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1436 - Der Höllensohn

1436 - Der Höllensohn

Titel: 1436 - Der Höllensohn
Autoren: Jason Dark
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So erlebte Glenda ruhige Stunden in London. Sie waren ebenso ruhig wie das Wetter draußen. Ein goldener Oktober mit Sonne und Wärme verwöhnte die Menschen in Stadt und Land, wobei sich erste Blätter bereits verfärbt hatten und im Licht der Herbstsonne gebadet wurden.
    Es war demnach kein Mensch im Büro. Und doch war sich Glenda sicher, von dort ein Geräusch gehört zu haben, das sie leider nicht deuten konnte.
    Die Frau mit den dunklen Haaren wartete ab. Konzentriert, die Augen offen, ebenso die Ohren.
    Das Geräusch wiederholte sich nicht, aber Glenda wollte nicht daran glauben, dass sie sich geirrt hatte. So leicht unterlag sie keiner Täuschung.
    Noch mal ließ sie einige Sekunden verstreichen, bevor sie sich erhob. Dass der Stuhl dabei etwas quietschte, ärgerte sie schon, war aber nicht zu ändern.
    Sie bewegte sich langsam auf die offene Tür zu. Ihr Gesicht zeigte dabei einen angespannten Ausdruck. Direkt vor der Tür blieb sie noch für einen Moment stehen. Sie überschaute dabei die Hälfte des Zimmers, was ihr natürlich nicht reichte, und so gab sie sich einen Ruck und betrat mit einem langen Schritt das Büro.
    Es war leer!
    Es gab kein Geräusch! Kein Atmen, kein Kratzen – einfach nichts.
    Ihr Misstrauen schwand trotzdem nicht. Glenda Perkins konnte sich auf ihre Wahrnehmungen verlassen. Erst recht, seit dieses Serum in ihren Adern floss, das ihr der Hypnotiseur Saladin verabreicht hatte. Sie hatte sich dadurch stark verändert, obwohl sie äußerlich die Gleiche geblieben war.
    Zwei leere Schreibtische, die sich gegenüberstanden. Sonnenschein, der durch das Fenster fiel und dem Raum einen hellen Glanz gab. Aber nichts, was ein Geräusch hätte hinterlassen können. Es sei denn, der Verursacher hatte sich unsichtbar gemacht.
    Sie drehte den Kopf, um in jeden Winkel zu schauen. Sogar den Papierkorb durchsuchte sie. In ihrer Nähe war es so still, dass sie nur ihren eigenen Atem hörte.
    Sie spürte das Kribbeln auf der Haut. Glenda empfand es beinahe wie das Kratzen von spitzen Fingern, die immer höher glitten und sich ihrem Hals näherten. Selbst ihr Herzschlag hatte sich etwas beschleunigt. Auf der anderen Seite allerdings sagte sie sich, dass sie sich nicht verrückt machen lassen sollte.
    Sie wandte sich dem geschlossenen Fenster zu. Es war durchaus möglich, dass von dort etwas eingedrungen war, denn Glenda rechnete mit allem. Angriffe aus dem Unsichtbaren waren ihr nicht unbekannt, denn die gleichen Kräfte, die sie besaß, beherrschte auch ihr großer Widersacher Saladin.
    Ihre Gesichtszüge erstarrten, als sie noch in der Drehung etwas hörte. Zuerst vernahm sie so etwas wie ein Zischen, das deutlicher wurde, als es sich wiederholte.
    Auch hatte sie den Eindruck, von einem kühlen Hauch berührt zu werden. Doch das konnte täuschen, weil sie sich in einem Zustand innerer Erregung befand.
    Glendas Blick glitt durch das leere Büro. Ihre Spannung steigerte sich noch, und zugleich vermeinte sie, eine starke Bedrückung zu verspüren.
    Das letzte Zischen hatte sie sich nicht eingebildet, und es wiederholte sich auch.
    Nur etwas anders. Irgendwie melodischer. In gewissen Intervallen mit kurzen Pausen.
    Zischen – das schon, aber zugleich hörte sie etwas anderes daraus hervor. Ein Wort oder Worte. Glenda spitzte die Ohren.
    »Engländer oder Sinclair.«
    Glenda tat nichts. Das Eis auf ihrem Rücken war geblieben. Sie hielt die Lippen zusammengedrückt und atmete nur durch die Nase. Die Augen hatte sie weit geöffnet. Sie wollte etwas sehen, aber es gab nichts zu sehen. Ihr Blick fiel ins Leere, und von einem Sprecher, dem die raue Flüsterstimme gehörte, entdeckte sie auch nichts.
    Aber sie hatte sich nicht geirrt. So musste es eine Botschaft aus dem Unsichtbaren gewesen sein.
    Glenda Perkins wusste nicht, wie lange sie auf dem Fleck gestanden hatte, als sie endlich wieder in der Lage war, sich zu bewegen.
    Sie drehte sich langsam auf der Stelle und suchte dabei erneut jeden Winkel des Büros ab.
    Nichts war zu sehen. Es gab keine zweite Person in ihrer Nähe, da konnte sie noch so angestrengt schauen. Aber Glenda ging auch weiterhin davon aus, dass sie sich nicht geirrt hatte. Da war eine Flüsterstimme gewesen, und sie hatte Johns Namen gesagt und ihn auch als Engländer bezeichnet, und zwar abwertend und irgendwie hasserfüllt.
    Da gab es also jemanden, der den Geisterjäger hasste und ihn sogar verfolgte.
    Jetzt blickte Glenda auf die Uhr. Als mehr als eine Minute vergangen war und
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