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Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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einer Aussage gegen ihn überzeugen, und der Tatbestand der Vergewaltigung wurde der Anklage hinzugefügt. Im Gegenzug setzte sich Julia Durant dafür ein, dass aus ihrer ursprünglichen Lüge in Bezug auf Wehners Alibi keine Konsequenzen folgten. Im Übrigen war es niemand anderes als Dr. Kühne, der Marion zu einer Aussage vor Gericht hatte bewegen können. Ganz behutsam und allmählich hatten die beiden in den Wochen nach Lutz Wehners Verhaftung wieder Kontakt zueinander aufgenommen und waren sich ohne dessen störenden Einfluss nähergekommen. Im Mai des darauffolgenden Jahres heirateten sie erneut. Eine Therapie allerdings lehnte Marion rigoros ab, denn durch den Tod Grabowskis und den endgültigen Bruch mit Lutz Wehner waren ihrer Ansicht nach alle Dämonen der Vergangenheit besiegt. Ihrer Arbeitsstelle kehrte sie den Rücken und bewarb sich in einer Einrichtung, die mit essgestörten Jugendlichen arbeitete.
    Ohne dass Marion es jemals zugegeben hätte, war das für sie ein Arbeitsbereich, aus dem sie auch für sich selbst therapeutischen Nutzen ziehen konnte.
    Ruben Boeckler erholte sich im Laufe der Wochen und Monate von seinen schweren Verletzungen, die Christopher Leander ihm zugefügt hatte. Sein Gesundheitszustand verzögerte die Arbeit des Landeskriminalamts und letztlich auch den Beginn der in Frankfurt stattfindenden Prozesse. Die Medien berichteten lauthals und wortgewaltig, wie so oft lag ihr Fokus jedoch auf den bundesweiten Ermittlungen gegen die größeren Banden, auf den Pannen, die im Laufe der Beweisführung passierten, und nur selten wurde objektiv berichtet oder auf die Schicksale von Opfern und Angehörigen eingegangen.
    In den Augen der Öffentlichkeit waren die Morde an Hanno Grabowski und Matty Kohlberger nichts weiter als Kollateralschäden, die unausweichlich sind, wenn zwei Rockerbanden ihre Revierkämpfe austragen.

    Das Verfahren gegen Christopher Leander führte nicht zu einer Verurteilung, da er sich noch in der Untersuchungshaft das Leben nahm. Wenige Tage nach seiner Verhaftung fanden ihn die Aufseher am frühen Morgen, er hatte sich mit seiner Hose erdrosselt. Ewald und Spitzer bemühten sich darum, dass sein Leichnam gemeinsam mit seiner Frau in der Nähe des Familiengrabs bestattet wurde. Über die im Grab von Leonies Eltern beerdigten Überreste des ungeborenen Kindes verlor niemand ein Wort. Man hätte dort nach dieser Zeit ohnehin nichts mehr finden können.

    Kommissariatsleiter Berger trug sich sehr schwer, eine geeignete Lösung für Michael Cramer zu finden, aber er wusste, dass er schon allein Julia Durant gegenüber verpflichtet war, rasch und angemessen zu reagieren. Herbert Cramer war ihm dabei keine große Hilfe, denn er war Jurist, und sein Fokus war schon viel zu lange einzig auf die beiden Optionen Verurteilung oder Freispruch verengt. Außerdem war er in höchstem Maße voreingenommen. Er schlug vor, einen befreundeten Jugendgerichtshelfer einzuspannen, doch Berger lehnte ab. Er beriet sich zunächst mit seiner Tochter Andrea, die Kriminalpsychologin war.
    »Es werden derzeit recht erfolgreiche Gruppenprogramme mit jungen Sexualstraftätern durchgeführt«, kam ihr sofort in den Sinn, doch Berger wehrte ab.
    »Er ist längst volljährig, außerdem hat er die Tat erstens nicht durchgeführt und war zweitens nicht triebgesteuert.«
    »Eben«, erwiderte Andrea knapp und lächelte vielsagend.
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Nach allem, was du mir von dem Fall berichtet hast, stand der junge Mann, angestiftet und unter Druck gesetzt von einem anderen, Auge in Auge mit seinem potenziellen Opfer. Die Frau lag am Boden, das Unvermeidliche stand unmittelbar bevor, und dann obsiegte letzten Endes doch die Psyche über die Physis.«
    »Etwas pathetisch«, antwortete Berger, »aber im Grunde genommen hast du recht. Und jetzt?«
    »Anstelle studierter Therapeuten jenseits der vierzig wäre dein junger Mann förmlich prädestiniert, um sich einer Gruppe von pubertierenden Jungs zu stellen, findest du nicht? Männlich, nur ein paar Jahre älter, also genau richtig, um von Heranwachsenden akzeptiert zu werden. Ein Versuch wäre es wert, meine ich. Ein verhinderter Täter, davon gibt es leider nicht viele.«
    »Verhindert durch seine Impotenz, vergiss das nicht«, warf Berger ein, obwohl die Worte seiner Tochter durchaus Sinn ergaben.
    »Das stimmt. Aber der Auslöser war die Psyche, und bis zu diesem Moment kämpfte das Gewissen gegen den äußeren Zwang, dem es unterworfen
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