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Sueßer Tod

Sueßer Tod

Titel: Sueßer Tod
Autoren: Amanda Cross
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schwer fällt, mich zu erinnern. Und dann hat sie natürlich überhaupt nicht viel über ihn – oder über sie – gesprochen. Als sie anrief, und ich am Telefon war, sagte sie: ›Ihre Vertretung erklärte mir, ich hätte Bauchspeicheldrüsenkrebs. Und ich überlege…‹ So ungefähr. Ich fiel ihr ins Wort 125

    und forderte sie auf, sofort zu kommen. Sie klang ziemlich aufgeregt, was ja nicht verwunderlich war. Ich stellte ihr keine Fragen über die Vertretung, erst später, und da… warten Sie einen Moment. Sie sagte: ›Ich möchte nicht darüber sprechen, Dirk. Es war eine entsetzliche Erfahrung.‹ Und da ich mir nicht sicher war, jedenfalls zu dem Zeitpunkt nicht, ob sie das Ganze nicht erfunden hatte, wollte auch ich nicht zu viel darüber sprechen. Was bringt Sie auf diese Frage? Ich komme«, rief er jemandem in einem anderen Zimmer zu.
    »Eine Bemerkung Archers. Ich erzähle es Ihnen später. Nur noch eine kurze Frage. Als Patrice Blut abgenommen wurde, blieb doch eine Einstichstelle zurück.
    Hätte diese Stelle Monate oder gar Jahre später für eine Injektion benutzt werden können – um sie zu vertuschen, meine ich?«
    »Mein Gott, Sie sind wirklich eine Detektivin! Aber Ihre Hypothese kommt nicht hin. Die Einstichstelle wäre schon lange unsichtbar gewesen. Und hätte es wirklich eine solche Stelle gegeben, wäre sie dem Pathologen aufgefallen.
    Offenbar hat er aber nichts bemerkt.«
    »Da haben Sie recht. Ich habe mich gerade in Pentothai verliebt. Ich rufe Sie bald wieder an.«
    Nach dem Dinner, und als alles wieder aufgeräumt war, gingen Kate und Archer hoch in Archers Zimmer, um sich zu unterhalten. Kate erzählte ihm von ihrem Gespräch mit Dr. Myers. »Ich kam auf die Frage, als Sie mir von Herberts sehr logischem Einwand erzählten, der falsche Doktor könne kein Schauspieler gewesen sein. Viel naheliegender ist, daß es eine Frau war, die gelernt hat, Blutproben zu nehmen. Ganze Heerscharen von Frauen lernen das schließlich: Arzthelferinnen, medizinisch-technische Assistentinnen, Sie wissen schon, die Sorte, die zu einem ins Zimmer kommen, wenn man im Krankenhaus liegt, und einem ständig Blut abnehmen, das der Arzt dann, da war ich mir schon immer sicher, für seine eigenen Forschungszwecke benutzt. Und dann noch die vielen Frauen in den Blutspendezentren und natürlich die Krankenschwestern. Irgendwie erschien es mir plötzlich viel logischer, daß es eine Frau war, die irgendwann in ihrem Leben gelernt hatte, Blutproben zu nehmen und sich später anderen Dingen zuwandte. Ich fragte Dr. Myers, ob er sicher sei, daß Patrice von einem Mann gesprochen hatte. Und er war sich nicht sicher, meinte aber, es wäre ihm aufgefallen, wenn Patrice ein weibliches Pronomen benutzt hätte. Das Ganze bringt uns auch nicht viel weiter, was meinen Sie?«
    »Ich finde, es bringt uns überhaupt nirgends hin. Es erweitert höchstens das Spektrum unserer Verdächtigen. Und das hat uns gerade noch gefehlt.«
    »Armer, lieber Archer! Sind Sie mit Ihrer Biographie überhaupt nicht weitergekommen hier? War alles nur Zeitverschwendung und Frust?«
    »Nicht alles. Aber wir haben uns so in Patrices Tod verbissen, daß wir ihr Leben aus dem Blick verloren. Und dann hat dieser Ort etwas an sich, das einen dazu bringt, am liebsten vom Erdboden verschwinden zu wollen. Ehrlich, noch 126

    zwei Wochen länger hier, und ich würde wahrscheinlich ins Wasser gehen; dabei hab ich noch nie vorher an Selbstmord gedacht.«
    »Warum fahren Sie nicht nach New York zurück? Sie könnten sogar noch den letzten Flug heute abend schaffen.« Kate sah auf ihre Uhr. »Nun, das war doch ein bißchen knapp. Aber der erste Flug geht morgen in aller Herrgottsfrühe.«
    »Kommen Sie mit?«
    »Ich weiß es nicht, Archer. Ich hatte es fest vor. Aber ich überlege, ob ich nicht noch bleiben soll, und ein oder zwei Punkte klären.«
    »Ich bin mir sicher, zu Hause, zusammen mit Reed, können Sie die viel besser klären.«
    »Vielleicht haben Sie recht. Ich werde ihn anrufen – jetzt gleich, das Telefon bei der Rektorin mag ich nicht riskieren. Nicht, daß ich von Natur aus mißtrauisch wäre, aber ich würde mich über jedes Klicken in der Leitung wundern.«
    Archer hatte das Zimmer schon fast verlassen, als Kate ihn zurückrief. »Tut mir leid«, sagte sie. »Aber fassen wir das Ganze doch einfach noch mal zusammen: Als Patrice starb, kamen ihre Kinder her und sortierten, soweit sie es sehen konnten, all ihre Manuskripte und Papiere aus. Um
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