dem Schönen und bestätigt von Papst Clemens V. ein Prozess gegen die Tempelritter im Gange.
    Als Kaufmann, Pilger oder Söldner verkleidet, machten sich die Ritter auf den Weg. Eines war ihnen allen klar: Derjenige, der den Brief geschickt hatte, wusste zu viel und musste auf jeden Fall ausgelöscht werden.

EINS
    M ondino de’ Liuzzi sah den Brand. Er hörte auch das Prasseln der Flammen und wie ein Dachbalken mit einem dumpfen Knall zusammenstürzte. Auf der Straße war so viel Betrieb, als wäre es heller Tag: Männer, Frauen und Kinder, die sich hastig angezogen hatten. Alle brüllten, um den Lärm zu übertönen. Vom großen Brunnen hinter der Kirche Sant’Antonino und denen der umliegenden Häuser holten die Frauen einen Eimer Wasser nach dem anderen herauf, während die Männer eine Kette bildeten, die bis zum obersten Stockwerk des Gebäudes reichte, aus dem die Flammen hochschlugen. Das
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