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Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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drückte Brandt die Klinke hinunter. Nicht abgeschlossen. Bedächtig, mit beiden Händen, bewegte er das Türblatt nach innen, jeden Zentimeter ein Knarren oder Quietschen erwartend und in sofortiger Bereitschaft, seine Handlung zu unterbrechen. War da im Hausinneren eine Tür ins Schloss gefallen? Brandt kniff die Augen zusammen und versuchte, die akustische Quelle zu orten. Er entschied sich für den Korridor, der in Richtung Küche zu führen schien, doch bevor er Julia Durant signalisieren konnte, was er vorhatte, schob sich die Tür am gegenüberliegenden Ende des Raumes auf, und eine Fußspitze, die auf einem metallenen Trittbrett ruhte, kam zum Vorschein. Brandts Atem stockte. Wie in Zeitlupe schob sich die Tür weiter auf, und dann sah er ihn, hinter dem Rollstuhl, in dem der leblose Körper einer Frau ruhte.
    Als Al den Kommissar erblickte, fuhr er erschrocken zusammen und verharrte mitten in der Bewegung.
    »Brandt!«, hauchte er schließlich, nach einem nicht enden wollenden Moment der von Entsetzen erfüllten Stille.
    »Christopher Leander«, stieß der Kommissar tonlos hervor.
    »Chris, nicht Christopher«, knurrte Leander, »oder meinetwegen auch Al. Lassen Sie mich die Sache zu Ende bringen.«
    »Zu Ende?«, wiederholte Durant und trat neben ihren Kollegen.
    »Im Wohnzimmer liegt meine Knarre, ich warte seit Tagen auf diesen Moment«, entgegnete Leander mit einem Kopfnicken in Richtung des Nachbarraums, in dem die Kommissarin eine Essecke, einen Ohrensessel und ein Sofa erkannte. Ein Schmetterling flatterte durch den Raum, was sie ein wenig irritierte. »Seit Wochen sogar«, hauchte Leander, und Julia fröstelte es, als ihr Blick zurück auf ihn wanderte und danach auf die vor ihm sitzende Frau, deren Haare einen feuchten Glanz hatten und an deren Kleidung und Augenbrauen sie Raureif zu erkennen glaubte. Das Gestänge des Rollstuhls war angelaufen, die bleichen Hände ruhten friedlich auf den mit blauem Kunststoff überzogenen Armlehnen. Absolut ruhig saß sie da, weder ein Muskelzucken noch Atembewegungen, und obwohl von ihr kein Leichengeruch ausging, war Julia auf den ersten Blick klar, dass die Frau tot war. Die Leiche wirkte gepflegt, sie war ordentlich angezogen und wies auch keine Kampfspuren auf.
    Die surreale Szene ließ die Kommissarin frösteln, dann jedoch schoss ihr pfeilschnell in den Sinn, was Leander kurz zuvor gesagt hatte. Sie eilte impulsiv ins Wohnzimmer, wo sie auf dem Esstisch eine alte Faustfeuerwaffe der Marke Luger sicherstellte. Das Radio spielte leise, sie drehte den Regler, bis dieser knacksend einrastete und die Musik erstarb.
    »Erklären Sie uns das!«, brach Brandt nebenan das Schweigen.
    »Bitte, unter Kollegen«, versuchte Leander es erneut, und die Kommissarin meinte, Verzweiflung aus seiner Stimme zu hören, »lassen Sie mich. Geben Sie Leonie und mir fünf Minuten, es muss doch keiner erfahren. Was machen Sie überhaupt hier?«
    »Eine weitere Tötung verhindern, so wie’s aussieht«, erwiderte Brandt. »Bedaure, Kollege hin oder her, aber wir werden nicht rausgehen und uns taub und blind stellen.«
    »Ich werde nicht fliehen«, winselte Leander, »ich gehe zu Leonie.« Er grub die Fingerspitzen tief in die Schultern seiner Frau, als fände er nur dort Halt, und klammerte sich verzweifelt an ihr fest.
    »Keine Chance«, murmelte Brandt verbissen. »Oder hätten Sie Ihren Opfern den Wunsch nach Gnade erfüllt, so wie Sie es nun von uns erwarten?«
    »Das können Sie überhaupt nicht verstehen«, erwiderte Leander abfällig und sah hinab auf seine Frau.
    »Erklären Sie es uns«, schlug Durant vor, die mit verschränkten Armen im Rahmen des Wohnzimmerdurchgangs stand. »Keine Schusswaffen zu sehen, wir können hier auf die Kollegen warten«, schlug sie Brandt und Leander vor.
    »Aber sie bleibt bitte draußen«, murmelte Brandt, als er Christopher Leander am Arm nahm und den Mann, dem plötzlich jede Entschlossenheit und jede Körperspannung zu fehlen schien, an dem Rollstuhl vorbeizog und zur Couch geleitete.

    »Wie haben Sie’s rausgefunden?«, fragte Leander einige Minuten später leise. Julia hatte etwas zu trinken und einige Gläser aufgetrieben, angeekelt hatte sie dabei überprüft, in welchem Jahr das Etikett des Mineralwassers gestempelt war, und sogar daran gerochen. Die Gläser hatte sie gegen das Licht gehalten und nach Staub und Rändern abgesucht. Alles in diesem Haus war modrig, alt und leblos. Außerdem war da noch die Tote, die der ganzen Szenerie
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