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Sueßer Tod

Sueßer Tod

Titel: Sueßer Tod
Autoren: Amanda Cross
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Patrices Geschäftsordner kümmerten sie sich nicht weiter – erst viel später, als Sarah umzog, ließ sie sich diese aushändigen. Alle Papiere gingen an die Berg-Kollektion. Warum übrigens nicht an die Bibliothek des Clare oder an die Sophia-Smith-Sammlung am Smith College?«
    »Genau das habe ich mich auch gefragt. Sarah ist New Yorkerin und kennt Lola Szladits, die hervorragende Frau, die die Berg-Bibliothek leitet. Da diese großes Interesse an den Papieren zeigte, erschien es Sarah als das Naheliegendste, sie ihr zu geben. Außerdem gingen Sarah und ihr Bruder ja davon aus, daß Patrice sich am Clare das Leben genommen hatte – wohl kaum ein Zeichen von großer Zuneigung zu dem Ort. In ihrem Testament stand jedenfalls eindeutig, daß ihre Kinder mit ihrem Nachlaß tun sollten, was sie wollten, und das taten sie – was nicht heißt, daß George irgendwelche Gefühle und Meinungen hatte in der Angelegenheit.«
    »George haben wir bisher völlig ignoriert, Archer. Sie halten es nicht für möglich, daß er einen psychotischen Schub hatte und Mama eins überzog? Wir müssen schließlich alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.«
    »Ob Sie’s glauben oder nicht, Herbert und ich haben auch daran gedacht. Wir gingen sogar so weit, bei ihm das zu überprüfen, was man gemeinhin wohl Alibi nennt. Und zur fraglichen Zeit war George auf einer Geologenkonferenz oder -
    Zusammenkunft, oder was Geologen sonst haben mögen, und ständig unter den Augen von mehreren hundert Leuten und außerdem dreitausend Meilen vom Tatort entfernt. Was Sarah betrifft, nun, rein technisch hätte sie es tun können was immer
    ›es‹ auch sein mag – das heißt sie war nicht mit unzähligen unvoreingenommenen Zeugen an irgendeinem weit entfernten Ort. Aber ich glaube keine Sekunde lang, 127

    daß sie es war, und Sie glauben es auch nicht. Und hier am Clare herrschte ein solches Gedränge, daß wohl niemand etwas für sich beanspruchen kann, was auch nur entfernt einem Alibi ähnelt. Es war genau wie in ›Gaudy Night‹ wenn Sie’s genau wissen wollen.«
    »Da wir gerade von Kriminalromanen sprechen – Veronica gehört eindeutig zum Kreis der Verdächtigen. Ich meine, ihre Gefühle Patrice gegenüber waren so leidenschaftlich und zwiespältig; nicht auszuschließen, daß sie die Frau tötete, gegen die sie ja auch schon einen Prozeß geführt hatte. Aber warum sollte sie dann ständig darauf herumreiten, daß es Mord war, wo alle anderen schon längst mit der Selbstmordversion zufrieden waren?«
    »Warum jemand vor Gericht schleppen, dann um Vergebung bitten und sich wieder mit ihm anfreunden?«
    »Archer! Glauben Sie, es war Veronica?«
    »Im Augenblick bin ich so weit, daß ich glaube, Dr. Myers war es. Schließlich haben wir nur sein Wort als Beweis für die ganze Geschichte.«
    »Hat Patrice über die Sache mit dem Bauchspeicheldrüsenkrebs nichts in ihr Tagebuch geschrieben?«
    »Nein. Kein Wort. Aber andererseits hätte es auch nicht zu ihr gepaßt, darüber zu schreiben. Sie schrieb ja auch nichts über ihren Brustkrebs – oder jedenfalls erst, als die Sache ausgestanden war. Ich habe das Gefühl, sie schrieb nur über die Dinge, die sie durchs Niederschreiben auf irgendeine Weise zu bewältigen hoffte.
    An ihre wahren Ängste rührte sie nicht, oder erst, wenn diese sich ein wenig gelegt hatten. Da bin ich mir ziemlich sicher.«
    »Wahrscheinlich haben Sie recht. Aber hätte unsere verwünschte Patrice ihren eigenen Mord geplant – sie hätte ihrem Mörder nicht besser in die Hand spielen können. Nirgendwo und von nichts auch nur das kleinste Fitzelchen eines Beweises.«
    »Gibt es sonst noch Neuigkeiten? Tut mir leid, Kate, aber ich denke, ich ziehe mich zurück und stell meinen Wecker auf Sonnenaufgang. New York und Herbert
    – ich komme! Und machen Sie sich nicht verrückt. Wie ich Herbert andauernd sage, wir müssen zu der seligen Unbekümmertheit unserer Treffen im chinesischen Restaurant zurückkehren. Wichtig ist, daß wir mit der Biographie vorankommen und endlich aufhören, darüber zu grübeln, wie Dickens seinen ›Edwin Drood‹ hätte enden lassen. Das scheint mir ein ähnliches Problem.«
    Nachdem sie sich von Archer verabschiedet und von Lucy und Bertie die Erlaubnis hatte, in deren Schlafzimmer zu telefonieren, ging Kate nach oben und rief Reed an.
    »Kate«, rief er. »Mit welchem Flugzeug kommst du? Ich habe schon einen großen Vorrat an erforderlichem Zubehör für eine Feier angelegt. Na, wie findest
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