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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Spanisch. Auch ein altmodischer Revolver und eine Gitarre befanden sich bei dem persönlichen Besitztum.
    »Hier gibt es nichts zu finden«, sagte Baynes, als er mit der Kerze in der Hand von einem Zimmer in das andere stakte. »Aber nun möchte ich Sie in die Küche einladen, Mr. Holmes.«
    Die Küche befand sich im hinteren Teil des Hauses - ein düsterer Raum mit einer hohen Decke. Ein wenig Stroh war in eine Ecke geschüttet, wahrscheinlich das Bett des Kochs. Auf dem Tisch stapelten sich die Essensreste und schmutziges Geschirr, Überreste des gestrigen Dinners.
    »Schauen Sie sich dies an«, sagte Barney. »Was halten Sie davon?«
    Er hielt die Kerze vor ein seltsames Objekt, das hinten auf der Anrichte stand. Es war so fa ltig, eingeschrumpft und verwelkt, daß seine ursprüngliche Form kaum noch auszumachen war. Es war sehr schwarz und ledrig und erinnerte an eine zwergenhafte menschliche Gestalt.
    Ich hielt es zunächst für ein mummifiziertes Negerbaby, aber es konnte genauso gut ein uralter Affe sein. Ich konnte mich nic ht entscheiden, ob es sich um Tier oder Mensch handelte.
    Um seine Mitte war ein Doppelband von weißen Muscheln geschlungen.
    »Sehr interessant, wirklich sehr interessant«, sagte Holmes und betrachtete das gruselige Ding neugierig. »Gibt es noch mehr dergleichen?«
    Schweigend führte uns Baynes zu einem Ausguß und hielt die Kerze hinein. Darin lagen die Glieder und der Rumpf eines großen weißen Vogels, der im vollen Federkleid in Stücke gerissen worden war. Holmes zeigte auf den abgeschnittenen Kopf.
    »Ein weißer Hahn«, sagte er. »Sehr interessant. Es ist wirklich ein sehr seltsamer Fall.«
    Aber Mr. Baynes hatte seine gruseligste Exhibition bis zuletzt aufbewahrt. Unter dem Ausguß zog er eine Zinkwanne hervor, die eine Menge Blut enthielt. Vom Tisch nahm er dann eine Platte, auf der kleine, angebrannte Knochen aufgehäuft waren.
    »Man hat etwas getötet und etwas verbrannt. Der Doktor, der hier war, sagte, menschliche Knochen seien das nicht.« Sherlock Holmes lächelte und rieb sich die Hände.
    »Ich muß Ihnen gratulieren, Inspektor, daß Sie einen Fall so klar und instruktiv zu behandeln wissen. Ihre Begabung, wenn ich das so sagen darf, ohne jemanden zu kränken, ist größer als Ihre Gelegenheit, sie zu benutzen. «
    Inspektor Baynes kleine Augen leuchteten vor Vergnügen. »Sie haben recht, Mr. Holmes. Wir hier in der Provinz stagnieren. Ein Fall dieser Sorte gibt einem Mann endlich mal eine Cha n-ce. Ich hoffe, daß ich sie gut nutzen kann. Was halten Sie von diesen Knochen?«
    »Ein Lamm, würde ich sagen, oder eine Ziege.« »Und der weiße Hahn?«
    »Seltsam, Mr. Baynes, sehr seltsam, beinahe einmalig.«
    >Ja, Sir, es müssen sehr seltsame Leute mit sehr fremden Lebensgewohnheiten in diesem Haus gewohnt haben. Einer von ihnen ist tot. Sind seine Begleiter ihm gefolgt und haben ihn umgebracht? Wenn ja, dann kriegen wir sie, denn jeder Hafen ist bewacht. Aber meine eigene Ansicht geht in andere Richtung. Ja, Sir, meine eigene Ansicht geht in ganz andere Richtung.«
    »Sie haben also eine Theorie?«
    »Und ich werde alleine arbeiten, Mr. Holmes. Ich bin es meiner eigenen Glaubwürdigkeit schuldig. Sie sind ein bekannter Mann, aber ich muß mir meinen Namen erst noch machen.
    Ich wäre froh, wenn ich hinterher sagen könnte, daß ich den Fall ohne Ihre Hilfe gemeistert habe. «
    Holmes lachte gutgelaunt.
    »Gut, gut, Inspektor«, sagte er, »Folgen Sie Ihrem Pfad, ich werde meinem folgen. Meine Resultate stehen ihnen zur Verfügung, wenn Sie Wert darauf legen. Sie brauchen mich nur danach zu fragen. Ich glaube, in diesem Haus habe ich nun alles gesehen, was es zu sehen gibt.
    Ich kann meine Zeit woanders besser nutzen. Au revoir und viel Glück!«
    Es gab ein paar sehr feine Zeichen, die ein anderer sicherlich übersehen hätte, die mir jedoch verrieten, daß Holmes auf einer heißen Spur war. Dem flüchtigen Beobachter erschien er so emotionslos wie immer. Nichtsdestoweniger spürte ich den unterdrückten Tatendurst und fühlte die Spannung. Seine glänzenden Augen und die schnelleren Bewegungen verrieten mir, daß das Spiel beginnen konnte. Er sagte jedoch nichts und ich stellte auch keine Fragen. Mir genügte es, dabei zu sein und meine schlichten Dienste anzubieten, wann immer sie gebraucht wurden. Sein aktives Gehirn mit unnötigen Fragen zu belasten, wäre mir nicht in den Sinn gekommen. Zu seiner Zeit würde er mir schon alles erzählen.
    Darum wartete ich -
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