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Sueßer Tod

Sueßer Tod

Titel: Sueßer Tod
Autoren: Amanda Cross
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Campus zu nehmen. Das erregt weniger Aufsehen, als nachts hier mit dem Auto herumzufahren. Sind Sie bereit?«
    Kate sah ihn streng an. Eigentlich hatte sie auf jemand gehofft, der ein wenig kooperativer war. Trotzdem, tröstete sie sich, im Zeugenstand würde sich Bob O’Malley wunderbar machen.
    Sie brauchten fünfzehn Minuten, um ihr Ziel zu erreichen, aber Kate kam es viel länger vor. Bobs Laune war nicht besser geworden. »Graben ist eine Sache –
    tragen ’ne andre«, sagte er. Jetzt war Kate überzeugt, daß er Gewerkschaftsmitglied war.
    »Nun«, sagte sie. »Jetzt geht’s ja ans Graben.«
    Bob blickte hoch zu dem dunklen Haus. »Woher wissen wir, daß die nicht gleich zurückkommen und uns erwischen?«
    »Weil ich ihnen Karten für ein Galakonzert des Boston Symphony Orchestra geschenkt habe.«
    »Das machen Einbrecher immer«, sagte Bob finster. »Schicken den Leuten Theaterkarten und räumen die Bude aus, solange sie fort sind.«
    »Ich hab ja nicht behauptet, daß meine Idee originell ist«, sagte Kate. »Aber sie 130

    ist effizient. Wir graben hier.«
    »Gut, daß Sie die Spitzhacke mitgebracht haben. Der Boden ist noch gefroren.
    Und wonach graben wir, wenn ich fragen darf?«
    Kate sagte es ihm.

    131

    Fünfzehn

    O ja, ich glaube, zwischen 50 und 60 werde ich, wenn ich lebe, einige sehr besondere Bücher schreiben.
    Virginia Woolf

    Wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß – die folgende Woche war für alle eine Qual. Rektorin Norton, die sich sowohl mit den Empfehlungen der Forschungsgruppe als auch mit Kates inzwischen auf Hochtouren laufender Untersuchung des Falles Patrice herumzuquälen hatte, fand nur in einem Trost: daß Ferien waren und keine Studentinnen das unerhörte Geschehen mitbekamen, das in der Ankunft der Polizei gipfelte, der das Auftauchen mehrerer Beamter in Zivil vorausgegangen war. Ob sie eine Verhaftung vorhatten oder, wie sie behaupteten, lediglich Fragen im Zusammenhang mit ihrer Untersuchung hatten, das war eine feine Unterscheidung, die der Rektorin ihren Seelenfrieden nicht zurückgab.
    Archer und Kate waren an ihre Großstadtuniversitäten zurückgekehrt, wobei die Frage, ob ihre Gedanken auch ganz bei ihren pädagogischen Aufgaben waren, lieber nicht gestellt werden sollte. Aber Herbert stellte sie trotzdem. »Ich merke«, antwortete Kate, »wie ich vor den Studenten stehe, ihnen etwas erzähle und gleichzeitig meine Gedanken bei einer anderen Sache sind. Leidenschaftliche Bridgespieler haben mir erzählt, daß es ihnen mit dem Bridge ebenso ergeht.
    Vielleicht ist das immer so, wenn einen etwas ganz gefangenhält. Aber davor und danach sind meine Gedanken ganz bei Ihnen, Herbert.«
    Jetzt, da seine Ferien begonnen hatten, war es natürlich Herbert, der die ganze Detektivarbeit auf sich nehmen mußte. Mit dem Flugzeug pendelte er zwischen New York und Boston, und einmal flog er sogar nach St. Louis, mietete auf Kates Kosten – Herberts Meinung nach totale Verschwendung – Autos, die ihn zwischen Flughäfen und seinen verschiedenen Bestimmungsorten hin- und herbefördern sollten.
    Kate und Archer munterten ihn auf – in Person, wenn er, noch außer Puste von seinem letzten Ausflug, in New York ankam, oder per Telefon, wenn er seine Berichte von der – wie er sich inzwischen ausdrückte – ›Front‹ abgab. »Sie wollen der Sache auf den Grund gehen. Sie haben doch selbst das größte Interesse daran«, sagte Kate. »Und danach setzen Sie und Archer sich wieder mit klarem Kopf an die Biographie.«
    »Nie wieder werde ich einen klaren Kopf haben«, stöhnte Herbert. »Warum überlassen wir das Ganze nicht der Polizei? Zu gegebener Zeit wird sie schon handeln. Das sagte selbst Reed.«
    »Warum sehen Sie beide es nicht einfach so«, sagte Kate. Denn insgeheim stimmte Archer Herbert zu, die Dinge lieber den langsam mahlenden Mühlen der Polizei zu überlassen. »Wenn Sie an den Punkt kommen, wo Sie über das 132

    verblüffende Ende von Patrices Leben schreiben müssen, wollen Sie doch sagen können: Wir waren an Ort und Stelle und berichten aus erster Hand. Das ist doch viel, viel überzeugender als die Vermutungen und Ratespiele der meisten Biographen.«
    »So wird’s wohl sein«, sagte Herbert und war schon wieder auf dem Sprung zum Flughafen.
    Reed war abwechselnd hilfreich und besorgt. Kate hatte das Gefühl, als sei er schon jahrelang Professor für Strafrecht. »Wie oft bist du ins Auto gesprungen und zu irgendwelchen Morden gerast, zumindest in deiner
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