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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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ist das berühmte alte jakobitische Landhaus High Gable, eine Meile weiter auf der anderen Seite von Oxshott und weniger als eine halbe Meile von der Stelle des Verbrechens entfernt. Die anderen Herrenhäuser gehören prosai-schen und respektablen Leuten, die hoch über Romancen erhaben sind. Aber Henderson von High Gables ist, wie mir scheint, ein kurioser Mann. Ihn kann ich mir noch am ehesten in ein seltsames Abenteuer verstrickt vorstellen. Ich habe also meine Aufmerksamkeit auf ihn und seinen Haushalt gerichtet.
    Eine seltsame Familie, Watson und der seltsamste von allen ist der Mann selber. Ich habe es zwar geschafft, ihn unter einem Vorwand kurz zu sprechen, aber in seinen dunklen, tiefliegenden Augen war deutlich zu lesen, daß er genau wußte, was ich in Wirklichkeit wollte. Er ist ein Mann um die fünfzig herum, stark, aktiv, mit eisengrauem Haar. Er hat große buschige schwarze Augenbrauen, den elastischen Gang eines Hirschen und die Ausstrahlung eines Herrschers. Hinter seinem pergamentfarbenen Gesicht steckt glühendheißer Geist. Entweder ist er Ausländer, oder er hat lange in den Tropen gelebt, denn sein Gesicht ist gelb und ohne Frische. Trotzdem ist er zäh wie Leder. Sein Freund und Sekretär ist ganz bestimmt Ausländer, schoko- ladenbraun, gerissen, beschwörend und katzengleich. Er redet mit giftiger Sanft-heit. Sehen Sie, Watson, nun haben wir schon zwei ausländische Haushalte beisammen, einen in der Wisteria Lodge und den anderen in High Gable. Die Lücken beginnen sich zu schlie-
    ßen.
    Die beiden Männer sind enge und vertraute Freunde, sie bilden das Zentrum des Haushaltes.
    Aber es gibt eine andere Person, die für unseren Fall vielleicht von großer Bedeutung ist.
    Henderson hat zwei Kinder, Mädchen im Alter von elf und dreizehn Jahren. Ihre Gouvernante ist Miß Burnet, eine Engländerin von vierzig Jahren oder so. Ebenso haben sie einen Diener, dem sie mehr als dem Rest des Personals zu vertrauen scheinen. Diese kleine Gruppe bildet die richtige Familie, denn sie reisen viel zusammen. Henderson ist oft unterwegs, er ist immer in Bewegung. Er ist erst vor ein paar Wochen nach High Gable zurückgekehrt, nachdem er ein Jahr lang abwesend war. Ich muß hinzufügen, daß er enorm reich ist. Was immer ihn auch gelüstet, er kann es sich leisten. Ansonsten ist das Haus voll mit Butlern, Dienern, Diens t-mädchen und dem ganzen üblichen überfüttertem und mit zu wenig Arbeit ausgelastetem Personal eines englischen Landhaushaltes.
    So viel habe ich teilweise durch den Dorfklatsch, teils durch meine eigene Beobachtung erfahren. Es gibt keine besseren Informanten als entlassene Dienstboten, die sich ungerecht behandelt fühlen. Ich hatte das große Glück, einen zu finden. Ich nenne es Glück, aber es wäre mir nicht in den Weg gelaufen, wenn ich nicht danach gesucht hätte. Wie Baynes ganz ric htig feststellt, haben wir jeder unser eigenes System. Zu meinem gehörte es, daß ich John Warner fand, früher Gärtner in High Gable, hinausgeworfen aus einer schlechten Laune seines hoch-mütigen Herren heraus. Er hatte wiederum Freunde unter den Leuten, die im Haus arbeiten, und die alle Angst vor ihrem Herrn haben. So bekam ich meinen Schlüssel zu den Geheimnis-sen dieses Haus haltes.
    Kuriose Leute, Watson! Ich gebe nicht vor, daß ich alles schon verstehe, aber sehr merkwürdige Leute sind es schon. Das Haus besteht aus zwei Flügeln. Die Dienerschaft wohnt in einem Flügel, die Familie in dem anderen. Zwischen beiden Flügeln besteht keine Verbindung, es sei denn Hendersons persönliche Diener, die auch der Familie die Mahlzeiten servieren.
    Alles, was in der Familie benötigt wird, wird bis zu einer bestimmten Tür getragen, die die Verbindung bildet. Die Gouvernante und die Kinder kommen kaum heraus, höchstens manchmal in den Garten. Henderson geht niemals alleine aus. Sein dunkler Sekretär folgt ihm wie ein Schatten. Das Personal klatscht, daß ihr Herr und Meister sich wahnsinnig vor irgend-etwas fürchtet. >Verkaufte seine Seele für Geld an den Teufel<, sagte Warner, >und erwartet nun, daß sein Gläubiger kommt und ihn holt.< Kein Mensch weiß, woher sie kamen und wer sie sind, niemand hat auch nur die geringste Idee. Zweimal hat Henderson mit der Hundepeit-sche auf einen Diener eingeschlagen, und nur sein großer Beutel und eine dicke Kompensation haben den Vorfall aus dem Gerichtssaal herausgehalten.
    Also, Watson, lassen Sie uns die Situation im Lichte dieser neuen Information
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