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Der Hexer - NR49 - Hochzeit mit dem Tod

Der Hexer - NR49 - Hochzeit mit dem Tod

Titel: Der Hexer - NR49 - Hochzeit mit dem Tod
Autoren: Verschiedene
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    Band 49

    Hochzeit mit dem Tod

    Die Kathedrale war bis auf den letzten Platz besetzt, und überall in der Menge entdeckte ich vertraute Gesichter. Es war ein sehr angenehmes Gefühl, zum ersten Male seit so langer Zeit wieder unter Freunden zu sein. Mary Winden war ebenso da wie Howard, Rowlf, Nemo, Harvey und Dr. Gray, Kapitän Bannermann, Jean Balestrano, Sarim de Laurec, Shannon, Nizar, Sill, Shadow, Sherlock Holmes und Dr. Watson und viele andere. Selbst Necron hatte sich die Ehre gegeben. Zufrieden lächelte ich ihm zu und sah, wie eine einzelne Träne der Rührung über seine faltige Wange lief.

    Es tat gut, so viele gute Freunde an diesem Freudentag um mich zu wissen, die mein Glück mit mir teilten.
    Kurz darauf entdeckte ich auch Roderick Andara, meinen Vater, der zusammen mit einer hübschen Frau ein Stück seitlich von mir saß.
    Ohne sie je gesehen zu haben, wußte ich, daß die Frau meine Mutter war.
    Ich rief mich in Gedanken zur Ordnung, streifte die neben mir knieende Priscylla mit einem zärtlichen Blick und versuchte, mich auf die Worte des Priesters zu konzentrieren.
    Erst jetzt erkannte ich, daß es sich um Dagon handelte. Wo er stand, bildete sich langsam eine grünlich schimmernde Pfütze auf dem Stein. Abn el Gurk Ben Amar Chat Ibn Lot Fuddel der Dritte, mein gnomenhafter Freund aus der elften Dimension, der mich in düsteren Stunden schon oft mit seinen lustigen Späßchen aufgeheitert hatte, thronte auf seiner Schulter und grinste mich fröhlich an, während er seine Faxen schnitt.
    Niemand schien etwas Anstößiges daran zu finden, und auch ich amüsierte mich köstlich.
    Schließlich war es soweit, daß Priscylla und ich die Trauringe wechselten, und dann wurde sie von Dagon aufgefordert, den Schleier zu lüften, damit ich unsere Trauung mit einem Kuß besiegeln konnte.
    Mit einem Ruck schlug sie den Schleier zurück.
    Und ich schrie gellend auf.
    Zwei schleimige, fast schwarze Blutfäden rannen aus den zerfransten Löchern, die einmal ihre Augen gewesen waren. Kleine, weiße Maden krochen über ihre Lippen. Ihre Haut war nicht glatt und zart, wie ich sie kannte, sondern faltig wie die einer uralten Frau; zudem mit Warzen und Runzeln übersät. Eine abgrundtief häßliche und ekelerregende Fratze grinste mich an, doch damit war das Grauen noch nicht beendet.
    Priscylla (PRISCYLLA??) alterte noch weiter; binnen weniger Sekunden verflossen für sie Jahre, binnen einer Minute Jahrzehnte. Ihr Gesicht trocknete aus und fiel ein; das Fleisch verdörrte, und schließlich spannte sich nur noch mumifizierte, an Pergament erinnernde Haut über ihren Knochen, bis auch diese zu Staub zerfiel und nur ein Totenschädel übrigblieb, in dessen leeren Augenhöhlen immer noch ein verzehrendes Feuer brannte, und auf dessen Zügen auch jetzt noch ein satanisches Grinsen lag.
    Ihre verfaulten Zahnstümpfe bewegten sich, als sie zu sprechen versuchte.
    »Nun sind wir für alle Zeit vereint, Robert«, sagte sie mit brüchiger Stimme. Es klang wie das Knistern jahrhundertealten Papiers. »Für immer, Robert!«
    Ich schrie, riß entsetzt die Hände vor das Gesicht und taumelte zurück, stolperte, fiel auf den harten Steinboden und versuchte aufzuspringen.
    Priscylla folgte mir.
    Ein gräßliches, blubberndes Geräusch drang aus dem zerfransten Loch, das einmal ihr Mund gewesen war. Grüner Schleim sickerte aus ihren leeren Augenhöhlen.
    Ich schrie abermals auf, taumelte rücklings davon und prallte gegen eine der schweren Eichenbänke.
    Priscylla folgte mir weiter, langsam, mit schleppenden Schritten und pendelnden Armen, wie eine auf gräßliche Weise zur bösen Karikatur von Leben erwachte Mumie. Wo sie ging, hinterließen ihre faulenden Füße feucht-braune Abdrücke auf dem Boden.
    Ich fuhr herum – und schrie zum dritten Male auf.
    Dutzende von Händen streckten sich mir entgegen. Aber es waren keine helfenden Hände.
    Es waren Klauen, gräßliche, verkrümmte Klauen, wie eine lebende peitschende Wand, die mich zurückprallen ließ.
    Aber all diese Männer und Frauen waren doch meine Freunde!
    »Howard!« kreischte ich. »Rowlf, Mary... so... so helft mir doch!«
    Niemand rührte auch nur einen Finger, mir zu helfen. Und hinter mir waren noch immer die schlurfenden Schritte des gräßlichen Ungeheuers, in das sich Priscylla verwandelt hatte!
    Es war nahe. Entsetzlich NAHE!
    Schließlich fand mein Blick den meines Vaters. Aber auch in Roderick Andaras Augen las ich keine Spur von Mitleid. Das
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