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Sueßer Tod

Sueßer Tod

Titel: Sueßer Tod
Autoren: Amanda Cross
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unauffällig in einen Ordner zwischen irgendwelche Briefe geschoben werden. So viel weiß ich inzwischen.«
    »Aber warum?« fragte Reed.
    »Sarah würde sagen, weil Patrice gern Geheimnisse wahrte: typisch für ihre Generation. Ich verstehe das. Und Patrice hatte völlig recht. Geddes fand das Manuskript und den ersten Satz Disketten. Welch ein Segen, daß sie Kopien davon in einem ihrer Geschäftsordner aufbewahrte.«
    »Trotzdem ist es merkwürdig«, sagte Reed. »Sie machte ein Geheimnis aus ihrem Buch, was ich gut verstehe. Ich kenne die Scheu, über wichtige Dinge zu reden; und über einen langwierigen Schaffensprozeß nichts auszuplaudern, finde ich um so verständlicher. Aber wenn sie nie über ihr Buch sprach – wie hat Geddes davon erfahren?«
    »Das habe ich mir auch schon überlegt«, sagte Kate. »Aber es liegt nahe, daß man fachliche Fragen mit Kollegen bespricht, die auf dem gleichen Gebiet arbeiten. Und Lebenszyklen waren Geddes’ Spezialität. Es war also ganz natürlich, daß sie ihn als Gesprächspartner wählte. Ob sie ihm tatsächlich von ihrem Buch erzählt hat oder ob er es erahnte, werden wir vielleicht nie erfahren.«
    »Aber stellen Sie sich vor«, sagte Archer, »ein ganzes Buch auf drei Disketten.«
    »Acht-Zoll-Disketten«, sagte Kate mit Expertenmiene. »Darauf passen fünfhundert Seiten, vielleicht sogar mehr.«
    »Es sieht fast so aus«, sagte Reed, »als hättest du Computer-Forschung betrieben. Heißt das, daß wir bald die stolzen Besitzer eines Computers sein werden, oder geschah alles nur deiner geheiligten Untersuchung zuliebe?«
    Kate grinste ihn an. Sie war bester Laune. Reed hatte seine Krise überwunden, von der sie wußte, daß sie tiefer gewesen war, als seine beiläufigen Anspielungen hatten vermuten lassen. Und sie hatten Patrice zurückbekommen. Das neue Buch, natürlich unvollendet, war ein Gewinn. Aber es war nicht die Hauptsache, dachte Kate. Die Hauptsache war Patrice selbst, integer, wie nur ein Mensch sein kann, 139

    und das Bild, das Kate schon immer von ihr hatte, war durch die Untersuchung nicht angekratzt.
    »Ich muß an Veronica denken«, sagte Archer. »Wie sie zum Schluß doch nichts mit der ganzen Sache zu tun hatte. Dabei wäre ich jede Wette eingegangen, daß sie auf irgendeine Weise darin verstrickt war.«
    »Ich glaube, das war sie auch«, sagte Kate. »Wenn ich an unsere erste Begegnung denke: sie war nervös, ängstlich und forderte mich geradezu heraus, sie zu verdächtigen. Und dann behauptete sie hartnäckig, eine Frau habe Patrice umgebracht. Ob sie das wirklich glaubte, oder nur als Herausforderung eingesetzt hat, weiß ich nicht. Auch ihr Prozeß gegen Patrice spielte eine Rolle bei dem Ganzen. Wahrscheinlich brachte er Geddes erst auf die Idee. Wenn er Patrices Arbeit stähle, und, nach ihrem Tod, irgend jemand behaupten sollte, es sei ihr Werk, so würde er einfach sagen, sie hätte ihm die Idee dazu gestohlen. Und wenn gleich zwei Leute eine solche Behauptung aufstellten, hätte das sehr verdächtig ausgesehen. Wind in den Segeln all jener Anhänger der Ohne-Feuer-kein-Rauch-Theorie, ganz zu schweigen von den vielen, die nur allzugern von Patrice schlecht dachten.«
    »Ich wünschte, wir hätten auch einen neuen Roman gefunden«, sagte Herbert.
    »Durch ihren gewaltsamen Tod haben wir sehr viel verloren«, sagte Kate. »In den dreizehn Jahren, die sie sich, wie wir annehmen dürfen, noch Zeit gelassen hätte – wer weiß, was sie noch alles geschrieben hätte. Wie ich zu Archers Ärgernis erwähnt habe, schrieb Sylvia Townsend Warner ihre Biographie von T.
    H. White mit siebzig; und manche Leute halten dies für die beste Biographie, die je geschrieben wurde. Auch Sylvia Townsend Warner ist T. H. White nie begegnet«, sagte Kate zu Herbert. Sie hatte das Gefühl, Herbert brauche ein wenig Aufmunterung nach all seinen detektivischen Anstrengungen. Außerdem gehörte er zu den Professoren, die gern mit Dokumenten und Fakten arbeiten – so etwas wie ein Verbrechen hatte nie in seinem Gesichtsfeld gelegen, und ganz gewiß hätte er sich nie träumen lassen, daß ein Mord einmal Thema seiner Arbeit sein würde.
    »Sie hatten mir feierlich versprochen«, sagte Archer, »diese Sylvia Townsend Soundso nie mehr zu erwähnen. Die Frau erinnert mich ans Clare College.
    Hundsgemein von mir, denn sie war ja nie dort, aber wer vermag schon den Assoziationen entfliehen, die das Leben einem beschert.«
    »Obwohl ich gestehen muß«, sagte Reed, »daß
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