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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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aber zu meiner immer größer werdenden Enttäuschung wartete ich ve rgebens. Tag um Tag verging, aber mein Freund kam nicht voran. Einen Morgen hatte er in der Stadt verbracht und durch eine beiläufige Frage erfuhr ich, daß er im Britischen Museum gewesen war. Ausgenommen diesen einen Ausflug, verbrachte er seine Tage damit, lange, einsame Spaziergänge zu machen oder mit einer großen Anzahl von Klatschmäulern im Dorf zu reden, deren Bekanntschaft er suchte.
    »Eine Woche auf dem Lande kann Ihrer Gesundheit nur gut tun, Watson«, bemerkte er.
    »Es ist so angenehm, das erste Grün an den Hecken zu beobachten und zuzusehen, wie die Weidenkätzchen wachsen. Mit einem Spaten, einer Blechdose und einem Einführungsbuch in die Botanik kann man sehr interessante Tage verbringen.«
    Er zog selbst mit diesen Werkzeugen aus, aber es war nur eine armselige Ausbeute an Pflan-zen, die er am Abend heimbrachte. Gelegentlich trafen wir bei unserer Herumstrolcherei auf Inspektor Baynes. Sein fettes, rotes Gesicht kringelte sich zu einem Lächeln und seine kleinen Augen glänzten, wenn er meinen Freund begrüßte. Von unserem Fall sprach er kaum. Allerdings schien er mit dem Verlauf der Dinge auch ganz und gar nicht zufrieden zu sein. Um so mehr überraschte es mich, als ich etwa fünf Tage nach dem Verbrechen meine Morgenze itung aufschlug und in großen Schlagzeilen folgendes las:
    DAS OXSHOTT GEHEIMNIS EINE LÖSUNG IN SICHT VERHAFTUNG DES
    MUTMASSLICHEN MÖRDERS
    Holmes sprang von seinem Stuhl hoch, als hätte ihn ein Insekt gestochen, als ich ihm diese Schlagzeilen vorlas.
    »Beim Himmel«, rief er, »soll das heißen, daß Baynes ihn gekriegt hat?«
    »Scheinbar«, sagte ich und las ihm folgenden Bericht vor: »Große Aufregung herrschte gestern in Esher und Umgebung, als bekannt wurde, daß gestern eine Verhaftung im Zusammenhang mit dem Oxshott Mord stattgefunden hat. Wir erinnern daran, daß der in Wisteria Lodge wohnende Mr. Garcia tot auf der Oxshott-Gemeindewiese aufgefunden wurde. Seine Leiche trug Anzeichen einer schweren Gewalttat. In der gleichen Nacht waren sein Diener und der Koch geflohen, was ihre Teilnahme an dem Verbrechen zu beweisen schien. Es wurde vermu-tet, jedoch niemals nachgewiesen, daß der Verstorbene Wertsachen in seinem Haus gehabt hat und daß Diebstahl das wirkliche Mordmotiv war. Inspektor Baynes, der den Fall leitet, unternahm alle Anstrengungen, die Flüchtlinge in ihrem Versteck aufzuspüren. Er hatte Grund zur Annahme, daß sie nicht weit geflohen waren, sondern in der Nähe in einem Versteck lauerten, das sie von langer Hand vorbereitet hatten. Von Anfang an stand jedoch fest, daß sie früher oder später entdeckt werden würden. Durch die Aussage mehrerer Handelsleute, die durch das Fenster einen Blick auf den Koch werfen konnten, kann eine Beschreibung desselben abgegeben werden. Er ist ein großer, furchterregender Mulatte mit gelbem Gesicht und ausgeprägt negroiden Zügen. Dieser Mann ist nach dem Verbrechen gesehen worden. Noch am Abend der Untat wurde er von Konstabler Walters entdeckt und verfolgt, als er die Frechheit besaß, in die Wisteria Lodge zurückzukehren.
    Inspektor Baynes schloß daraus, daß ein solcher Besuch nicht grundlos geschah und sich wiederholen würde. Er verließ das Haus, baute aber im Gebüsch eine Falle. In diese Falle geriet der Mann gestern abend und konnte nach einem harten Kampf mit dem Konstabler festge-nommen werden, der von dem Wilden heftig gebissen wurde. Wie wir unterrichtet wurden, wird der Gefangene bald vor dem Magistrat erscheinen. Von seiner Vernehmung erhofft man sich viel zur Aufklärung dieses Falles. «
    »Also wirklich, wir müssen sofort mit Baynes sprechen«, rief Holmes und nahm seinen Hut.
    »Vielleicht erwischen wir ihn gerade noch, bevor er seine Runde macht. « Wir eilten die Dorf-straße hinunter. Wie wir gehofft hatten, trafen wir den Inspektor noch an, als dieser gerade seine Wohnung verlassen wollte.«
    »Haben Sie die Zeitung schon gelesen, Mr. Holmes«, fragte er und hielt sie uns hin.
    »ja, Baynes, ich habe sie gelesen. Und bitte, nehmen Sie es mir nicht übel, wenn ich Ihnen ein paar Worte freundlicher Warnung sage. «
    »Mich warnen, Sir?«
    »Ich habe mich dieses Falles mit einiger Sorgfalt angenommen und bin überzeugt, daß Sie den richtigen Weg eingeschlagen haben. Ich möchte aber nicht, daß Sie sich zu weit vorwa-gen, ehe Sie nicht völlig sicher sind.«
    »Sie sind sehr freundlich, Mr. Holmes.«
    »Ich sage
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