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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe
Autoren: P Mennen
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es wie uns. Sie haben genauso Durst und verschwenden ihre Kraft nicht unnötig. Sie müssen einen Grund haben, weshalb sie so aufgeregt sind!«
    Chuka hielt an. Sie dachte einen Augenblick nach, dann erhellte der Anflug eines Lächelns ihr runzliges Gesicht um eine Spur. »Du meinst, sie haben Wasser gefunden?«
    Nakeshi nickte erleichtert.
    »Lass uns dort hingehen! Das ist eine sehr gute Gelegenheit, um an Wasser zu kommen!«
    Chuka ging nur widerwillig mit. Sie sah ungern ein, dass ihre Tochter recht hatte. Die beiden Buschmannfrauen folgten dem Geräusch, das immer lauter und fröhlicher wurde. Neben den trompetenähnlichen Rufen der Elefanten hörten sie bald auch Prusten und Stampfen. Bald trennte sie nur noch eine Düne von der Herde. Sie umrundeten vorsichtig den Hügel aus Sand und blieben in sicherer Entfernung hinter einem Sandfelsen stehen – den Wind im Gesicht. Im untergehenden Licht der Sonne wirkten die massigen Leiber der riesigen Tiere noch beeindruckender. In stillschweigender Übereinkunft machten sich die Elefanten an die Arbeit. Zwischen einigen dürren Akazien hoben sie ein tiefes Loch aus. Mit ihren Füßen lockerten sie den Sand auf, um ihn dann mit den Rüsseln
hinter sich zu schleudern. Das Loch war bald über einen Meter tief, als sie endlich auf Wasser stießen. Es musste genug vorhanden sein, denn die Elefanten konnten damit nicht nur ihren Durst stillen, sondern sich auch noch gegenseitig damit bespritzen. Aus der trägen, durstigen Truppe war im Handumdrehen ein munterer Haufen geworden. Die Kälber standen etwas abseits und beobachteten verwundert das ausgelassene Treiben ihrer Mütter. Die Leitkuh und eine andere lieferten sich Scheingefechte, um sich kurz danach liebevoll aneinanderzuschmiegen, die Rüssel zärtlich ineinander verhakt. Andere Elefanten liefen einander hinterher oder rieben ihre mächtigen Hinterteile genussvoll aneinander.
    So faszinierend der Anblick auch sein mochte, Nakeshi und Chuka konnten das Ende dieser Vorführung nicht abwarten. Ihre Kehlen waren ausgetrocknet, und sie sehnten sich nach der Flüssigkeit, die die Elefanten so verschwenderisch vergeudeten.
    »Sie werden doch wohl nicht die ganze Nacht hierbleiben«, schimpfte Chuka ungeduldig. Nakeshi überging die Bemerkung. Sie war viel zu vertieft in die Betrachtung dieser wunderbaren Tiere. Endlich gab die Leitkuh ein Zeichen und setzte ihren schwerfälligen Körper in Bewegung. Mit wiegenden Schritten verließ sie als Erste das Wasserloch. Der gelbe Abendhimmel hatte sich nun in ein blaues Grau verwandelt, in dem die nassen Elefantenkörper nur noch schwer auszumachen waren. Ihr schwerer Tritt, das Pusten der Rüssel und das klatschende Schlagen der großen Ohren verklangen langsam in der einbrechenden Nacht.
    Nachdem die Frauen ausgiebig getrunken und ihre Straußeneier gefüllt hatten, griffen sie in ihre Taschen, um ein paar Beeren und getrocknetes Fleisch zu sich zu nehmen. Erst dann tasteten sie in der Dunkelheit nach morschen Ästen, um damit ein Feuer zu entzünden. Chuka grunzte vor Behaglichkeit und rollte sich sogleich in ihren Lederumhang ein, während
Nakeshi zufrieden dem prasselnden Flammenspiel zusah und die Wärme des Feuers genoss.
    Der weite Sternenhimmel mit seinen unzähligen Lichtern lag wie ein Zeltdach über den beiden Frauen. Eine wohlige Ruhe umgab sie und hüllte sie in trügerische Sicherheit. Nakeshi wusste, dass dieser Frieden sich blitzschnell in eine gefährliche Bedrohung verwandeln konnte. Aber wie alle Menschen ihres Volkes konnte sie gerade deshalb diesen Moment umso mehr genießen. Satt und zufrieden nickte auch sie schließlich ein. Die lange Wanderung durch die Wüste und die Strapazen ihrer langen Reise ließen sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf fallen.
    Weder sie noch ihre Mutter hörten, wie sich der fremde Buschmann anschlich und sie vorsichtig umrundete. Er zögerte, weil er erkannte, dass die beiden Frauen nicht zu seiner Gruppe gehörten. Zweimal schnalzte er mit seiner Zunge, um auf sich aufmerksam zu machen. Doch die beiden Frauen schliefen tief und fest, den Rücken dem Feuer zugewandt. Schließlich näherte er sich der Feuerstelle und tippte der jüngeren der beiden Frauen leicht auf die Schulter. Ihr Gesicht lag im dunklen Schatten der Nacht. Die junge Frau rührte sich immer noch nicht. Sie musste sehr erschöpft sein. Also versuchte er es noch einmal. Er wollte nicht ohne ihre Erlaubnis an ihrem Feuer schlafen. Endlich regte sich die Frau. Sie
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